Neue Talente, neue Chancen: Zugewanderte Azubis erfolgreich integrieren

Die deutsche Wirtschaft steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits fehlen in vielen Branchen qualifizierte Fachkräfte, andererseits steigt die Zahl junger Menschen mit Migrationshintergrund, die eine Ausbildung beginnen. Die Integration dieser Auszubildenden ist nicht nur eine gesellschaftliche Aufgabe, sondern auch eine große Chance für Unternehmen. Doch um aus Potenzialen echte Erfolge zu machen, braucht es gezielte Maßnahmen, die sprachliche, kulturelle und fachliche Hürden abbauen.

Warum sind zugewanderte Azubis so wichtig für den Arbeitsmarkt?

In den letzten Jahren ist die Zahl der Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit stark gestiegen. Ohne sie wäre der Rückgang an neuen Fachkräften in vielen Berufen noch drastischer. Besonders in Branchen wie dem Handwerk, der Pflege oder der Gastronomie sind sie mittlerweile unverzichtbar. Doch der Weg in den Beruf ist für viele nicht einfach.

Viele zugewanderte Jugendliche haben in ihren Herkunftsländern ein anderes Schulsystem durchlaufen, verfügen nicht immer über vergleichbare Abschlüsse oder kämpfen mit Sprachbarrieren. Trotzdem bringen sie oft eine hohe Motivation, Lernbereitschaft und wertvolle interkulturelle Kompetenzen mit – eine Chance, die Betriebe nutzen sollten.

Herausforderungen in der Ausbildung: Was macht den Einstieg schwer?

Damit aus Potenzial auch langfristiger Erfolg wird, müssen einige Hürden überwunden werden:

  • Sprachbarrieren: Die Fachsprache in vielen Berufen ist anspruchsvoll. Wer sich in der Berufsschule oder im Betrieb sprachlich unsicher fühlt, hat es schwerer, mitzuhalten.
  • Fehlende schulische Vorkenntnisse: In einigen Herkunftsländern gibt es keine duale Ausbildung, sodass viele junge Menschen nicht auf das deutsche System vorbereitet sind.
  • Kulturelle Unterschiede: Erwartungshaltungen an Pünktlichkeit, Hierarchien oder Arbeitsweisen können von dem abweichen, was in Deutschland üblich ist. Das führt manchmal zu Missverständnissen.
  • Mangelnde Unterstützung: Viele Betriebe setzen voraus, dass sich neue Azubis schnell einfügen. Doch gerade bei jungen Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte braucht es mehr Begleitung, um sie dauerhaft zu halten.

Erfolgsrezepte: So können Unternehmen die Integration erleichtern

Einige Unternehmen haben bereits erkannt, dass gezielte Unterstützung sich auszahlt. Die folgenden Maßnahmen haben sich bewährt:

1. Sprachförderung als Schlüssel zum Erfolg

Viele Betriebe bieten bereits freiwillige Deutschkurse an oder kooperieren mit Bildungsträgern. Besonders hilfreich sind Kurse, die auf die jeweilige Fachsprache zugeschnitten sind – zum Beispiel in der Pflege, im Handwerk oder im kaufmännischen Bereich.

Praxisbeispiel: Ein mittelständischer Maschinenbau-Betrieb bietet seinen internationalen Azubis wöchentliche Sprachtrainings an, die direkt auf die technischen Fachbegriffe der Branche abgestimmt sind. Dadurch verbessern sich die Leistungen in der Berufsschule und die Azubis können schneller Verantwortung übernehmen.

2. Mentoring-Programme: Erfahrene Azubis als Begleiter*innen

Der Einstieg in eine Ausbildung ist immer eine Herausforderung, für zugewanderte Azubis oft noch mehr. Ein Mentoring-Programm kann helfen: Dabei unterstützen erfahrene Azubis oder Mitarbeitende die neuen Auszubildenden als Ansprechpersonen für alle Fragen.

Praxisbeispiel: Ein Pflegeunternehmen setzt auf Patenschaften zwischen älteren Azubis und Neulingen, um das Ankommen zu erleichtern. Besonders wertvoll sind dabei ehemalige Azubis mit eigener Migrationsgeschichte, die ihre Erfahrungen weitergeben können.

3. Interkulturelle Trainings für alle Mitarbeitenden

Nicht nur die zugewanderten Azubis müssen sich an neue Gegebenheiten anpassen – auch Betriebe profitieren davon, wenn sie kulturelle Unterschiede verstehen und wertschätzen.

Praxisbeispiel: Ein Handwerksbetrieb führt regelmäßig Workshops durch, in denen Mitarbeitende über verschiedene kulturelle Arbeitsweisen sprechen. Das fördert das Verständnis und reduziert Konflikte.

4. Unterstützung bei schulischen Herausforderungen

Viele zugewanderte Azubis haben Schwierigkeiten mit dem Tempo und der Fachsprache in der Berufsschule. Betriebe können hier gezielt unterstützen – zum Beispiel durch zusätzliche Nachhilfeangebote oder Kooperationen mit Bildungsträgern.

Praxisbeispiel: Ein großes Gastronomieunternehmen arbeitet mit der örtlichen VHS zusammen, um Auszubildenden kostenlose Nachhilfe in Mathematik und Deutsch anzubieten. Das verbessert nicht nur die Prüfungsergebnisse, sondern auch die Motivation.

Die Rolle der Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV)

Jugend- und Auszubildendenvertretungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Integration von zugewanderten Azubis. Sie können sich in den Betrieben aktiv dafür einsetzen, dass Fördermaßnahmen angeboten werden, und eine Anlaufstelle für betroffene Azubis sein.

Mögliche Maßnahmen für die JAV:

  • Bedarf ermitteln: Wo gibt es Probleme? Welche Unterstützung wird benötigt?
  • Gespräche mit dem Betriebsrat führen: Wie können Sprachförderung oder Mentoring-Programme finanziert werden?
  • Anlaufstellen bekannt machen: Viele Azubis wissen nicht, dass es externe Beratungsstellen gibt, die bei Problemen helfen können.
  • Austausch fördern: Interkulturelle Workshops oder gemeinsame Veranstaltungen helfen, Berührungsängste abzubauen.

Fazit: Integration als Erfolgsmodell für Unternehmen und Gesellschaft

Die Integration von zugewanderten Azubis ist eine Herausforderung, aber auch eine große Chance. Wer in gezielte Unterstützung investiert, gewinnt motivierte Fachkräfte und stärkt die eigene Zukunftsfähigkeit. Unternehmen, die auf Sprachförderung, Mentoring und interkulturelles Verständnis setzen, profitieren langfristig – und leisten einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration.

Denn eins ist klar: Neue Talente bringen neue Chancen. Es liegt an uns allen, sie zu nutzen.