Care-Arbeit: Belastung für Arbeitnehmende?

 

730x300 Frau Psychische Belastung

Fast jede/r Beschäftigte ist im Laufe ihrer/seiner Berufslaufbahn mit zusätzlicher Care-Arbeit beschäftigt. In vielen Lebensphasen müssen wir Mitmenschen unterstützen bzw. uns um sie kümmern. Sei es bei der Kindererziehung, den eigenen Eltern oder irgendwann auch der/dem Partner*in, die unsere Hilfe benötigen. Und das alles zusätzlich zum Job, was zu zusätzlichen Belastungen und häufig sogar zu Überlastung führt. Auf Dauer kann das zu einem gesundheitlichen Risiko für Körper und Geist werden.

Arbeitgeber sehen oft eher private Gründe und nicht berufliche Gründe als Auslöser für Überlastung und Krankheitsausfälle.

 

Was führt dazu, dass die Sorgearbeit als belastend empfunden wird?

Sicherlich ist einer der Hauptgründe dafür die geringe gesellschaftliche und wirtschaftliche Wertschätzung von Care-Arbeit. Das spiegelt sich auch im Eltern- bzw. Pflegegeld wider.

Für beruflichen Erfolg trifft eher das Gegenteil zu. Viele Arbeitnehmer*innen definieren sich sehr stark über die ihnen dabei entgegengebrachte Wertschätzung. Dabei ist Erwerbsarbeit nur ein kleiner Bestandteil der Lebenszeit.

Menschen, die beruflich Care-Arbeit leisten (z. B. Erzieher*innen, Alten- oder Krankenpfleger*innen), scheinen häufiger als andere Berufsgruppen an psychischen Erkrankungen zu leiden. Dazu trägt sicherlich die Ökonomisierung ihrer Tätigkeit bei, die oftmals zu Flexibilisierung, Verdichtung und Individualisierung der Tätigkeit führt – also einer enormen Mehrbelastung. Dabei braucht es eigentlich u. a. Zeit, Geduld, Kreativität, um effektive Sorgearbeit zu leisten. Hinzukommt das vergleichsweise geringe Lohnniveau.

Anlass zur Sorge gibt auch die externe, mittlerweile oftmals wenig verlässliche, Unterstützung bei der Care-Arbeit. Plätze in Alten- oder Pflegeheimen oder auch ambulante Dienste sind oft nur schwer zu bekommen. Genauso sieht es mit Kitaplätzen und offener Ganztagesbetreuung aus. Zudem sind diese häufig personell unterbesetzt. Ist man auf diese externe Hilfe angewiesen, ist das leider oft verbunden mit Sorgen, die Kinder bzw. Pflegebedürftigen könnten dort nicht gut aufgehoben sein.

Durch das intensive Kümmern um andere, haben deren Bedürfnisse immer Vorrang und die eigenen bleiben vielfach auf der Strecke. Es bedarf also intensiver Arbeit an der Selbstfürsorge. Eigene Grenzen müssen besser wahrgenommen und geschützt werden.

Dabei helfen kann der Mental Load Test. Dieser Test macht die Vielfalt und Komplexität von To-dos deutlich und kann dabei unterstützen, verschiedene Lebensbereiche besser zu bewältigen.

 

Was können Arbeitgeber tun?

Durch örtlich und zeitlich flexibles Arbeiten können sie ihren Mitarbeitenden Freiräume schaffen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Teilzeitmodelle oder auch die Einrichtung von Lebensarbeitszeitmodellen können dabei hilfreich sein. Aber auch im zwischenmenschlichen Bereich können Arbeitgeber durch eine verständnisvolle und offene Haltung die Beschäftigten unterstützen. Möglicherweise sind dadurch auch Kolleg*innen bereit, Arbeitsbereiche von Betroffenen zu übernehmen.

Definitiv ist es für Unternehmen sinnvoll, sich im Vorfeld über solche Fälle Gedanken zu machen und mögliche Angebote zu entwickeln.