Berufsbildungsbericht 2024: Aktuelle Entwicklungen in der Ausbildung

 

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Die Berufsausbildung hat in Deutschland eine lange Tradition und gilt als wichtiger Bestandteil der Fachkräftesicherung. Dennoch steht das Ausbildungssystem vor erheblichen Herausforderungen. Der Berufsbildungsbericht 2024 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), zeigt zentrale Entwicklungen und Probleme auf, die für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von Bedeutung sind.

Rückgang der Auszubildendenzahlen

Im Jahr 2022 befanden sich 1,22 Millionen junge Menschen in einer Berufsausbildung. Dies bedeutet einen kontinuierlichen Rückgang gegenüber den Vorjahren (2021: 1,26 Millionen; 2019: 1,33 Millionen). Noch 2010 lag die Zahl bei 1,51 Millionen. Gründe für diesen Trend sind demografiebedingte niedrigere Schulabgängerzahlen, eine zunehmende Akademisierung und eine höhere Studierneigung.

Aktuelle Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt 2023

Der Ausbildungsmarkt erholt sich langsam von den pandemiebedingten Einbrüchen, zeigt jedoch weiterhin Schwächen:

  • Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge: 2023 wurden insgesamt 489.200 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen – ein Anstieg um 14.000 Verträge (+3,0 %) im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch liegt die Zahl weiterhin um 6,8 % unter dem Niveau von 2019.
  • Zuwachs beim Ausbildungsangebot: Unternehmen haben 562.600 Ausbildungsplätze angeboten, 18.600 mehr als im Vorjahr. Doch auch hier bleibt das Angebot hinter dem Wert von 2019 zurück (-15.500 Plätze bzw. -2,7 %).
  • Steigende Nachfrage nach Berufsausbildung: Die Zahl der Jugendlichen, die eine Ausbildung nachfragten, stieg auf 552.900 (+3,2 %). Dennoch ist dies ein Rückgang von 7,7 % im Vergleich zu 2019.

Passungsprobleme: Unbesetzte Stellen und unversorgte Bewerber*innen

Ein zentrales Problem des Ausbildungsmarktes bleibt die unzureichende Zusammenführung von Angebot und Nachfrage:

  • Zum Stichtag 30. September 2023 waren 63.700 Bewerber*innen noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle, während gleichzeitig 73.400 Ausbildungsstellen unbesetzt blieben.
  • Die Zahl unbesetzter Stellen ist gegenüber dem Vorjahr um 6,6 % gestiegen. Dies zeigt, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, geeignete Auszubildende zu finden.
  • Besonders Kleinstbetriebe (bis neun Mitarbeiter*innen) kämpfen mit Besetzungsproblemen, was zu einem Rückgang der Ausbildungsbetriebe um 8.000 (-1,9 %) im Jahr 2022 führte.

Vertragslösungen auf Rekordniveau

Die Vertragslösungsquote – also der Anteil vorzeitig beendeter Ausbildungsverträge – erreichte 2022 mit 29,5 % einen Höchstwert. Dies stellt eine große Herausforderung für das System dar, da nicht alle Auszubildenden nach einer Vertragslösung eine neue Ausbildung beginnen.

Zunahme der Personen ohne Berufsabschluss

Ein besorgniserregender Trend ist die steigende Zahl junger Erwachsener ohne formalen Berufsabschluss. 2022 lag der Anteil der 20- bis 34-Jährigen ohne abgeschlossene Ausbildung bei 19,1 %, was 2,86 Millionen Personen entspricht. Besonders betroffen sind junge Menschen mit Migrationshintergrund (39,1 % ohne Abschluss).

Modernisierung der beruflichen Bildung

Um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, wurden seit 2014 insgesamt 116 Ausbildungsberufe überarbeitet – darunter 111 modernisierte und fünf neu geschaffene Berufe. Dies zeigt die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Anpassung der Ausbildungsinhalte an die sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes.

Fazit: Die Sicherung der Fachkräftebasis als zentrale Herausforderung

Der Berufsbildungsbericht 2024 macht deutlich, dass der Ausbildungsmarkt in Deutschland vor strukturellen Problemen steht. Die Fachkräftesicherung erfordert sowohl eine bessere Abstimmung zwischen Angebot und Nachfrage als auch eine gezielte Förderung der Ausbildung. Gleichzeitig muss das Image der beruflichen Bildung gestärkt werden, um die Attraktivität dieser Karrierewege zu erhöhen.