Und was sagt die linke Schulter dazu?

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Amerikanische Wissenschaftler sprechen davon, dass 65-80% unserer Kommunikation durch die Körpersprache bestimmt wird. Sie ist Ausdruck unserer emotionalen Lage, unserer inneren Einstellung, eine Form der Beziehungsaufnahme und Beziehungsgestaltung.

Stellen wir uns jemanden vor, der einen Vortrag hält, dabei brillant argumentiert, aber nicht seine ZuhörerInnen anschaut. Der fehlende Blickkontakt führt vermutlich dazu, dass sich die ZuhörerInnen nicht richtig angesprochen fühlen, die Aufmerksamkeit wird mit der Zeit nachlassen. Oder stellen Sie sich einen Vortragenden oder einen Gesprächspartner vor, der verbal mitteilt, wie wichtig sein Anliegen sei, dabei monoton spricht, Schultern, Kopf und Arme "hängen" lässt. Wir werden die verbal ausgesprochene Wichtigkeit vermutlich in Frage stellen.

Zu den unterschiedlichen Ausdrucksformen der Körpersprache gehören:

Der Blickkontakt

Der Blickkontakt stellt zu den Kommunikationspartnern Kontakt her, gibt Resonanz und/oder Bestätigung. In der Alltagssprache gibt es viele Beschreibungen, die die unterschiedliche Qualität eines "Kontaktes" über den Blick beschreiben: Der freundliche Blick, der warme oder kalte Blick, der arrogante Blick, der gierige Blick, der verliebte Blick, wenn Blicke töten könnten uvm.

Die Gestik

Die Gestik beschreibt alle Körperteile, die ich ohne mein Körpergewicht zu verlagern, bewegen kann: den Kopf, die Schultern, die Hände, die Arme, die Füsse. Häufig wird mit Gestik nur das Agieren mit Händen und Armen verstanden, so dass manche Menschen glauben, sie würden wenig Körpersprache einsetzen, ohne bewusst wahrzunehmen, dass sie eine lebendige Gestik mit dem Kopf und/oder Schultern führen. Gestik kann das, was ich, sage ausdrucksvoll unterstreichen. Ein "Nein" verbunden mit entsprechender Gestik kann diese Aussage in ihrer Wirkung verstärken. Sollte jemand jedoch nein sagen und dabei z. B. mit dem Kopf von oben nach unten und umgekehrt nicken, dann lässt sich leicht vorstellen, wie groß die Verwirrung beim Angesprochenen ist.

Die Mimik

Die Mimik beschreibt die Bewegungen im Gesicht wie mit den Augenbrauen, der Stirn, den Nasenflügeln oder den Lippen (insgesamt haben wir 21 mimische Muskeln). Da wir nichts von unserer Mimik sehen (ausser vor dem Spiegel) gibt es im Bereich der Mimik die meisten sogenannten "blinden Flecken".

Die Stimme

Die Ausdrucksmöglichkeiten der Stimme sind u. a.: Lautstärke, Geschwindigkeit, Modulation, Höhe - Tiefe, Rhythmus. Mit der Stimme direkt verbunden ist die Atmung. Wenn wir z.B. aufgeregt sind, verändert sich die Atmung und damit die Stimme. Die Stimme ist so individüll, dass die Kripo eine Tonbandstimme zur "überführung" eines Täters als Beweis akzeptiert.

Die Körperhaltung

Mit der Körperhaltung regulieren wir vor allem in der zwischenmenschlichen Kommunikation Nähe und Distanz, "laden ein" oder setzen Grenzen.

Körperspannung

Die Körperspannung beschreibt den Muskeltonus (angespannt - entspannt). Die An- bzw. Entspannung von Muskeln hat u. a. wiederum Einfluss auf die Stimme.

Der Geruch

Ob die "Chemie" zwischen Menschen stimmt, entscheidet u. a. der Geruch. Gerüche, die wir als angenehm oder unangenehm empfinden, beeinflussen unsere Aufnahmefähigkeit. Ein starker Geruch überdeckt u.U. alle anderen Sinneseindrücke.

Kleidung/Frisur

Abhängig von der Rolle, dem Kontext und der Persönlichkeit "passen" Kleidung/Frisur zur Situation oder nicht. Hier wird deutlich, wie subjektiv das "Passen" z. T. ist. (Der Produktionsmitarbeiter mit Krawatte, der Bankdirektor mit buntem Jackett, eine Abteilungsleiterin in Jeans?)

Geprägt wird unsere Körpersprache durch:

Gefühle/Befindlichkeiten/seelische bzw. körperliche Verfassung

Die Evolution

Die Kultur

Die Bedeutung von Gesten haben in Kulturen z. T. unterschiedliche Bedeutungen. (z.B. bedeutet Kopfschütteln in Griechenland "ja").

Die Körperliche Disposition

Grösse, Gewicht, körperliche Handicaps u. ä. beeinflussen unsere Möglichkeiten des körpersprachlichen Ausdrucks, bzw. führen zu Kompensationen.

Die Familie

Geschlechtsspezifische Sozialisation

Mädchen und Jungen in unserer Gesellschaft erlernen z. T. eine unterschiedliche Körpersprache, z.B. darin, wie viel "Raum" man sich mit seinen/ihren Körperhaltungen/ Bewegungen nehmen "darf".

Das Alter

Die "Persönlichkeit"

Der Kontext

Unterschiedlichen Situationen und Beziehungen nehmen Einfluss darauf, wie wir Körpersprache wahrnehmen bzw. welche Körpersprachen-Signale wir

  • Körpersprache beeinflusst Kommunikation
  • Körpersprache gestaltet die Beziehung zu den KommunikationspartnerInnen
  • Körpersprache ist direkter Ausdruck unserer Befindlichkeit, unserer Einstellung - Körpersprache unterstreicht oder widerspricht einer verbalen Aussage
  • Körpersprache wird häufig unbewusst ausgedrückt
  • Körpersprache ist Ausdruck von Persönlichkeit
  • Körpersprache ist geprägt von ganz vielfältigen Einflüssen
  • Körpersprache kann unterschiedlich gedeutet werden - eine Deutung ist immer auch abhängig von der Sichtweise/Einstellung usw. des Gegenübers
  • Eine objektive Deutung von Körpersprache ist nicht möglich

Körpersprache bei anderen bewusster wahrnehmen ist eine wichtige Kompetenz in der Kommunikation mit anderen Menschen. Hier geht es nicht um Deutung, sondern darum Signale der Körpersprache bewusst mit in das Gespräch einzubeziehen. Vielfach werden körpersprachliche Signale unbewusst aufgenommen - man hat in einem Gespräch ein unklares Gefühl - man weiss nicht, wie man bei dem anderen "dran" ist. Zum Beispiel: Ein Vorgesetzter teilt einem Mitarbeiter einen Auftrag mit. Während des Gespräches zieht der Mitarbeiter die linke Schulter hoch. Instinktiv werden somit vielleicht Zweifel an der Klarheit des Auftrages gesendet. Dieses körpersprachliche Signal aktiv in die Kommunikation mit einzubeziehen heisst: Nachfragen. Fragen, ob man sich selber verständlich ausgedrückt hat und evtl. erwähnen, dass man wahrgenommen hat, dass der Mitarbeiter die Schulter hoch gezogen hat: z. B. "Ich sehe, Sie ziehen Ihre Schulter hoch, habe ich alle Fragen beantwortet?" Nun wird sich der Mitarbeiter vielleicht eher aufgefordert fühlen, einen unklaren Aspekt anzusprechen oder kann mitteilen, dass er z. B. Rückenbeschwerden hat und deshalb seine Schulter "gezuckt" hat, der Auftrag aber klar sei.

Das, was für die anderen gilt, sollte auch für jeden selber gelten - körpersprachliche Signale wahr- und ernst nehmen. Zum Beispiel sitze ich mit einem Gesprächspartner zusammen und nehme wahr, dass ich selber sehr angespannt sitze, die Beine übereinandergeschlagen, nur eine Fussspitze auf dem Boden, Arme verschränkt. Nun kann ich bewusst damit umgehen: z. B. meine Körperhaltung ändern, in der Hoffnung, dass ich mich etwas entspannen kann. Oder ich registriere, dass mich die Gesprächssituation anspannt. Vielleicht erkenne ich, woran es liegt und ich kann eine Konsequenz ziehen.

Ein kompetenter Umgang mit Körpersprache bedeutet:

  • Kennen lernen der unterschiedlichen Ausdrucksformen von Körpersprache
  • Die eigenen Körpersignalen bewusster wahrnehmen
  • Bewusstere Wahrnehmung der Körpersignale anderer
  • Das aktive Einbeziehen von Körpersignalen, d. h. wahrgenommene Körpersignale - wenn möglich - verbalisieren
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