Basistechniken der Mediation für die betriebliche Praxis

Albrecht, Beatrix

Von: B. Albrecht, Juristin, Mediatorin, Trainerin

 

Haben Sie das Gefühl, dass sich Betriebsratssitzungen in die Länge ziehen? Nehmen Sie wahr, dass manche Dinge unausgesprochen in der Luft hängen? Gibt es im Gremium oder im Unternehmen konfliktbehaftete Personen oder Themen? Dann könnten Ihnen einige Techniken der Mediation für Ihren Betriebsratsalltag helfen.

Die Mediation lebt nämlich von der Anwendung von Gesprächstechniken, die den Parteien helfen, den Blick über ihre bisherige Position „über den Tellerrand hinaus“ zu öffnen, um so Win-Win-Lösungen und Fortschritte zu erzielen und Interessen zu klären. Und das Schöne ist, dass diese Techniken auch bei Verhandlungen hilfreich sind und zu besseren und vor allem akzeptierten Ergebnissen führen.

Hier nun beispielhaft drei Techniken:

  • Spiegeln
  • Fragetechniken
  • Zusammenfassen

1. Spiegeln

Das Negative, wie z. B. „giftige“ Zwischenbemerkungen, werden bei dieser Technik „herausgefiltert“. Schimpfwörter oder Vorwürfe werden nicht wiederholt. Sie werden weggelassen. Die Gefühle der Gesprächsteilnehmer und das, was sie erlebt haben, ist wichtig. In der Praxis ist es eine Herausforderung mit Emotionen von Gesprächspartnern professionell umzugehen. Hier nun ein paar Formulierungsbeispiele, wie auf Emotionen reagiert werden könnte:

Beispiel:
Aussage eines Betriebsrats: „Die spinnen doch, diese Ignoranten, kommen einfach zum vereinbarten Termin nicht!“

Mögliche Erwiderungen:
„Du bist richtig sauer, weil sie nicht gekommen sind?“
„Du erwartest Wertschätzung und empfindest dieses Verhalten als nicht wertschätzend, richtig? “
„Du fühlst Dich nicht wahrgenommen oder hast das Gefühl ignoriert und nicht ernst genommen zu werden?“

Natürlich nimmt dies nicht die Emotion, es ermöglicht aber, dass ein*e Sender*in sich auf emotionaler Ebene verstanden fühlt und damit ein weiteres Vorgehen besprochen werden kann. Denn mit einer guten Erwiderung fühlt sich der/die Gesprächspartner*in ernst genommen und es kann zielgerichtet weiter gesprochen werden.


2. Fragetechniken


Zirkuläre Fragen sind z. B. dann hilfreich, wenn es darum geht bei Konflikten oder Verhandlungen die Interessen der Beteiligten zu erfahren – d. h. es geht darum zu erkennen, wo Wechselseitigkeit und Gemeinsamkeit möglich wären. Diese Fragetechnik ist auch hilfreich, wenn man entweder das Gefühl hat, sich im Kreis zu drehen oder wenn an kritischen Stellen mit sog. „Killersätzen“ (z. B. „immer, keiner, alle…“) reagiert wird.

Beispiel:
Aussage eines Arbeitgebervertreters: „Das Problem lässt sich so nicht lösen.“

Mögliche Erwiderung:
Der erste Impuls wäre eine lösungsorientierte Frage zu stellen, z. B.
„Was bräuchten Sie von uns, um das Problem lösen zu können?“ oder
„Was konkret würden Sie brauchen, um das Problem lösen zu können?“.

Alternativ kann die zirkuläre Frage verwendet werden:
„Kennen Sie vergleichbare Unternehmen mit ähnlichen Problemen? Wissen wie, wie diese Unternehmen damit umgegangen sind?“ oder
„Was würde Ihnen der Aufsichtsratsvorsitzende empfehlen?“
„Was denken Sie, würde sich die Belegschaft wünschen?“

Beide Fragen, vor allem aber die zirkuläre Frage, helfen wenn der/die Gesprächspartner*in sich schwertut, aus der Gedankenspirale oder vorhandenen Denkmustern zu kommen.


3. Zusammenfassen


Die Kunst dieser Technik ist es, das Gesagte in eigenen Worten so zu formulieren, dass die Grenze der (Um)Interpretation oder gar Manipulation nicht überschritten wird. Dabei ist es wichtig, für jede Seite getrennt zusammenzufassen.

Beispiele:
„Heißt das konkret, Sie wollen eine Vereinbarung finden, sowohl für den Fortbestand der Abteilung, wie für eine faire Absicherung der Kolleg*Innen, ist das korrekt?“ oder
„Sie schlagen also vor, dass wir zunächst einen Schritt machen sollten, um zu sehen, ob die besprochene Richtung stimmt, um dann in enger Abstimmung den nächsten Schritt zu machen?“
„Unsere Vorschläge – Umformulierung des § 2 unseres Entwurfs von „muss“ auf „soll“ und die Kürzung der Präambel werden beide von Ihnen akzeptiert, richtig?“
 

Wichtig ist es bei dieser Technik, den Augenkontakt zu suchen und der angesprochenen Seite ausreichend Zeit zum Nachdenken und Reagieren zu geben. Damit wird vermieden, dass sich diese Seite ständig wiederholt, weil sie das Gefühl hat nicht gehört worden zu sein.
Es empfiehlt, sich bei Bestätigung der zusammengefassten Inhalte entsprechende Protokollnotizen zu machen, um auch für sich selbst sicher zu sein, alles richtig erfasst zu haben.

Abschließender Hinweis:

Dies ist nur ein minimaler Ausschnitt an Werkzeugen, die bei Konflikten oder Verhandlungen angewendet werden können. Sie sehen also, es lohnt sich Konfliktlösungsansätze und Mediationstechniken zu kennen, um mehr Qualität in den Betriebsalltag zu bringen.