Was macht Kurzarbeit mit der Motivation der Mitarbeiter?

Pandemiebedingt sind derzeit nach wie vor viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Das führt leider dazu, dass sie sich emotional mehr und mehr von ihrem Arbeitgeber abkoppeln und bereit sind, den Job zu wechseln.

In hohem Maße ist diese Bereitschaft vom Agieren der jeweiligen Führungskraft abhängig. Ist gute Führungsarbeit schon in normalen Zeiten nicht leicht, haben Schwächen in der Führungsarbeit in Krisenzeiten noch stärkere Auswirkungen. Die Herausforderung ist besonders groß, wenn viele Beschäftigte im Homeoffice sind.

Belegt wird das durch den neuen Gallup Engagement Index 2020. Hier zeigt sich, dass die Corona-Pandemie die Befindlichkeiten deutscher Arbeitnehmer verstärkt. Mit 35 % klagen sehr viele über besonders starke Belastungen am Arbeitsplatz. Die Bereitschaft, den Arbeitsplatz zu wechseln, steigt. Lediglich 61 % der Befragten beabsichtigen, auch noch in einem Jahr für das derzeitige Unternehmen zu arbeiten. Auffällig ist, dass das nur auf 48 % der Personen zutrifft, die sich aktuell in Kurzarbeit befinden.

Die Folgen von Kurzarbeit

Das lässt darauf schließen, dass die Kurzarbeit Ängste verursacht. Was damit zusammenhängen kann, dass sich Betroffene nicht mehr als wichtigstes Kapital des Unternehmens fühlen, sondern eher als Ballast. Zusätzlich haben 51 % der Kurzarbeiter den Eindruck, weniger respektvoll behandelt zu werden.

Viele dürften unsicher sein, ob ihr eigener Arbeitsplatz gerettet werden kann oder der Arbeitgeber nach Beendigung der Kurzarbeit zu betriebsbedingten Kündigungen gezwungen sein wird. Ein geringes Vertrauen in die finanzielle Zukunft des Unternehmens äußerten
59 % der Befragten.

Trifft Kurzarbeit gleichzeitig auf schlechte Führung, sind die Auswirkungen bei den Arbeitnehmern immens. 38 % derjenigen, die beides erfahren haben, sind aktiv auf Jobsuche. Im Vergleich dazu sind nur 4 % der Kurzarbeiter, die aber eine hohe emotionale Bindung an den Betrieb haben, aktiv auf Jobsuche.

Das hat auch für die Unternehmensleitung drastische Folgen. Die Abkoppelung der Arbeitnehmer in Kurzarbeit vom Unternehmen führt zu einer Schädigung des Vertrauensverhältnisses, mit erheblichen wirtschaftlichen Konsequenzen. In 2020 dauerte es im Durchschnitt 131 Tage, eine offene Stelle mit einer qualifizierten Person zu besetzen. Zusätzlich gab es 2020 fast 600.000 offene Stellen, die nicht besetzt werden konnten.

Was können Unternehmen tun?

Unternehmen setzen alles daran, Fluktuation zu vermeiden, um nach der Krise mit den aus der Kurzarbeit zurückkommenden Mitarbeitern erfolgreich durchstarten zu können. Die entscheidende Stellschraube dabei ist die Mitarbeiterführung, die für eine hohe emotionale Bindung an den Arbeitgeber sorgen muss.

Die Ergebnisse des Gallup Engagement Indexes zeigen leider, dass dies nur wenigen Führungskräften gelingt. Führung muss es schaffen, positiv für die Mitarbeiter wahrnehmbar zu sein. Sie muss die Verunsicherungen und Ängste der Mitarbeiter erkennen, auffangen und motivieren. Denn die meisten Mitarbeiter verlassen nicht das Unternehmen, sondern ihre Führungskraft. D. h. Personalführung darf keinesfalls auf administrative und fachliche Aufgaben reduziert werden. Sie muss das Gefühl vermitteln, den Mitarbeiter auch als Mensch wahrzunehmen und nicht nur als Ressource für den Unternehmenserfolg.

Was bedeutet das für Beschäftigte, die aus der Kurzarbeit zurückkommen?

Sie müssen emotional wieder an Bord geholt werden. Soll heißen, ihnen muss das Gefühl vermittelt werden, dass sie und ihre Arbeit für die Zukunft der Firma eine große Rolle spielen. Ihr Selbstvertrauen muss gestärkt werden.

Damit Beschäftigte aus Kurzarbeit nicht das Gefühl haben, über Nichts mehr informiert zu sein, ist klare, regelmäßige und offene Kommunikation seitens der Führungskräfte erforderlich. Ihre Tür sollte den Beschäftigten offenstehen.

Die Grundlagen erfolgreicher Personalführung gelten natürlich nicht nur in Krisenzeiten. Werden sie gelebt, trägt das auch langfristig zu einer positiven Unternehmenskultur bei. Und davon profitieren schließlich alle – sowohl das Unternehmen als auch die Beschäftigten.

 

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