Mentale Belastungen

 

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Mitarbeitende mit psychischen Belastungen – was tun?

Ihre Mitarbeiterin Frau S. ist seit längerer Zeit sehr zurückgezogen. Sie meidet soziale Kontakte, sie wirkt oftmals unkonzentriert und die Arbeitsergebnisse lassen leider auch zu wünschen übrig. Eigentlich sehr untypisch für sie: Sie haben Frau S. als gewissenhafte extrovertierte Mitarbeiterin kennengelernt.

Was ist also passiert?

 

Und vor allem, wie gehen Sie jetzt am besten vor?

Ihr Eindruck ist, dass Frau S. mental belastet ist und das nicht erst seit gestern. Dauern psychische Belastungen über einen längeren Zeitraum an und keine positive Entwicklung ist erkennbar, sollten Sie das Gespräch suchen. Als Führungskraft haben Sie eine Fürsorgepflicht für Ihre Mitarbeitenden. Zu Ihren Aufgaben gehört es, Betroffene zu unterstützen, damit sie möglichst schnell wieder die volle Arbeitsleistung erbringen können.

Damit Ihnen das gelingt, sollte die Ansprache zeitnah erfolgen und nicht auf die lange Bank geschoben werden. Dabei ist es im Vorfeld nicht wichtig zu wissen, ob die gezeigten Verhaltensänderungen von einer psychischen Erkrankung oder Belastung herrühren. Eine offene, empathische, aber trotzdem sachliche Ansprache ist empfehlenswert. Schildern Sie zunächst Ihre Wahrnehmung und ganz konkrete Vorkommnisse und äußern Sie Ihre Sorge. Für Betroffene kann das ein erster Schritt sein zu erkennen, dass fachliche Hilfe in Anspruch genommen werden sollte. Schließlich fallen ihre/seine Probleme schon Außenstehenden auf.

 

Symptome für mentale Belastungen

Sinkende Arbeitsdisziplin

  • Unpünktlichkeit
  • Verspätete Krankmeldungen
  • Fehlende Belastbarkeit
  • Häufige Arbeitsunterbrechungen
  • Arbeitsaufgaben bleiben lange liegen

Veränderung des Arbeitsverhaltens bzw. der Leistungsfähigkeit

  • Steigende Fehlerquote und Leistungsschwankungen
  • Sinkende Zuverlässigkeit
  • Übertriebener Termin- und Zeitdruck
  • Vermeiden spezieller Tätigkeiten

Persönlichkeit und soziale Kontakte

  • Vermeidung von Kontakten
  • Gereiztheit bzw. Anspannung
  • Überreaktion bei Kritik
  • Negative Grundhaltung und Misstrauen
  • Gestörte Selbstwahrnehmung und -darstellung

Gesundheit

  • Erschöpfungszustände
  • Häufige Erkrankungen
  • Körperliche Beschwerden (z. B. Bauschmerzen, Migräne, Schwindel, Rückenbeschwerden)
  • Schlaflosigkeit
  • Unruhezustände

 

Tipps für anstehende Gespräche

  • Positiv, authentisch und offen ins Gespräch starten
  • Respektvoller, ruhiger Umgang
  • Konkrete Schilderung von Beobachtungen
  • Eigene Sorge äußern
  • Vermutungen und persönliche Einschätzung äußern
  • Sichtweise der/des Betroffenen erfragen, Austausch ermöglichen
  • Nicht auf detaillierte Schilderungen der persönlichen Probleme einlassen, darüber müssen Sie keine Kenntnis haben
  • Lösungsorientierte Angebote zur Unterstützung und Hilfe machen, Entscheidung jedoch der/dem Betroffenen überlassen
  • Selbstverantwortung des Mitarbeitenden stärken und Eigeninitiative anstoßen
  • Treffen konkreter Vereinbarungen zum Gesprächsende
  • Neuen Gesprächstermin 2 - 4 Wochen nach erstem Gespräch vereinbaren
  • Umsetzung der Vereinbarungen darin ansprechen

 

Nur dann, wenn konkrete Probleme am Arbeitsplatz existieren, sollten Sie als Führungskraft diese gemeinsam mit dem Mitarbeitenden angehen und für Entlastung sorgen.

 

Mögliche Probleme in der Praxis

Häufig wird zu lange gewartet, bis das Gespräch geführt wird. Obwohl Beschäftigte oft jahrelang auffällig sind, werden Fehlverhalten und Minderleistungen irgendwie kompensiert. Dahinter steckt oft die Angst der Führungskräfte etwas falsch zu machen. Das lange Warten führt jedoch dazu, dass sich die Probleme manifestieren oder sogar noch verstärken.

Die Erwartung an ein erstes Gespräch darf allerdings auch nicht zu hoch sein. Nicht immer entwickelt sich direkt im Anschluss daran etwas zum Positiven. Einem ersten Gespräch muss oftmals auch noch ein weiteres folgen. Im Einzelfall können dabei auch die Personalabteilung oder der Betriebsrat hinzugezogen werden.

Häufig sind Betroffene sehr erleichtert, wenn ihre Situation angesprochen und sich um sie gekümmert wird. Schließlich müssen sie ja nicht detailliert darüber reden, worin genau ihr persönliches Problem besteht. Dafür gibt es andere Spezialisten. Entscheidend ist lediglich, wie die Führungskraft helfen kann, damit es derjenigen oder demjenigen am Arbeitsplatz wieder besser geht und die Arbeit zukünftig wieder mit Spaß und Motivation erledigt werden kann.

 

Fazit

Die Anzeichen für mentale Belastung zu erkennen und offen und empathisch bei den Betroffenen anzusprechen, sind also der richtige Weg zu einer Verbesserung der Situation. Für alle Seiten. Dafür müssen Sie auch kein Profi sein!

 

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