Altersabhängige Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Mitarbeitern

 

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Zuerst die gute Nachricht: Aufgrund ihrer Erfahrungen haben ältere Personen eine bessere Basis, um Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, gleichzeitig bringen sie ihre Persönlichkeit, Erfahrungen und soziale Kompetenz ein.

Die Sichtweise auf das Altern hat sich im 21. Jahrhundert geändert. Inzwischen hat man sich daher auch von der früheren Vorstellung, dass sich der Allgemeinzustand im Alter auf allen Ebenen verschlechtert (Defizitmodell), verabschiedet. Das Altern wird nicht mehr als eindimensionales Phänomen betrachtet, welches nur die biologischen Abbauprozesse betrachtet. Mittlerweile sieht man das Alter differenzierter: Menschen entwickeln sich im Laufe des Lebens in verschiedenen Bereichen in unterschiedliche Richtungen. [1]

Ausgehend von einem Kompetenzmodell liegen die Stärken bei älteren Arbeitnehmern aufgrund ihrer längeren Berufserfahrung u. a. in:

  • einer geringeren Fehlerquote,
  • geringeren Leistungsschwankungen,
  • der Fachexperten-Qualifikation,
  • einem breiten Erfahrungs- und Allgemeinwissen,
  • der intellektuellen Leistungsfähigkeit (Höhepunkt ab 40/45 Jahren),
  • der sozialen Konstanz und Kompetenz,
  • dem großen Netzwerk von Kontakten.

Allerdings vermindert sich die körperliche Leistungsfähigkeit ab einem Lebensalter von 30 Jahren.

Das heißt es gibt einen Rückgang:

  • der Muskelmasse und Muskelkraft,
  • der Feinmotorik und
  • der Ausdauergrenze

und bedeutet gegenüber einem Dreißigjährigen, dass

  • die Muskelkraft im Alter von 60 Jahren um etwa 30 % abgenommen hat,
  • die manuelle Geschicklichkeit mit 65 Jahren um etwa 20 % abgenommen hat (gemessen an einer zeitbezogenen Lösung manueller Geschicklichkeitsaufgaben),
  • die körperliche Leistungsfähigkeit mit 50 Jahren um 2/3 und mit 60 Jahren um die Hälfte abgenommen hat.

Und leider nicht weg zu diskutieren ist, dass im zunehmenden Alter die Belastbarkeit abnimmt und somit Erholungspausen wichtiger werden. Die Sinnesleistungen werden geringer (die Lesebrille lässt grüßen), das Gedächtnis braucht öfters mal einen Notizblock und typische „Alterskrankheiten“ wie z. B. Bluthochdruck, Erkrankungen der Gelenke, Karzinome und chronische Erschöpfung nehmen zu.

ABER bei der körperlichen Leistungsfähigkeit können durch regelmäßiges Training erhebliche individuelle Unterschiede bestehen. Auch die geistigen Fähigkeiten wie Konzentration, Informationsverarbeitung, Kombinationsfähigkeit und Gedächtnisleistungen können durch entsprechendes Training verbessert werden. Und nach neusten Erkenntnissen haben ältere Menschen weniger Leistungsschwankungen und sind somit in ihren Leistungen zuverlässiger. [2]

Während körperliche Spitzenleistungen nur in der Jugend zu erreichen sind, werden die obersten Führungspositionen erst in einem höheren Alter erreicht. Die Qualifikationen sind zunehmend unabhängig von der körperlichen Leistungsfähigkeit. Bei überwiegend mentaler Tätigkeit und fortlaufender Aktualisierung der Qualifikation wird sich eine geringere Altersreduzierung kognitiver Leistungen zeigen, als bei geistiger Inaktivität zu erwarten ist.

Die in Zukunft erforderliche steigende Lebensarbeitszeit wird die berufliche Weiterqualifikation und die rechtzeitige gesundheitliche Prävention voraussetzen. Die Kombination der Stärken junger Berufsanfänger, qualifizierter Personen mittleren Alters und erfahrener älterer Persönlichkeiten gewährleistet Qualität und ist zukunftsorientiert. Hierzu ist es erforderlich, dass die betrieblichen Arbeitsbedingungen und Weiterbildungen für jüngere und ältere Mitarbeiter möglichst optimal gestaltet werden und dass jeder Einzelne seine Verantwortung für seine eigene persönliche Prävention wahrnimmt. Ergänzend hierzu die damalige Bundesministerin für Arbeit und Soziales A. Nahles bereits auf dem Demografie Kongress in Berlin Anfang September 2014: „Viele Ältere würden länger bleiben, wenn sie nicht im gleichen Takt gehen müssten.“

 

[1] vgl. Schmiedek, Florian; Lövdén, Martin und Lindenberger, Ulman: Geistige Leistungsfähigkeit: Im Alter zuverlässiger (www.psychologie-heute.de 08/2013)

[2] vgl. Buchter, A. (Hrsg.): Diagnostik arbeitsbedingter Erkrankungen und arbeitsmedizinisch diagnostische Tabellen.  Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Homburg 2005, www.uniklinikum-saarland.de/arbeitsmedizin

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