JAV - Sprungbrett oder Karrierekiller?

730x300- Jugendlicher Porträt mit Piercing und Kopfhörer

Laut Betriebsverfassungsgesetz muss eine Jugend- und Auszubildendenvertretung gewählt werden, sobald ein Betriebsrat besteht und mindestens fünf Arbeitnehmer beschäftigt werden,

  • die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben (jugendliche Arbeitnehmer) oder
  • die zu ihrer Berufsausbildung beschäftigt sind und das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.

Die Ju­gend- und Aus­zu­bil­den­den­ver­tre­tung ist so­zu­sa­gen euer ei­ge­ner Be­triebs­rat bzw. Per­so­nal­rat. Sie ach­tet dar­auf, dass Ge­set­ze, Ta­rif­ver­trä­ge und Be­triebs- und Dienst­ver­ein­ba­run­gen, die die Aus­zu­bil­den­den be­tref­fen, ein­ge­hal­ten wer­den.  Außerdem ist sie der rich­ti­ge An­sprech­part­ner, wenn ir­gend­was mit deiner Ausbildung falsch läuft oder wenn du Rat oder Hil­fe benötigst oder Ide­en zur Ver­bes­se­rung der Aus­bil­dungs­si­tua­ti­on hast. Und sie küm­mert sich um die Qua­li­tät dei­ner Aus­bil­dung und um dei­ne Über­nah­me nach dem Aus­bil­dungs­en­de.

Dennoch zeigen sich die Unternehmen nicht immer erfreut über die Bildung eines BR’s und einer JAV. Sie befürchten - wie auch bei der Bildung eines Betriebsrats -, dass durch die Arbeit der Jungend- und Auszubildendenvertretung Behinderung in den Arbeitsprozessen entsteht.

Solche Befürchtungen sind jedoch unbegründet.

Eine gut ausgebildete JAV garantiert eine kooperative und konstruktive Mitbestimmungsarbeit. Dieses trägt maßgeblich zum Unternehmenserfolg und zu einer motivierten, engagierten und gesunden Belegschaft bei.

Aber warum kann in den Unternehmen oft kein BR bzw. keine JAV gewählt werden?

Es gibt einige Gründe dafür, warum in manchen Unternehmen kein Betriebsrat und somit auch keine JAV gegründet wird, obwohl die Möglichkeit für eine Gründung vorliegt.

  • Bequemlichkeit der Belegschaft
  • Fehlendes soziales Engagement
  • Der Wunsch, die Dinge selbst zu regeln
  • Negative Konsequenzen für die eigene Karriere
  • Eine vorhandene Basiszufriedenheit
  • Ängste vor negativen Auswirkungen
  • Druck vom Arbeitgeber

Ihr seht, es handelt sich also hierbei nicht um einen bewussten Akt des Verzichts seitens der Arbeitnehmer oder der Jugendlichen bzw. Auszubildenden.

Warum sollte ich mich überhaupt in der JAV engagieren?

Manchmal wird man von Seiten der Azubis oder des Betriebsrats gefragt, ob man sich nicht in die JAV wählen lassen will. Oder man hat selbst Interesse sich aktiver zu beteiligen.

Aber was habe ich eigentlich davon? Folgende Punkte sollen diesen Nutzen einmal hervorheben.

  • Engagement für die Jugendlichen und Auszubildenden, also für die, die es selbst nicht können oder sich nicht trauen.
  • Im Team arbeiten.
  • Einblick ins Unternehmen und Unternehmensprozesse
  • Besonderer Informationsvorsprung
  • Betriebswirtschaftliche Zusammenhänge
  • Kündigungsschutz von Mitgliedern der JAV
  • Anspruch auf Übernahme
  • Persönliche Weiterbildung – wie z. B.
        dein Organisationsvermögen verbessern,
        dein Argumentationstalent entfalten,
        deine Kommunikationsfähigkeit und Empathie trainieren,
        deine Konfliktlösungs- und Verhandlungskompetenz steigern,
        und du lernst, besser im Team zu arbeiten.

„Also alles, was du für deine persönliche und berufliche Zukunft gebrauchen kannst.“

Und sonst noch?

  • Stärkung des Selbstbewusstseins
  • Zufriedenheit, sich für andere einsetzen zu dürfen
  • Intensiver Kontakt zu Kollegen
  • Beziehungsgestaltung und Netzwerken
  • Sicherheit in Präsentationen
  • Sammeln vieler neuer Erfahrungen
  • Wissen aus Arbeits- und Betriebsverfassungsrecht
  • Beratungskompetenz
  • Trainingskompetenz
  • Sammeln erster Führungserfahrungen
  • Austausch mit anderen JAV’lern

Gibt es auch Risiken? Was spricht vielleicht gegen eine Kandidatur?

Die Arbeit der JAV ist sehr spannend, aber nicht immer ganz einfach: Den größten Handlungsbedarf gibt es oft dort, wo etwas schiefläuft. Das bedeutet: Oft wirst du es mit problematischen Situationen zu tun haben. 

Darauf solltest du dich einstellen:
  • Als JAV-Mitglied sitzt du manchmal zwischen den Stühlen. Denn du fühlst dich sowohl dem Wohl der Azubis, dem allgemeinen Betriebswohl, dem Wohl der Jugendlichen als auch dem Betriebsrat verpflichtet. Es gilt also Manches auszuhalten.
  • Als JAV musst du dich mit vielen ganz unterschiedlichen Themen beschäftigen – die oft gar nichts mit deinem bisherigen Beruf oder deiner Ausbildung zu tun haben. Du solltest bereit sein, Neues zu lernen.
  • Im JAV-Gremium selbst kann es zu Konflikten kommen. Als JAV ist es wichtig, für die Meinung anderer offen zu sein, fair zu diskutieren und konstruktiv zusammenzuarbeiten.
  • Du kennst dein Unternehmen, die Unternehmensführung und Beteiligten und befürchtest, dass die Verantwortlichen dir dein Engagement oder deine Entscheidungen übelnehmen könnten.

Oft erscheint es dann sicherer, den bequemen Weg zu gehen und sich zurückzuziehen.

Deshalb solltest du immer genau prüfen, ob deine Befürchtungen einer annähernd objektiven Wahrheit entsprechen, bevor du dich zurückziehst oder dich aktiv eingreifst, ob du etwas sagst oder schweigst und wie genau dein Handeln aussehen soll. Erkunde immer genau das System und die damit verbundenen Auswirkungen. Und es lohnt sich immer, wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen.

„An Herausforderungen wird man wachsen“

Unternehmensmehrwert durch eine aktive und kompetente JAV

Die JAV als unangenehmer Gegenpart gehören schon lange der Vergangenheit an.

Kluge Unternehmen schätzen eine vertrauenswürdige Mitbestimmungsarbeit und sehen die wirtschaftlichen Vorteile, denn solche haben eine sozialere Ausrichtung und sind nachweislich innovativer, flexibler und produktiver.

Deshalb gibt es viele gute Gründe für dein Engagement in der JAV! Lebe deine Werte und leiste deinen Beitrag!

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