Arbeit 4.0 in deutschen Unternehmen

Arbeit 4.0 in deutschen UnternehmenWie sind deutsche Unternehmen für die Digitalisierung und den demografischen Wandel gerüstet? Das untersuchte das WSI, ein Institut der Hans-Böckler-Stiftung auf Basis einer Umfrage von ca. 2.000 Betriebsräten im Jahr 2016.

Das Ergebnis enttäuscht leider: In rund 70 % der Großbetriebe wird großer Arbeitsdruck, damit verbundene psychische Belastungen und Defizite bei der Weiterbildung bemängelt. Das könne die Gesundheit und Zukunftschancen der Beschäftigten gefährden. In erster Linie fehle es an ausreichend Personal und flexiblen Arbeitszeitmodellen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern. Auch der Gesundheitsschutz lasse zu wünschen übrig, 76 % führen die gesetzlichen Gefährdungsabschätzungen nicht vorschriftsmäßig durch.

Dabei seien gute Arbeitsbedingungen entscheidend, um Unternehmen fit für die Arbeit 4.0 zu machen. Wenn Arbeitsaufgaben komplexer werden, setze dies hohe Motivation und Eigenverantwortung voraus. Andererseits seien gesunde Mitarbeiter gefragt, wenn es an allen Ecken und Enden an Personal mangele.

Zwar stehen die Beschäftigten der Digitalisierung durchaus positiv gegenüber, allerdings würden die Chancen, die der digitale Wandel böte, zum Teil nicht genutzt. Lediglich 13 % der Unternehmen offerieren z. B. ihren Beschäftigten das Homeoffice.

Banken und Versicherungen haben eine kritischere Sicht auf die Folgen der Digitalisierung. Dort befürchte ein Drittel der Befragten negative Auswirkungen, wie steigende Rationalisierung, Standardisierung und Leistungskontrolle. Weite Teile der digitalen Arbeitswelt böten wenig Schutz vor Überwachung und Datenmissbrauch.

Ist die Arbeitsintensität in den letzten fünf Jahren deutlich gestiegen, berichten 56 %, dass gleichzeitig die Arbeitszufriedenheit gesunken sei. Aktuell diagnostizieren 73 % Personalmangel und 60 % permanenten Zeitdruck. Obwohl diese gesetzlich vorgeschrieben sei, gebe es in 76 % der Betriebe keine ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung. Weiterhin sei es dringend notwendig, die Belegschaft für die Digitalisierung zu qualifizieren und für eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben zu sorgen. Auch der betriebliche Gesundheitsschutz müsse an die neuen digitalen Bedingungen, wie mobiles Arbeiten und ständige Erreichbarkeit angepasst werden.

Empfohlen werde, mehr Personal einzustellen, so dass die Beschäftigten ihre Arbeit ohne Risiken für die Gesundheit bewältigen können. Um zeitlich flexibler zu sein, sollen vermehrt das Homeoffice sowie Arbeitszeitkonten angeboten werden. Bei der Gesundheitsprävention müsse man den Wunsch nach mehr Arbeitsautonomie berücksichtigen und Selbstausbeutung verhindern. Dazu sei mehr Mitsprache bei der Gestaltung von Arbeitsbedingungen notwendig.

Fazit: Der Wille, die Betriebe für die Arbeit 4.0 fit zu machen, ist seitens der Arbeitgeber grundsätzlich da, es hapert allerdings an den Arbeitsbedingungen und der Umsetzung. Große Teile der deutschen Wirtschaft sind in dieser Hinsicht noch nicht up to date und bedürfen auf dem Weg dahin einer starken Arbeitnehmervertretung.

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