Umgang mit beruflich bedingten Traumata

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Ein traumatisches Erlebnis wünscht sich keiner, kann jedoch jedem von uns tagtäglich widerfahren – auch im beruflichen Umfeld. Im Unterschied zum alltäglichen Stress handelt es sich hierbei um ein konkret zu benennendes und terminierendes Ereignis, das die Bedrohung der Sicherheit oder körperlichen Unversehrtheit einschließt und mit einem starken Gefühl des schutzlosem Ausgeliefertseins einhergeht. Das können Unfälle, kriminelle Übergriffe oder Mißhandlungen oder Naturkatastrophen sein, aber auch urplötzliche eintretende Veränderungen der sicher geglaubten Basis.

Dabei kann bereits die Beobachtung eines Traumas, das primär einem anderem Menschen widerfährt, ausreichen, um sich traumatisiert zu fühlen, ein Phänmomen, mit dem in helfenden Berufen, aber auch bei Lokomotivführern, Polizisten oder in Entwicklungsländern tagtäglich gerechnet werden muss. Besonders hier sind die Arbeitgeber in der Verantwortung, Maßnahmen der Stabilisierung bereitzustellen.

Das Trauma tritt im Gegensatz zum Stress, der sich eher schleichend entwickelt, „aus heiterem Himmel“ auf und nimmt mehr oder weniger katastrophenartige Ausmasse an. Ob und welche psychischen Reaktionen ausgelöst werden ist höchstindividuell und situationsabhängig.

Drei Hauptsymptome lassen sich unterscheiden:

Da sind zunächst die körperlichen Erregungszustände wie Schlafstörungen, Reizbarkeit, Aggressivität, Psychomotorik, Erschöpfung oder Überaktivät… Daneben können Überflutungen der Erinnerung stattfinden in Form von Flashbacks oder Alpträumen…

Der Betroffene wird außerdem versuchen, sich den Symptomen zu entziehen und Vermeidungsreaktionen wie Abspaltung oder ausweichendes Verhalten, Gefühllosigkeit auf der körperlichen oder emotionalen Ebene oder aber sozialen Rückzug entwickeln, in der Vorstellung, dadurch seine Stabilität zurückzuerlangen. So können sich sekundär chronische Belastungsstörungen ausbreiten wie Medikamenten- oder Drogenmißbrauch, Isloation, Persönlichkeitsveränderungen wie Gewaltbereitschaft oder Depression. Eine wichtige Rolle für die Bewältigung spielen dabei die sozialen Beziehungen, Familie und Kolleg/innen, die jedoch meist selbst überfordert sind mit der Frage, wie ein geeigneter Umgang mit der betroffenen Person aussehen könnte. Zu widersprüchlich sind auch die Signale, die von dieser ausgehen.

Die professionelle Behandlung des Posttraumatischen Belastungssyndroms besteht zumeist aus dem De-Briefing, bei dem das „An- und Ausschalten des inneren Films“ erlernt wird, um so wieder die Kontrolle über das Geschehen zu erlangen. Oder aber es wird im Rahmen eines therapeutischen Prozesses EMDR (Eye Movement Desensitisation and Reprocessing) eingesetzt, bei dem laterale Augenbewegungen in rascher zeitliche Folge zur Heilung führen können. In jedem Fall wird man immer in zwei Richtungen versuchen zu gehen:

Man wird versuchen, das Trauma aufzudecken, dadurch bearbeitbar und kontrollierbar zu machen. Außerdem wird man stützen und für Ressourcenaktivierung sorgen.

Scheuen Sie sich nicht, Hilfen anzunehmen. Bestürzt oder wütend zu sein, auszublenden oder abzuschalten, kleinere wiederkehrende Flashbacks (aufblitzende Bilder)… das alles sind normale gesunde Reaktionen auf das Ereignis. Sollten Sie jedoch feststellen, dass Sie mehr trinken oder rauchen als sonst, Panikattacken erleben oder kommen sehen, unter zeitweisem Orientierungsverlust leiden, „hysterische“ Reaktionen an den Tag legen, zeitweise und situationsunangemessen von Bildern oder Gedanken überflutet werden, körperlich diffuse Störungen ohne organischen Hintergrund entwickeln oder aber Rückmeldungen aus Ihrem Umfeld zu eventuellen Persönlichkeitsänderungen erhalten, dann suchen Sie sich Hilfe! Sprechen Sie mit der Personalabteilung, dem Betriebsrat oder dem Betriebsarzt, damit Sie man Ihre Veränderung einordnen kann, sieht dass Sie verantowrtlich damit umgehen und sich mitverantwortlich fühlt, ihre alte Stabilität wider herzustellen.

Spielen Sie nicht den Helden! In der Regel nimmt es die Arbeitgeberseite eher übel, wenn nach einer traumatisierenden Situation getan wird als sei alles in Ordnung und therapeutische Hilfe unnötig, vor allem, wenn das Gegenteil offensichtlich ist. Bedenken Sie auch, dass es ohne professionelle Interventionen u. U. sehr viel länger dauert, bis Sie für sich und Ihr Umfeld wieder „der Alte“ sind. Im schlimmsten Fall erholen Sie sich nie mehr vom erlebten Trauma oder manifestieren ungute „Lösungsansätze“. Nehmen Sie Hilfsangebote an oder suchen Sie selbst nach gegeigneter Unterstützung!