Die stille Drogensucht der Frauen

Egal ob arm oder reich, gebildet oder nicht, Suchterkrankungen ziehen sich durch alle Gesellschaftsschichten. Und natürlich sind auch Frauen betroffen.

Die weibliche Drogensucht wird allerdings schneller tabuisiert, stigmatisiert und findet oft im Verborgenen statt. Deshalb wird sie häufig als die stille Sucht bezeichnet. Was auch dazu führt, dass Frauen von ihrer Umwelt später mit der Suchtdiagnose konfrontiert werden und weitaus später Beratungsstellen aufsuchen als Männer. Oft liegen die Ursachen für eine spätere Abhängigkeit schon in der Kindheit.

Anfang März wurde darauf im veröffentlichten Bericht des Internationalen Suchtstoffkontrollrats „International Narcotics Control Board (INCB)“ hingewiesen. Dieser analysiert die globale Drogenkontrollsituation und gibt Handlungsempfehlungen zur Bewältigung drogenbedingter Herausforderungen.

Laut Bericht nehmen Frauen therapeutische Angebote deutlich weniger wahr als Männer. Ein Drittel der globalen Drogenkonsumenten sind Frauen bzw. Mädchen, aber nur einer von fünf Behandlungsempfängern ist weiblich. Das ist nicht nur für die Betroffenen selbst problematisch, sondern auch für die Familie, insbesondere die Kinder – ungeboren oder auch neugeboren. Hinzu kommt, dass Kinder suchtkranker Eltern einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sind, später ebenfalls abhängig zu werden. Der Anteil der Drogenabhängigen mit Kindern, beträgt etwa ein Drittel.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung fordert daher, dass die Drogenpolitik die speziellen Bedürfnisse von Frauen erkennen und auch berücksichtigen muss. Es gebe viele Barrieren, die Frauen davon abhalten, sich in Behandlung zu begeben. Sei es Ausgrenzung durch die eigene Familie oder auch die generelle Tabuisierung von Sucht – beides verhindert rechtzeitige lebensrettende Maßnahmen. Diese müssen überwunden werden. Obwohl in Deutschland in den letzten Jahren viel geschehen sei, gelte es nach wie vor, die Frauenrechte weltweit zu stärken und zielgruppengerechte Hilfsangebote auszubauen. Den Betroffenen selbst soll eine bestmögliche Orientierung gegeben werden.

Der Präsident des INCB fordert alle Regierungen weltweit auf, den Zugang zu Prävention, Behandlung und Wiedereingliederung zu verbessern und das mit der Abhängigkeit verbundene Stigma abzubauen.

Es besteht also noch enormer Handlungsbedarf – der Weg ist zwar schon in Sicht, aber er ist noch lang.

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