Die Ausbildungsperspektiven 2024 der Bertelsmann Stiftung zeigen, dass junge Menschen weiterhin optimistisch auf den Ausbildungsmarkt blicken. Doch es gibt deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bildungsgruppen: Während sich junge Menschen mit hoher Schulbildung schwerer mit der Berufsorientierung tun und mehr Unterstützung wünschen, fühlen sich Jugendliche mit niedriger Schulbildung zwar besser informiert, bewerten ihre Chancen am Ausbildungsmarkt aber weiterhin skeptisch. Zudem erwarten viele Jugendliche verstärkte Maßnahmen seitens der Politik, um die Ausbildungsplatzsuche zu erleichtern.
Diese Erkenntnisse basieren auf der Jugendbefragung „Ausbildungsperspektiven 2024 – Eine repräsentative Befragung von jungen Menschen“, für die zwischen dem 23. Februar und dem 24. März 2024 insgesamt 1.729 junge Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren befragt wurden.
Laut der Studie planen 45 % der befragten Schüler*innen, nach der Schule eine Ausbildung zu beginnen, während 33 % noch unentschlossen sind. Nicht überraschend ist, dass Schüler*innen mit niedriger und mittlerer Schulbildung deutlich häufiger eine Ausbildung in Betracht ziehen (80 % bzw. 71 %) als diejenigen mit hoher Schulbildung (22 %). Diese bevorzugen weiterhin ein Studium als erste Wahl.
Trotz Krisenzeiten bleibt der Blick vieler junger Menschen auf den Ausbildungsmarkt positiv: 73 % der Befragten bewerten ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz als gut oder sehr gut. Allerdings zeigt sich, dass Jugendliche mit niedriger Schulbildung deutlich pessimistischer sind als jene mit mittlerer oder hoher Schulbildung. 22 % der Befragten mit niedriger Schulbildung halten ihre Chancen für schlecht – ein klares Zeichen für bestehende Ungleichheiten.
Die Studie macht deutlich, dass Berufsorientierung weiterhin eine große Herausforderung für viele junge Menschen darstellt. 56 % der Befragten geben an, dass es zwar viele Informationsangebote gibt, diese aber schwer verständlich oder unübersichtlich sind. Besonders auffällig ist, dass sich 62 % der Schüler*innen mit hoher Schulbildung über mangelnde Orientierung beschweren, während sich Jugendliche mit niedriger Schulbildung im Vergleich besser informiert fühlen.
Die wichtigsten Informationsquellen für junge Menschen sind:
Ein zentrales Problem bleibt die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage. Während mehr als 70.000 Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, gibt es gleichzeitig über 60.000 unversorgte Bewerber*innen. Besonders problematisch ist, dass viele Ausbildungsplätze nicht den Interessen oder Qualifikationen der Jugendlichen entsprechen, was die sogenannte Passungsproblematik verstärkt.
Fast die Hälfte der befragten Jugendlichen (49 %) ist der Meinung, dass die Politik zu wenig für Ausbildungssuchende tut. Besonders häufig fordern junge Menschen:
Auch in der Berufsorientierung wünschen sich viele Jugendliche mehr digitale Angebote und persönliche Beratung durch Expert*innen. 53 % der Jugendlichen mit hoher Schulbildung wünschen sich beispielsweise mehr Unterstützung durch Schulen, während 45 % digitale Berufsorientierungsangebote bevorzugen.
Die Studie zeigt, dass der Ausbildungsmarkt zwar grundsätzlich gute Chancen bietet, aber erhebliche Herausforderungen bestehen. Besonders junge Menschen mit niedriger Schulbildung fühlen sich trotz ausreichender Informationsangebote unsicher bei der Ausbildungsplatzsuche. Gleichzeitig fällt es Jugendlichen mit hoher Schulbildung schwer, sich in der Berufsorientierung zurechtzufinden.
Die Forderung nach mehr Unterstützung durch die Politik und individuellere Beratung ist daher eine zentrale Schlussfolgerung der Befragung. Die Einführung der Ausbildungsgarantie wird als positiver Schritt gesehen, reicht aber allein nicht aus, um allen jungen Menschen eine faire Chance zu geben.