Die Alarmglocken läuten: Mitarbeiter am Rande der Belastbarkeit

 

730x300 verzweifelter Mann am PC - Frau im Hintergrund

Wo auch immer man hinhört: Alle sind gestresst - im privaten Umfeld, aber auch viele der Kollegen. Dass dies auch tatsächlich der Fall ist und keineswegs Panikmache, untermauert Elke Ahlers WSI-Betriebsrätebefragung 2015. Dabei sind es oft nicht einmal die körperlichen Anforderungen im Unternehmen, die belasten, sondern die psychischen "Strapazen" wie Arbeitsverdichtung, Leistungsdruck und Angst vor Jobverlust.

60 % der befragten Betriebsräte  gaben an, dass die Arbeitnehmer unter Zeitdruck und hoher Arbeitsintensität leiden. Problematisch seien auch hoher Verantwortungsdruck, regelmäßige störende Unterbrechungen der Arbeit sowie mangelnde Planbarkeit der Arbeitszeiten. In 20 % der befragten Firmen grassiere sogar Angst den Arbeitsplatz zu verlieren.

Das trägt natürlich nicht dazu bei, dass die Arbeitnehmer entspannt ihrer täglichen Arbeit nachgehen und es verwundert nicht, dass in 77 % dieser Betriebe die gesundheitlichen Probleme in der Vergangenheit zugenommen haben. Auch die Anzahl der Überstunden steige, vermeldet die Hälfte der Befragten. In vier von fünf Betrieben sei Stress sogar Thema auf Betriebsversammlungen oder Gegenstand von Verhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretung.

Laut WSI-Befragung hänge die Zunahme des Arbeitsdrucks oft mit Umstrukturierungen zusammen. Über ein Viertel der Firmen sei von Personalabbau betroffen. Drei Viertel der Betriebsräte haben mit dem Problem einer zu geringen Personaldecke zu kämpfen. Häufig treffe das Erziehungs- und Gesundheitsberufe oder andere öffentliche Dienstleistungen. Die geringe Personalversorgung hänge aber in der Regel nicht mit zu wenigen geeigneten Bewerbern zusammen, sondern eher mit der Tatsache, dass viele Unternehmen die Personaldecke aus Kostengründen gering halten wollen - wenn auch ein Fachkräftemangel in einigen Unternehmen nicht von der Hand zu weisen sei.

Der Druck auf Beschäftigte werde zusätzlich durch neue Techniken der "Leistungssteuerung" erhöht: Zielvereinbarungen und Vertrauensarbeitszeit gehen einher mit höheren Anforderungen und folglich mehr Stress.

Was also tun?

Der traditionelle Arbeitsschutz z. B. in Form von Sonntagsarbeits-Verbot, Sicherheitsbestimmungen oder Pausenregelungen ist schon seit längerem nicht mehr ausreichend. Parallel müssen neuere Programme zur betrieblichen Gesundheitsförderung, zum Eingliederungsmanagement nach längerer Krankheit und Gefährdungsbeurteilungen etabliert werden. In größeren Betrieben sind diese Instrumente schon verbreitet, gerade in kleineren Unternehmen besteht hier allerdings häufig ein großer Nachholbedarf. Dass solche Programme existieren, bedeute zudem nicht, dass diese zwangsläufig auch effektiv sind. Oftmals arbeiten Unternehmen nämlich nicht an den Ursachen der Überlastung, sondern bieten nur individuelle Bewältigungsstrategien an. Fitness-, Ernährungs- und Entspannungsprogramme sind also nicht der Weisheit letzter Schluss.

Der Gesetzgeber fordert seit langem Gefährdungsbeurteilungen, die auch psychische Belastungen mit einbeziehen. Leider - so die Befragung - sei dies bisher nur bei einem Viertel der befragten Unternehmen auch tatsächlich der Fall. Empfehlenswert sei es also, hierzu eine Betriebsvereinbarung auf die Beine zu stellen - eine wichtige Voraussetzung für ein umfassendes Gesundheitsmanagement, in dem Stress wirklich ernst genommen wird.

Nutzen Sie Ihre Mitwirkungsrechte und werden Sie aktiv - für eine effektive Gesundheitsprävention am Arbeitsplatz.

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