Sie führen ein Team unterschiedlichster Persönlichkeiten, verschiedenster Professionen und fachlicher Aufgabenstellungen und wünschten sich, die damit einhergehenden zeit- und kraftraubenden Klärungsprozesse reduzieren zu können? Sie fragen sich, ob das zu Ihrem Führungsalltag gehört oder veränderbar ist? Sie wünschen sich homogene Teams, die sich mit wenigen Worten verstehen und Regelwerke mit hoher Verbindlichkeit einhalten? Eine Klärung von immer wiederkehrenden Fragestellungen ein für alle Mal wäre so schön und man könnte sich dann irgendwann auf die „eigentliche“ Arbeit konzentrieren?
Ihr Bedürfnis ist verständlich, denn schließlich kostet die Auseinandersetzung mit und in Ihrem heterogenen Team immer wieder neue Anläufe und die Befürchtung, dass diese die zukünftige Neuauflage der Diskussion nicht werden verhindern können, steht der gebotenen konstruktiven Herangehensweise im Wege.
Vielleicht hilft ein veränderter Blick auf die Sinnhaftigkeit heterogener Teams dabei, diese Kraft immer wieder aufs Neue aufzubringen. Der Indikator für die Sinnhaftigkeit ist hierbei die Vielfalt auf Kundenseite und Umfeldbedingungen.
1. Kunden-Vielfalt: Wer sind unsere (internen oder externen) Kund/innen? Sind diese klar definierbar oder sehr unterschiedlich und eher eine Vielfalt verschiedener Zielgruppen?
2. Produkt-Vielfalt: Was brauchen unsere Kund/innen? Müssen wir für sie ein immer gleiches, verlässliches Produkt bzw. die standardisierte Dienstleistung bereitstellen? Oder eher eine Vielfalt von auf ihre Anliegen zugeschnittenen Dienstleistungen?
3. Situations-Vielfalt: Ist die Erstellung unseres Produkts bzw. die Erbringung unserer Dienstleistung völlig unabhängig von wechselnden Situationen und Kontexten? Oder haben wir es mit einer Vielfalt von unterschiedlichen Ausgangslagen zu tun, die eine hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität erfordert?
Haben Sie es mit einer eindeutigen Zielgruppe zu tun, die die immer gleichen Anforderungen an Sie stellt, die Sie und Ihr Team zu immer gleichen Bedingungen erfüllen können, ist tatsächlich das homogene Team aus Menschen, die zuverlässig und dauerhaft die gleiche Leistung unter Nutzung der passgenauen Fachkompetenz erbringt, nicht nur ausreichend, sondern aus Sicht Ihrer Mitarbeiter/innen auch ihrem Potential entsprechend. Sie werden Ihr Team dann aus Menschen zusammenstellen, die eine vergleichbare Fachkompetenz mitbringen und einen ähnlichen Arbeitsstil praktizieren.
Haben Sie es mit einem bunten Team wie zu Beginn beschrieben zu tun, hat diese Zusammensetzung mit hoher Wahrscheinlichkeit eine berechtigte Historie vor dem Hintergrund vielfältiger Zielgruppen, Aufgaben und Kontexten. Sie brauchen hierfür eine „Effektive Vielfalt“, Menschen mit unterschiedlichen Ausbildungen, Berufserfahrungen, Denk- und Arbeitsstilen, am besten Männer und Frauen unterschiedlichen Alters und Nationalitäten, um der Vielfalt des Marktes gerecht zu werden - mit all den kraftzehren Notwendigkeiten der regelmäßig notwendig werdenden Klärungen und Anpassung einmal vereinbarter Vorgehensweisen.
Selten lassen sich in der Realität diese beiden Varianten so trennen und Sie haben womöglich in Ihrem Bereich sowohl standardisierte Abläufe zu erledigen ebenso wie Sie den hochflexiblen Einzelfallzuschnitt brauchen.
Akzeptieren Sie Standardisierung und Flexibilität als gleichwertig und als ein natürliches Spannungsfeld.
Entscheiden Sie (am besten mit Ihrem Team gemeinsam), wann und wieviel Standardisierung und wann und wieviel Vielfalt effektiv sind.
Vermitteln Sie zwischen den beiden Ausrichtungen in ihren Teams und sensibilisieren Sie für die jeweiligen Schattenseiten.
Achten Sie auf hohe Passung im Aufgabenzuschnitt:
Gleichlautende Kundenbedürfnisse brauchen die zuverlässige Standardisierung im homogenen Team.
Vielfältige Kundenbedürfnisse brauchen die effektive Vielfalt an Aufgabenerfüllung im heterogenen Team.
Treffen gleichlautende Kundenbedürfnisse nach Standardprodukten auf heterogene Teams drohen Langeweile und Lethargie im Team (Bore-Out).
Treffen vielfältige Kundenbedürfnisse nach individualisierten Lösungen auf homogene Teams drohen unzufriedener Kunde und überforderte Teams (Burn-Out).
Vielleicht machen diese Betrachtungen es Ihnen als Führungskraft leichter, immer wieder notwendige Abstimmungsprozesse als zum Alltag gehörend zu betrachten, vielleicht sogar wertzuschätzen und vielleicht sogar als „eigentliche“ Führungsarbeit zu sehen.