BÄM! Die Kampagne knallt!

von: Anja Scheuermann, Trainerin, Sprecherin, Texterin, Social Media Managerin

Mit Kampagnen begeistern - Schritt für Schritt.

Klar gibt es in der betrieblichen Öffentlichkeitsarbeit immer jede Menge Themen. Aber kennst Du auch diese „dicken Bretter“, bei denen es mit einem Intranetartikel oder nur einem Aushang einfach nicht getan ist und die vielleicht eine Sonderbehandlung benötigen? Zum Beispiel, wenn wir Interesse an der Betriebsratswahl wecken oder nach Neugründung eines Betriebsrats erst einmal für Bekanntheit im Unternehmen sorgen wollen. Hier helfen Tricks aus dem Kampagnenmanagement!

Mit Kampagnen wollen wir die Aufmerksamkeit unserer Zielgruppe auf ein bestimmtes Thema lenken, sie dafür begeistern oder zum Handeln auffordern. Die Einsatzmöglichkeiten sind entsprechend vielfältig: Wir können mit einer Informationskampagne zum Beispiel Beschäftigte darüber informieren, wie sie bestimmte Rechte in Anspruch nehmen. Wir starten eine Aktionskampagne mit dem Ziel, sie dazu zu bringen, bei der Betriebsratswahl ihre Stimme abzugeben. Oder wir planen eine gezielte Imagekampagne, um den Bekanntheitsgrad des Betriebsrats und seiner Arbeit zu steigern.

Welches Problem macht eine Kampagne erforderlich?

Startpunkt einer Kampagne bildet immer erst eine genaue Analyse der Ausgangslage. Vielleicht scheint die Frage trivial, aber haben alle im Betriebsrat das gleiche Verständnis? Am besten ihr beschreibt gemeinsam, was das derzeitige Problem ist. Zum Beispiel: Wir haben kaum Interessent*innen für eine Betriebsratskandidatur, wir laufen Gefahr keinen neuen Betriebsrat mehr auf die Beine stellen zu können. Überlegt auch, welche Stärken ihr habt, die dabei helfen können das Problem zu meistern und welche Herausforderungen es gibt, die eine Problemlösung schwer machen. Jetzt habt ihr eine genaue Beschreibung der Rahmenbedingungen, unter denen ihr eure Kampagne umsetzen werdet. Und dann heißt es noch: Ziel definieren und sich über die Zielgruppe(n) der Kampagne bewusst werden. Also: Was sollen wir erreichen? Und wen wollen wir erreichen?

Welche Botschaften wollen wir verankern?

Nehmen wir an, unser Ziel lautet: Wir wollen bis Januar 2026 mindestens zehn neue Personen mit Interesse am Betriebsratsamt gewinnen, damit das Gremium in unserem Unternehmen bestehen bleibt. Dann können wir uns überlegen, welche Botschaften wir an unsere Zielgruppe vermitteln möchten, um dieses Ziel zu erreichen. Wir „übersetzen“ quasi das, was wir als BR wollen in Aussagen, die für die Zielgruppe relevant sind. Je nach Zielgruppe könnten diese Botschaften zum Beispiel lauten: „Als Betriebsrat kann ich über die Zukunft meiner Arbeit mitbestimmen“, „Als Betriebsrat bin ich Teil eines tollen Teams“ oder „Als Betriebsrat lerne ich Neues und kann mich weiterbilden.“ Mehr Argumente finden Sie hier.

Diese strategische Vorarbeit und klaren Botschaften helfen uns später in der Umsetzung enorm, indem sie uns die Erstellung von Kommunikationsmitteln erleichtern. Wenn du zum Beispiel gerne mit ChatGPT bei der Texterstellung arbeitest, kannst du die Qualität der KI-Entwürfe wesentlich verbessern, indem du die KI passgenau mit Informationen zu deiner Zielgruppe und den gewünschten Botschaften „fütterst“. Probiere es aus!

Was genau machen wir im Kampagnenverlauf?

Nachdem die Ausgangslage geklärt ist und wir wissen, welche Botschaften kommuniziert werden sollen, können wir jetzt in die konkrete Planung einsteigen. Also: Welche einzelnen Maßnahmen und Aktionen wollen wir unternehmen? Mit welchen Inhalten und in welcher Abfolge? Dabei steht uns die gesamte Bandbreite der Kommunikationsinstrumente zur Verfügung: vom analogen Druckmedium (z.B. dem Aushang am schwarzen Brett) über Digitales (Newsletter oder ein kurzer Videoclip im Intranet) bis hin zu Maßnahmen des persönlichen Kontaktes, wie Arbeitsplatzbesuche. Vor allem der persönliche Kontakt kann besonders wirkmächtig sein! Und übrigens: Habt bloß keine Angst vor Wiederholung! Im Arbeitsalltag gehen viele Infos einfach unter.

Unsere Kampagne „Kandidierende für den BR gewinnen“ könnte so aussehen, dass wir unser Thema zunächst „sanft“ ankündigen, zum Beispiel mit einem Plakat am schwarzen Brett und einer ersten Info bei der Betriebsversammlung. Dann wird unsere Kampagne langsam konkreter: Wir veröffentlichen Kurzinterviews unserer Betriebsratsmitglieder im Intranet, warum sie BR geworden sind und was ihnen daran Spaß macht. Wir stellen außerdem einen Artikel „Betriebsrat werden: Häufig gestellte Fragen“ im Intranet zur Verfügung. In der nächsten Betriebsversammlung sprechen wir das Thema ausführlicher an. Dann folgt die nächste Phase: Direkte Ansprache. Hier machen wir Arbeitsplatzbesuche, bei denen wir Mitarbeitende direkt auf das Thema ansprechen und sie zu Infoveranstaltungen einladen…

Jetzt endlich machen!

Alles gut geplant? Wunderbar, dann nix wie ran an die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen! Parallel dazu trifft sich das Kampagnenteam regelmäßig, um sich auszutauschen, Feedback aus der Belegschaft auszuwerten und gegebenenfalls die Kampagne anzupassen.  Gerade in der Anfangsphase von Kampagnen gewinnen wir oft wertvolle Informationen, die wir vorher noch nicht hatten. Manchmal stoßen wir auch auf unvorhergesehene Schwierigkeiten. Beides ist für Kampagnen völlig normal! Wichtig ist jetzt im Team zusammenzuhalten und gemeinsam nach sinnvollen Anpassungen zu suchen.

Nach der Kampagne ist vor der Kampagne!

Alles umgesetzt? Fast alles! Teil der Kampagne sollte unbedingt eine Abschlusskommunikation an die Belegschaft sein. Nachdem sie über einen längeren Zeitraum immer wieder Infos aus der Kampagne erhalten hat, gehört nun auch Transparenz über das Ergebnis dazu.

Und vor allem: Vergesst nicht gemeinsam zu feiern - ganz egal, wie es ausgegangen ist. Ihr habt viel zusammen gewuppt und das gilt es auch gegenseitig wertzuschätzen.