Digital Detox – wenn es Zeit wird zu „entgiften“

Mal ehrlich: der digitale Tag fängt bei den meisten von uns schon morgens mit dem Klingeln des Weckers an. Denn der klingelt auf dem Handy, Mobiltelefon, Smartphone oder wie auch immer wir es nennen wollen.

Schon direkt nach oder sogar noch vor dem Aufstehen folgt dann oft ein Blick in die Messenger, den digitalen Kalender, auf Instagram, TikTok etc. Und so geht der Tag in der Regel weiter, auch wenn wir später bei der Arbeit sind. Denn längst hat die Digitalisierung nahezu überall auch in der Arbeitswelt Einzug gehalten. Keine Frage – die digitalen Technologien sind in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung und Erleichterung sowohl im Privatleben als auch im Job oder der Ausbildung.

Aber es gibt – wie so oft – auch eine Kehrseite der Medaille. Denn die übermäßige Nutzung digitaler Medien kann auch Stress verursachen und uns von wichtigen Dingen ablenken, wenn wir ständig zum Smartphone greifen oder einen Blick auf das Tablet werfen.

Für Jugendliche ist das besonders relevant, da sie in einer Zeit aufwachsen, in der digitale Technologien allgegenwärtig sind. Der ständige Zugang zu sozialen Medien, Online-Spielen und Streaming-Diensten kann ihre mentale Gesundheit und soziale Entwicklung beeinflussen.

Laut der aktuellen Studie „Die di­gi­ta­len Deut­schen 2023“ der Postbank sind es mittlerweile schon durchschnittlich 71 Stunden pro Woche, die wir Deutschen online verbringen. Das be­deu­tet ei­nen An­stieg von 21 Stun­den in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren. In der Gruppe der so­ge­nann­ten Di­gi­tal Na­ti­ves (Men­schen zwi­schen 18 und 39 Jah­ren) ist die in­ten­si­ve In­ter­net-Nut­zung sogar noch signifikanter. Die­se Grup­pe ist rund 93 Stun­den pro Wo­che on­line. Das ent­spricht fast vier gan­zen Ta­gen.

Viele Menschen haben auch inzwischen das Gefühl, dass Technologie eine zu große Rolle in ihrem Leben spielt, was zu Stress, Ablenkung und einer verminderten Lebensqualität führen kann. Auf eingehende Nachrichten will man sofort reagieren und lässt den Blick daher auch ständig auf das Handy abschweifen. Wenn das Smartphone uns aber permanent stört und mit neuen Reizen überflutet, bekommt das Gehirn keine Gelegenheit, Informationen zu verarbeiten oder zu regenerieren.

Ständiger Zugang zu sozialen Medien kann gerade bei Jugendlichen auch zu Stress, Angst und einem geringen Selbstwertgefühl führen, da sie sich oft mit anderen vergleichen oder dem Druck ausgesetzt sind, immer erreichbar zu sein.

Das spiegeln auch die weiteren Ergebnisse der Postbank Digitalstudie wider. So denken 30 % der Jün­ge­ren schon über ei­ne Re­du­zie­rung ih­rer On­line-Zeit nach­. Jun­ge Leu­te se­hen vor al­lem so­zia­le Netz­wer­ke als zeit­in­ten­siv an. 41 % wol­len sich von dort mehr zu­rück­zie­hen.

Auch ge­sund­heit­li­che As­pek­te spielen demnach im­mer mehr ei­ne Rol­le: 28 % der Be­frag­ten, die ih­re pri­va­te Internetnutzung ein­schrän­ken möch­ten, glau­ben, dass we­ni­ger On­line-Zeit ih­re Kon­zen­tra­ti­on, Pro­duk­ti­vi­tät und Krea­ti­vi­tät im All­tag stei­gert. Eben­so vie­le möch­ten sich bes­ser kon­zen­trie­ren kön­nen und rund 20 % möch­te nicht stän­dig er­reich­bar sein.

So gewinnt auch der Trend des Digital Detox an Bedeutung. Dieser bezieht sich auf die bewusste Entscheidung, sich eine Auszeit von digitalen Geräten wie Smartphones, Tablets oder Computern und den sozialen Medien zu nehmen, um sich zu entspannen, den Geist zu klären und sich auf das reale Leben zu konzentrieren.

Für die Gestaltung des digitalen Entgiftens gibt es unterschiedliche Modelle. Einige Menschen nehmen sich eine tägliche Auszeit, in der sie alle Geräte abschalten, wie zum Beispiel während des Abendessens oder vor dem Schlafengehen. Andere planen einen ganzen Tag oder ein Wochenende, an dem sie sich von der Technologie zurückziehen.

Als positive Effekte, die eine digitale Auszeit bewirken kann, sind zum Beispiel zu nennen: eine gesteigerte Konzentration und Aufmerksamkeit, bessere Schlafqualität und ein tieferes Gefühl der Entspannung.

Gerade Jugendlichen kann ein Digital Detox helfen, eine gesunde Balance zwischen digitalem und analogem Leben zu finden. Die Zeit, die viele Jugendliche pro Tag online verbringen, geht oft auf Kosten von Bewegung, sozialem Austausch und Schlaf. Ein Digital Detox bietet die Möglichkeit, diese Balance wiederherzustellen und soziale Bindungen und die Entwicklung sozialer Kompetenzen zu fördern. Der Kontakt über soziale Medien kann zwar praktisch sein, ersetzt jedoch nicht den direkten Kontakt mit Freunden und Familie.

Wenn du also zum Beispiel

  • den Drang hast, ständig auf dein Handy zu schauen und alle paar Minuten WhatsApp, TikTok etc. zu checken,
  • das Gefühl hast, etwas zu verpassen, wenn du es nicht tust,
  • gestresst bist, wenn du das Handy mal nicht findest oder zuhause vergisst,
  • dir ständig Gedanken über die Anzahl der Likes zu deinen Beiträgen machst,
  • Probleme hast, dich zu konzentrieren oder 
  • unter Schlafstörungen leidest,

dann ist es vielleicht an der Zeit, eine solche digitale Auszeit in Betracht zu ziehen. Smartphone ausschalten, weit weg legen, Freunde treffen, durchatmen und einfach das „reale“ Leben genießen – gerade der Frühling ist doch die beste Zeit dafür.

Insgesamt kann ein Digital Detox eine wertvolle Erfahrung sein, um eine gesunde Beziehung zur digitalen Technologie zu entwickeln und die mentale, soziale und physische Gesundheit zu fördern.