Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ermöglicht dem Betriebsrat, psychische Risiken frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. In der modernen Arbeitswelt nehmen psychische Belastungen einen immer größeren Stellenwert ein. Arbeitsverdichtung, ständige Erreichbarkeit und hohe Anforderungen sind Faktoren, die das Risiko psychischer Belastungen am Arbeitsplatz erhöhen können. Der Betriebsrat spielt hierbei eine entscheidende Rolle und unterstützt die Belegschaft, indem er dazu beiträgt, gesunde Arbeitsbedingungen sicherzustellen.
Poko bietet Seminare zum Arbeits- und Gesundheitsschutz an, die umfassendes Wissen zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten vermitteln, darunter auch zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Unsere Seminare können Sie an einem unserer schönen Seminarorte beiwohnen, aber auch als Inhouse-Seminar oder Betriebsrat-Webinar buchen.
Seminar: Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen im Betrieb
Laut Psychreport 2023 der DAK Gesundheit erreichte der Arbeitsausfall aufgrund von psychischen Erkrankungen mit 301 Fehltagen je 100 Versicherten im Jahr 2022 einen neuen Höchststand. Dabei sind Depressionen der häufigste Krankschreibungsgrund, gefolgt von Belastungs- und Anpassungsstörungen. Auffällig ist zudem die besonders große Zunahme von Krankschreibungen bei jungen Berufstätigen zwischen 24 und 29 Jahren.
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz entstehen vor allem durch:
Mögliches Resultat dieser Fehlbeanspruchungen und Belastungen wären zum Beispiel Stress, Ermüdung oder Abnahme der Leistungsfähigkeit.
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist im Arbeitsschutzgesetz verankert (§ 5 Abs. 3 Satz 6 ArbSchG) und dient dazu, die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz systematisch zu erfassen und zu bewerten. Ziel ist es, durch gezielte Maßnahmen das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen zu fördern und mögliche gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Um festzustellen, ob eine psychische Belastung als Gefährdung einzustufen ist, weil ein Gesundheitsschaden möglich erscheint, durchläuft man im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung einen Prozess, der in der Regel wie folgt aussieht:
Zunächst werden Tätigkeiten, Arbeitsbereiche oder einzelne Arbeitsplätze auf mögliche Belastungen hin untersucht. Es wird geprüft, welche Faktoren an einem bestimmten Arbeitsplatz auf die Mitarbeitenden einwirken. Bereiche mit vergleichbaren Belastungen können dabei zusammengefasst werden.
In einem Call-Center mit Großraumbüro ist es beispielsweise nicht notwendig, jeden einzelnen Arbeitsplatz separat zu analysieren. Dennoch sollte sorgfältig geprüft werden, ob sich vermeintlich gleiche Arbeitsplätze in relevanten Aspekten unterscheiden, etwa durch Sonneneinstrahlung oder ähnliche Einflüsse. Achten Sie darauf, wesentliche Belastungen nicht zu übersehen, indem die Analyse zu grob erfolgt.
Im zweiten Schritt geht es darum, mögliche Gefährdungen durch psychische Belastungen am Arbeitsplatz sowie deren Ursachen zu ermitteln. Dabei ist es grundsätzlich empfehlenswert, sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende aktiv in die Analyse und Bewertung einzubinden. Dies fördert nicht nur die Akzeptanz der Ergebnisse, sondern erhöht auch die Wirksamkeit der später umgesetzten Maßnahmen.
Berücksichtigen Sie bei der Ermittlung der psychischen Belastungen folgende Bereiche:
Mögliche Instrumente zur Ermittlung psychischer Belastungen sind zum Beispiel schriftliche Mitarbeiterbefragungen, Analyseworkshops oder Beobachtungsverfahren. Meist ist eine Kombination aus Befragung und Workshop oder Beobachtung und Workshop sinnvoll. Denn nur im Dialog mit den Beschäftigten können die Belastungen tatsächlich konkret identifiziert werden.
Im nächsten Schritt wird bewertet, ob die festgestellten psychischen Belastungen als Gefährdung einzustufen sind. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob die Belastungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Gesundheitsschäden führen können. Ist dies der Fall, müssen geeignete Arbeitsschutzmaßnahmen ergriffen werden, um die Risiken zu minimieren.
Bei der Entwicklung und Durchführung solcher Maßnahmen gilt das allgemeine T-O-P Prinzip des Arbeitsschutzes als Rangfolge:
Diese Reihenfolge gewährleistet einen systematischen und effektiven Ansatz, um die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz nachhaltig zu reduzieren.
Es ist essenziell, die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen. Rückschläge sind dabei völlig normal. Sollten die Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg erzielen, ist es wichtig, nicht aufzugeben. Analysieren Sie die Situation erneut, passen Sie die Maßnahmen an oder testen Sie alternative Ansätze. Veränderungsprozesse benötigen Zeit, und nicht alle Herausforderungen lassen sich sofort lösen. Bleiben Sie konsequent und arbeiten Sie weiter an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist ein kontinuierlicher Prozess. Ändern sich die Rahmenbedingungen, muss die Beurteilung entsprechend überprüft und aktualisiert werden.
Bezüglich der Form der Dokumentation bestehen keine Vorgaben. Es empfiehlt sich jedoch, folgende Aspekte schriftlich festzuhalten:
Der Betriebsrat übernimmt eine zentrale Rolle bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen und trägt aktiv dazu bei, die psychische Gesundheit der Belegschaft zu schützen und zu fördern.
Durch seine vielfältigen Aufgaben sorgt der Betriebsrat dafür, dass psychische Belastungen ernst genommen und wirksame Maßnahmen für ein gesundes Arbeitsumfeld umgesetzt werden.
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist ein wertvolles Mittel, um psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern und Belastungen frühzeitig entgegenzuwirken. Der Betriebsrat hat hierbei eine wichtige Verantwortung und unterstützt die Belegschaft durch Mitbestimmung, Information und die Überwachung der Umsetzung. So wird ein wichtiger Beitrag zur Schaffung eines gesunden und nachhaltigen Arbeitsumfelds geleistet.
Poko-Seminare unterstützen Führungskräfte und Betriebsratsmitglieder dabei, psychische Belastungen am Arbeitsplatz systematisch zu erkennen und gezielt anzugehen. Praxisorientierte Schulungen zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen vermitteln das notwendige Wissen, um Beurteilungen erfolgreich durchzuführen und Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Arbeitsumfelds umzusetzen. Ob an einem unserer Poko-Seminarorte, als Webinar oder als individuell abgestimmte Inhouse-Schulung direkt bei Ihnen vor Ort – unsere Seminare sind flexibel und auf Ihre spezifischen Anforderungen zugeschnitten. Jetzt Seminar buchen!