Konflikte bearbeiten mit dem Drama-Dreieck

 

730x300 kleine Gruppe in Stuhlkreisgespräch

Die Vielzahl von Regeln, Vorschlägen und Hinweisen, wie Konflikte kommunikativ zu bearbeiten sind, zeigt, wie verschlungen die Wege zu einer guten Gesprächsführung bisweilen sind. Da ist es auf eine Weise ge­radezu erleichternd, ein relativ überschaubares Kommunikationsmuster zu kennen, von dem man sicher weiß, dass es in jedem Fall in eine Sackgasse führt: Das so genannte Drama-Dreieck. Wie der Name sagt, geht es dort dramatisch zu. Dies wäre an sich noch nichts Schlimmes, fühlten sich am Ende nicht alle Beteiligten irgendwie unwohl, ohne in dem aktuellen Sachproblem wirklich vorangekommen zu sein.

Ein Beispiel:

Vorgesetzte/r, und zwei Mitarbeiter/innen sitzen am Tisch.
MA 1: "Oh je, ich finde die Auftragsunterlagen nicht mehr“.
Vorgesetzter zu MA 1: "Wenn das nicht bald besser wird, werde ich Sie versetzen“ (Der MA 1 senkt betroffen den Blick.)
MA 2 zu Vorgesetztem (heftig): "Also wirklich, der letzte Auftrag, den wir gesucht haben, fand sich auf Ihrem Schreibtisch. Also greifen sie nicht ständig meine/n Kollegin/en an." (Vorgesetzte/r räuspert sich peinlich berührt und schweigt.)
MA1 zu MA 2: "Aber der Vorgesetzte/r hat es doch gar nicht so gemeint!"
MA 2 zu MA 1 (später beim Essen): "Na, dir werde ich nicht noch einmal helfen gegen die/den Vorgesetzten, so wie du mir jedes Mal in den Rücken fällst!"

Die drei Rollen

In dieser Art der Kommunikation gibt es drei Rollen, die wir Täter oder Verfolger, Opfer und Retter nennen. Bezogen auf unser Beispiel sieht das folgendermaßen aus:
Der Vorgesetzte verfolgt den MA 1.
Der MA 1 geht in die Opferrolle.
Die MA 2 rettet den M A 1, indem er/sie den Vorgesetzten ihrerseits verfolgt.
Der Vorgesetzte fühlt sich als Opfer.
Der MA 1 rettet den Vorgesetzten.

Gesprächsverläufe der oben beschriebenen Art sind nahezu überall zu beobachten, wo Menschen zusammenkommen, im Familienkreis, unter Freunden und Bekannten sowie am Arbeitsplatz.Betrachten wir die drei Positionen einmal etwas genauer. im Blick auf die Ich-Zustände* wird deutlich, dass der Verfolger im Wesentlichen sein kritisches Eltern-Ich (und gelegentlich auch das rebellische Kindheits-Ich) benutzt. Der Retter handelt aus einer überversorgenden und harmonisierenden Haltung des fürsorglichen Eltern-Ichs heraus. Das Opfer befindet sich dagegen im angepassten Kind.(* Begriffe nach der Transaktionsanalyse: fürsorgliches Eltern – Ich, kritisches Erwachsenen – Ich, angepasstes Kind – Ich; rebellisches Kind - Ich; freies Kind – Ich).Es fällt auf, dass im Drama-Dreieck der Gebrauch des Erwachsenen-Ichs vernachlässigt wird. Zwar nimmt man aus dieser Richtung bisweilen leise Warnungen wahr, und dumpf ahnt man bereits den vermutlichen Ausgang der Situation (denn man hat sie so ähnlich ja schon mehrfach erlebt), aber dennoch nimmt das Unheil seinen scheinbar unvermeidlichen Lauf.Entscheidend für das Zustandekommen einer Drama - Dreiecks - Situation ist dabei, ob die Einladung, sich in eine der Rollen zu begeben, auch tatsächlich angenommen wird. Weise ich zum Beispiel gegenüber einem Verfolger die mir zugewiesene Opferrolle zurück, so verweigere ich den Einstieg in das Drama-Dreieck. Echte Unterstützung bestünde darin, Hilfesuchende in ihren eigenen Fähigkeiten zur Lösung von Konflikten zu unterstützen - mit dem Ziel größe­rer Unabhängigkeit (Hilfe zur Selbsthilfe).

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