Interkulturelle Kommunikation und Zusammenarbeit

 

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„Globalisierung", Global Player", „Global Village“, „Multi-Kulti“, "Joint Venture", "Diversity Management" und „Global Mergers“ - Internationalität verändert Arbeitsplätze und den täglichen Umgang miteinander. Der Erfolg von Kommunikations- und Kooperationsformen im Rahmen z. B. eines interkulturell zusammengesetzten oder international orientierten Teams hängt daher ganz entscheidend davon ab, inwieweit sie in den Rahmen des kulturellgesellschaftlichen Wertekanons der Beteiligten passen und damit auch für diese akzeptabel sind.

Neben Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz stellt sich somit auch die Frage nach einer "interkulturellen Kompetenz". Wer (beruflich) längere Zeit im Ausland oder aber auch in gewohnter Umgebung im interkulturellen Kontext tätig war, hat vermutlich mehr oder weniger drastisch diese Unterschiedlichkeit am eigenen Leib erfahren. Die möglicherweise damit einhergehende persönliche Verunsicherung, bekannt als "Kulturschock", reicht - je nach individueller Verfassung und Gesamtsituation - von Irritation bis hin zu (latenter) Aggression oder Verweigerung der Zusammenarbeit.

Individuelles Verhalten, das vor dem Hintergrund der eigenen Werte- und Erfahrungswelt zunächst einmal befremdlich bzw. unangemessen oder gar unlogisch erscheint, wird jedoch dann verständlich und auch bis zu einem gewissen Grad akzeptabel, wenn man es nicht per se oder aus nur eigener Perspektive vorschnell als gut oder schlecht bewertet.

Schauen wir uns einmal eine typische Szene an:

Wie können kulturelle Unterschiedlichkeiten die Kommunikation erschweren?

Und wie kann man sich mit einem Orientierungsfaden auf potentielle Konflikte vorbereiten?

Antrittsbesuch eines deutschen "Expatriate" zwei Tage nach Ankunft im Gastland bei seinem künftigen asiatischen Kollegen, der als Direktor der F&E-Abteilung sein Ansprechpartner sein wird.

Schon nach wenigen Minuten bemerkt Dr. Schmidt, dass seine Ungeduld während des Gesprächs stetig wächst: Nichts gegen "Small Talk", auch er möchte ja nicht "mit der Tür ins Haus fallen", aber die wiederholten Fragen nach seinem Befinden und seiner Familie - inzwischen wird von einem "Faktotum" die dritte Tasse Tee eingeschenkt - beunruhigen ihn langsam. Neben einigen unendlich langen und peinlichen Gesprächspausen noch kein einziges Wort über die künftige Arbeit, und seine wiederholten Versuche, über das Forschungsprojekt zu reden, der eigentliche Grund seines Aufenthalts, verpuffen in einem Nebel von Belanglosigkeiten und überheblicher Fürsorge, die Schmidt langsam als Anmaßung empfindet, auch wenn Herr M. ein paar Jahre älter sein mag als er. Wenn das mal gut geht ...

Die kulturellen Unterschiedlichkeiten, die in dieser Szene die Kommunikation erschwert bzw. gar gestört haben, lassen sich folgendermaßen beschreiben:

  • Der einheimische Direktor definiert seine Rolle (eher beziehungsorientiert!) als fürsorglicher Gastgeber, der auch im Sinne des Senioritätsprinzips in einer deutlich höheren hierarchischen Position sich um den Gast kümmert, aber auch entsprechenden Respekt verlangt. Dr. Schmidt hingegen definiert seine Rolle (eher sachorientiert!) als gleichberechtigter Arbeitskollege, der im Sinne des Leistungsprinzips wissenschaftliche Qualifikation aufweist und sich daher die patriarchalische Anmaßung des Direktors als unangemessene "Herrschaftstechnik" verbittet.
  • Beide Male scheitert der Versuch einer erfolgreichen Kontaktaufnahme, da die Wege der Beteiligten unterschiedlich sind: nämlich einerseits primär über die persönliche Beziehung, andererseits primär über die gemeinsame Sache.

Es gibt nun eine Fülle sogenannter "Critical Incidents" aus dem Alltag internationaler Zusammenarbeit, die kulturelle Unterschiedlichkeiten des privaten und/oder beruflichen Umgangs aufzeigen.

Die hier am Beispiel des Kommunikationsverhaltens geschilderte Unterschiedlichkeit stellt nur eine, allerdings ganz zentrale, Dimension interkultureller Differenzen dar.

Ein erweitertes Dimensionenmodell lässt sich dann im Sinne eines Orientierungsleitfadens nutzen, um sich auf potentielle Konfliktquellen vorzubereiten oder aber - im Nachhinein - ein zunächst bloß diffuses Gefühl des "Irgendetwas stimmte bzw. passte nicht" genauer zu beschreiben und besser zu verstehen. Bloßes Erleben kann so durch reflektierte Erfahrung zu praktischer Orientierung werden, um in zunächst unüberschaubaren Situationen im interkulturellen Kontext eine differenzierte Wahrnehmung aufrechterhalten zu können und handlungsfähig zu bleiben.