von: Rita Gehling
»Ach, ich weiß nicht, ich habe im Moment nix als Stress«, antwortet Peter, als er gefragt wird, ob er sich wieder als SBVertreter bzw. Vertrauensmann für die SBV-Wahl aufstellen lässt. So wie Peter geht es zwischenzeitlich sicherlich einigen SBV´lern, die sich ehrenamtlich neben ihrem Job noch für die Interessen anderer einsetzen. Mit der Übernahme der Rolle der Vertrauensperson sitzt man nicht selten zwischen unterschiedlichen »Stühlen« und ist mit unterschiedlichen Erwartungen und Ansprüchen konfrontiert: U. a. mit den eigenen, denen der schwerbehinderten Menschen, der BR-Kollegen, den eigenen Kollegen und Vorgesetzen. Dieses ist eine ständige Herausforderung und kann das Gefühl von Stress auslösen.
Damit nicht das Gefühl »mir wird alles zu viel« die Oberhand gewinnt, ist ein gesunder Umgang mit Stress ein wichtiges Thema, um die Rolle als Interessensvertreter mit Spaß und Energie ausführen zu können.
Ein gesunder Umgang mit Stress bedeutet erst einmal genauer zu schauen, welche äußeren Rahmenbedingungen Stress auslösen und welchen Stress ich mir selbst mache. Was sind die persönlichen Stressverstärker und Stressmuster? Gehöre ich zum Beispiel zum „Himalaya Typ“, der im übertragenen Sinne immer einen nächsten Gipfel sieht, den es zu erklimmen gilt, und nicht dazu kommt auf dem Gipfel die Aussicht und eine Brotzeit zu genießen? Sprich: Sehe ich nach einer erfüllten Aufgabe immer gleich die nächste und komme gar nicht dazu, Pausen einzulegen? Es gibt ja immer etwas zu tun, als SBV´ler, als Mitarbeiter, als…. Und wie schwer fällt es mir „nein“ zu sagen, welche Wünsche/ Erwartungen kann ich (nicht) erfüllen? Dieses sind nur zwei Aspekte von unterschiedlichen persönlichen Stressmustern. Um die eigene Balance zu erhalten, ist es wichtig die persönlichen »Stressfallen« zu kennen und sie verändern zu können.
Hilfreich dabei sind persönliche Resilienz-Faktoren, die in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung im Umgang mit Stress bekommen haben. Resilienz bedeutet so viel wie die psychische Widerstandskraft. In wissenschaftlichen Langzeitstudien wurden die Faktoren herausgefunden, die Menschen vor den negativen Einflüssen wie Stress schützen. Auch wenn Resilienz von Rahmenbedingen abhängig ist, zum Beispiel wieviel soziale Unterstützung ich erhalte, kann ich die eigene persönliche Resilienz fördern. Der in den USA wirkende Wissenschaftler und Trainer Andrew Shatté hat das Resilienzprogramm: »Sieben Schlüsseln zum Erreichen innerer Stärke« entwickelt.
Eisberg-Überzeugungen aufspüren: Jeder hat tief sitzende Vorstellungen davon, wie Menschen sich zu verhalten haben und wie Dinge gemacht werden sollten. Sie werden von Shatté Eisberg-Überzeugungen genannt, weil sie das Denken, Handeln und Fühlen eines Menschen unbewusst beeinflussen. Häufig sind sie zu starr und wenig förderlich. Auch sie sollten daher aufgespürt und auf ihre Gültigkeit hin überprüft werden.
Problemlösekompetenz trainieren: Jeder sollte überprüfen, wie er Probleme analysiert und nach Lösungsmöglichkeiten sucht. Hier ist es zum Beispiel wichtig, dass man die Situation realistisch einschätzt und sich nicht zu starr auf einen Lösungsweg fixiert. Zum Beispiel kann es für SBVertreter schwierig sein eine schwerbehinderte Kollegin zu verstehen, die sich nach einer langen Beratung, in der vor allem die Vorteile einer Schwerbehinderten-Anerkennung Thema waren, sich doch nicht anerkennen lassen möchte.
Beruhigen und Fokussieren: Wer sehr aufgeregt und angestrengt ist, hat oftmals nicht die nötige Kraft und Ruhe, um in einer Stresssituation die notwendige Gedanken- und Impulskontrolle vorzunehmen. Wenn zum Beispiel der eigene Vorgesetze Unverständnis zeigt, wenn man als SBV´ler zu einer BR-Sitzung geht. Hier ist es wichtig, individuelle innere Haltungen, Techniken oder Verhaltensweisen für sich zu finden, die einem in solchen Stresssituationen helfen.