Die Berufsausbildung hat in Deutschland eine lange Tradition und gilt als wichtiger Bestandteil der Fachkräftesicherung. Dennoch steht das Ausbildungssystem vor erheblichen Herausforderungen. Der Berufsbildungsbericht 2024 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), zeigt zentrale Entwicklungen und Probleme auf, die für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von Bedeutung sind.
Im Jahr 2022 befanden sich 1,22 Millionen junge Menschen in einer Berufsausbildung. Dies bedeutet einen kontinuierlichen Rückgang gegenüber den Vorjahren (2021: 1,26 Millionen; 2019: 1,33 Millionen). Noch 2010 lag die Zahl bei 1,51 Millionen. Gründe für diesen Trend sind demografiebedingte niedrigere Schulabgängerzahlen, eine zunehmende Akademisierung und eine höhere Studierneigung.
Der Ausbildungsmarkt erholt sich langsam von den pandemiebedingten Einbrüchen, zeigt jedoch weiterhin Schwächen:
Ein zentrales Problem des Ausbildungsmarktes bleibt die unzureichende Zusammenführung von Angebot und Nachfrage:
Die Vertragslösungsquote – also der Anteil vorzeitig beendeter Ausbildungsverträge – erreichte 2022 mit 29,5 % einen Höchstwert. Dies stellt eine große Herausforderung für das System dar, da nicht alle Auszubildenden nach einer Vertragslösung eine neue Ausbildung beginnen.
Ein besorgniserregender Trend ist die steigende Zahl junger Erwachsener ohne formalen Berufsabschluss. 2022 lag der Anteil der 20- bis 34-Jährigen ohne abgeschlossene Ausbildung bei 19,1 %, was 2,86 Millionen Personen entspricht. Besonders betroffen sind junge Menschen mit Migrationshintergrund (39,1 % ohne Abschluss).
Um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, wurden seit 2014 insgesamt 116 Ausbildungsberufe überarbeitet – darunter 111 modernisierte und fünf neu geschaffene Berufe. Dies zeigt die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Anpassung der Ausbildungsinhalte an die sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes.
Der Berufsbildungsbericht 2024 macht deutlich, dass der Ausbildungsmarkt in Deutschland vor strukturellen Problemen steht. Die Fachkräftesicherung erfordert sowohl eine bessere Abstimmung zwischen Angebot und Nachfrage als auch eine gezielte Förderung der Ausbildung. Gleichzeitig muss das Image der beruflichen Bildung gestärkt werden, um die Attraktivität dieser Karrierewege zu erhöhen.