Agieren statt reagieren - Mit Strategie zum Erfolg

730x300 Frau lächelnd mit verschränkten Armen im Großraumbüro

„Wenn Sie keine Strategie haben, sind Sie Teil der Strategie eines anderen.“
Dieser Satz stammt von Alvin Toffler, US-amerikanischer Schriftsteller, 1928-2016. Betriebsräte werden leicht Teil der Strategie von anderen, wenn sie nur reagieren.

Welcher Betriebsrat kennt das nicht: Die Arbeitgeberseite kommt wieder mal mit irgendetwas um die Ecke, auf das der Betriebsrat unvorbereitet und schnell reagieren muss. Sie müssen sich an dem abarbeiten, was an Sie herangetragen wird. Sie haben das Gefühl, sich permanent im Konflikt zu befinden, immer nur hinterherzurennen und im besten Fall die Auswirkungen für Mitarbeiter zu minimieren. Die Gefahr ist dabei groß, dass Gremiumsmitglieder immer mehr die Motivation für ihre Arbeit verlieren und irgendwann ihr Engagement ganz aufgeben. Das muss aber nicht sein! Betriebsräte dürfen und sollen eigene Ziele verfolgen - es ist sogar ihre Pflicht.

Bedeutung von strategischer Betriebsratsarbeit

Betriebsratsarbeit ist mehr als nur politisch zu reagieren und auf die Einhaltung von Gesetzen und Tarifverträgen zu achten. Betriebsratsarbeit bedeutet auch, vorausschauend zu arbeiten und an unterschiedlichsten Punkten anzusetzen. Betriebsräte müssen - genauso wie Manager - in der Lage sein, bewusst und zielgerichtet Strategien zu entwickeln. Wie sich der Betriebsrat strategisch ausrichten will, ist dabei genauso wichtig wie die Verwirklichung langfristiger Ziele (z.B. Standort- und Beschäftigungssicherung, Erhöhung der Arbeitszufriedenheit, Vereinbarkeit Beruf & Familie) und schnell auf anstehende Probleme und Krisen reagieren zu können.

Bisherige Strukturen und Arbeitsprozesse müssen dazu überdacht und neu gestaltet werden. Es gilt daher, auf allen Ebenen Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Strategiearbeit darf aber nicht in der BR-Arbeit untergehen und der Betriebsrat sich nicht im Tagesgeschäft verlieren.

„In Krisenzeiten und Auseinandersetzungen mit der Geschäftsführung benötigt jeder Betriebsrat eine gute Strategie.“

Was heißt denn aber nun Strategie? Wie sieht ein Strategieentwicklungsprozess aus? Der Begriff Strategie wird seit einigen Jahren regelrecht inflationär verwendet. Es wird von Unternehmens- und Wettbewerbsstrategien, Qualitäts-, Personal- oder Personalentwicklungsstrategien gesprochen, von Wachstums-, Wettbewerbs-, Klima-, ja sogar von Kriegsstrategie. Was damit allerdings im Einzelnen gemeint ist, bleibt diffus.

Nach dem Stand der wissenschaftlichen Diskussion versteht man unter Strategie „eine meist langfristig angelegte und geplante Aktivität zur Erreichung von Zielen, unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen“. Strategie wird gerne mit Ziel oder Taktik verwechselt. Strategie ist aber vielmehr der Weg hin zu einem Ziel. Taktik wiederum sind einzelne Manöver, die zur Erreichung eines Ziels mit eingesetzt werden können.

Für den Betriebsrat bedeutet eine Strategie festzulegen, dass das Gremium sich gemeinsam verpflichtet, einen vereinbarten Verhaltensplan aufzustellen. Das Gremium muss dabei in seinem gesamten Handeln bereit sein, sich an diesen Plan zu halten und sich diesem unterzuordnen.

Die Entwicklung einer Strategie ist im Wesentlichen durch Analysen geprägt. Bei der Analyse ist es wichtig, sich belastbare Basisinformationen für eine Strategieentwicklung und das spätere Vorgehen zu verschaffen. Der Fokus liegt hierbei auf den relevanten externen und internen Rahmenbedingungen und Triebkräften. Die Analyse soll sichtbar machen, wo eventuelle Chancen und Risiken (der geplanten Maßnahme) liegen. Die Unternehmensseite hat bei der Analyse die wirtschaftliche Seite im Blick. Für den Betriebsrat stehen die Auswirkungen der Maßnahme, die Mitarbeiter, die Arbeitsbedingungen usw. im Fokus.

Zu einer Strategieentwicklung gehört eine Vision und die Frage „Wohin soll es gehen?“ Dabei soll ein möglichst klares Bild von der Zukunft gezeichnet werden. Eine Vision beschreibt etwas, was in ein paar Jahren erreicht werden soll, nicht das Tagesgeschäft. Sie zeigt auf, wofür der Betriebsrat/das Gremium stehen will, was dessen Werte sind, wie sein Handeln aussieht und woran ihn andere erkennen sollen.

Herrscht dazu Einigkeit, geht es an die Zielformulierung und die strategischen Forderungen. Auch hier ist es wichtig, dass im Gremium eine Einigkeit erzielt wird und keine „faulen“ Kompromisse geschlossen werden.  Das spart später Zeit und künftige Konfliktpotenziale werden vermieden. Es ist immer wieder festzustellen, dass bei besonders erfolgreicher Gremienarbeit, Visionen und Ziele von allen Beteiligten getragen wurden.

Sind die Ziele bestimmt, geht es um das konkrete gemeinsame Handeln, das taktische Vorgehen, die Entwicklung von Umsetzungsschritten. Der Fokus liegt hierbei auf einer koordinierten Absprache der einzelnen Arbeitsabläufe sowie einer gut durchdachten Planung der einzelnen Schritte. Im nächsten Schritt müssen zur Ergebnis- und Maßnahmenüberprüfung Kennzahlen und Erfolgskriterien festgelegt werden. Zu guter Letzt gehört die Strategieumsetzung regelmäßig überprüft und dokumentiert.

Strategieentwicklung bedeutet, außerhalb des Tagesgeschäfts Zeit zu investieren. Zeit, die sich am Ende auszahlt. Betriebsräte, die einen gemeinsamen Plan, eine gemeinsam entwickelte Strategie haben, sind auf lange Sicht erfolgreicher. Gremien, die auf eine gemeinsame Strategieentwicklung verzichten, werden früher oder später von Uneinigkeit und Konflikten überrollt. Durch unterschiedliche Absichten und Befindlichkeiten kommt es immer wieder zu langwierigen, zeitraubenden Diskussionen. Im schlimmsten Fall liegen unterschiedliche Fraktionen im Gremium permanent im Clinch, eine Einigung ist fast nicht möglich und Beschlüsse werden nach dem Zufallsprinzip gefasst, es ist keine klare Linie mehr erkennbar. Den Arbeitgeber wird diese Uneinigkeit freuen, denn er hat leichtes Spiel mit dem Gremium, da es zu sehr mit sich selbst und eigenen Konflikten beschäftigt ist und sich damit selbst ausbremst.

Strategieentwicklung kostet Zeit, aber sie ist eine Investition in die Zukunft, auf die kein Betriebsrat verzichten sollte! Klausurtagungen sind im Übrigen hervorragend geeignet, um Visionen, Ziele und Strategien zu entwickeln.

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