Die „positive Führungskraft“

 

730x300 Mann mit verkreuzten Händen zuhörend

Ein Erfahrungsbericht

Was zeichnet eigentlich eine „positive Führungskraft“ aus? Diese Frage stelle ich seit vielen Jahren TeilnehmerInnen auf Führungsseminaren. Des Weiteren frage ich: Welche Führungskräfte, die Sie bisher in Ihrem Leben kennen gelernt haben, haben Sie als „positiv“ in Erinnerung? Neben den Führungskräften aus dem Berufsleben sind auch LehrerInnen, ProfessorInnen und AusbilderInnen gemeint. Unter „positiv“ wird hier verstanden, dass man gerne und viel gelernt hat, sowie motiviert und leistungsbereit war. In der Regel fallen allen TeilnehmerInnen ein bis zwei Führungskräfte ein, die diese Positiv-Kriterien erfüllen.

Nun gilt es kurz zu beschreiben, welche Verhaltensweisen/Merkmale das „Positive“ ausmachen. Fast immer werden die gleichen Merkmale beschrieben. Die häufigsten Nennungen:

  • Streng, aber gerecht - im Sinne von „klar“ einschätzbar
  • Humorvoll
  • Menschlich

In einer weiteren Analyse werden diese Eigenschaften näher beleuchtet: Was ist genau mit ihnen gemeint? Warum fördern sie Motivation, Leistungsbereitschaft und die Freude am Arbeiten und Lernen?

Mit „streng, aber gerecht“, wird meist verbunden: Die Führungskraft besitzt Sachverstand, es gibt klare Strukturen/Regeln, allen wird die gleiche Wertschätzung entgegengebracht (keine „Lieblinge“), alle haben die gleichen Chancen. Man weiß, „woran man ist.“ Die Führungskraft ist einschätzbar, das heißt unter anderem, man hat keine Angst vor „Ungerechtigkeiten“ und Gefühlsausbrüchen und vertraut der Führungskraft weitestgehend.

Mit „humorvoll“ wird eine gewisse Leichtigkeit verbunden. Humor schafft oftmals eine gesunde Distanz zum Geschehen, ermöglicht für einen Moment Entspannung und fördert die Fähigkeit, Probleme aus einer anderen Sicht zu sehen. Humor wird nie auf Kosten anderer gemacht.

Mit „menschlich“ wird vor allem verbunden: Die Führungskraft ist auch als Mensch erkennbar, das heißt, Gefühle wie Freude, Ärger, Betroffenheit sind spürbar. Diese Gefühle sind nie unkontrolliert, und sie sind der Situation angemessen. Ebenso wird man als Mitarbeiter/in, Schüler/in auch als Mensch (mit Höhen und Tiefen) wahrgenommen. Fehler werden positiv angegangen, aus ihnen kann gelernt werden. Unter „menschlich“ wird auch die Bereitschaft und Fähigkeit verstanden, sich mit anderen Sichtweisen auseinander zu setzen.

Auf den ersten Blick mag es als verblüffend erscheinen, dass fast immer die gleichen Merkmale genannt werden (Erfahrungswert von ca. 200 FK). Für Pädagogen, Psychologen und Hirnforscher, die sich mit lösungsorientiertem Lernen und Motivation beschäftigen ist es jedoch nur eine Bestätigung ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse. Vor allem die Hirnforschung, die in den letzten Jahren Quantensprünge gemacht hat, belegt: Lernen/Problemlösungen finden am besten in einem angstfreien Raum statt. Das Gehirn kann sein Potenzial nur ausschöpfen, wenn „Verstand“ und „Gefühl“ zusammen arbeiten. Und vor allem die zwischenmenschliche Beziehung spielt beim Lernen und der Leistungsbereitschaft eine wesentliche Rolle (vgl. G. Hüther 1). Dieses belegt auch die Erkenntnis, dass eine gute Beziehung zum Vorgesetzten ein wichtiger Motivationsfaktor für Mitarbeiter ist.

Welche Schlussfolgerung lässt sich hieraus ziehen? Eine Führungskraft kann u.a. dann die Potenziale ihrer Mitarbeiter aktivieren, wenn sie:

  • einschätzbar ist
  • die Fähigkeit hat, zu Problemen Distanz zu schaffen
  • und mit Gefühlen umgehen kann

Konsequenz: Wenn Sie motivierte und leistungsbereite Mitarbeiter haben wollen, dann sollten Sie ihnen ermöglichen, angstfrei und klar überschaubar ihrer Arbeit nachgehen zu können. Ihre gute Beziehung zu Ihren Mitabeitern kann dann zum Garanten für erfolgreiche Zusammenarbeit und gewinnbringende Erledigung der anstehenden Aufgaben werden.

Diese Fähigkeiten besitzt man nicht irgendwann, sondern erwirbt sie zunehmend, indem man immer weiter dazu lernt. Vorrausetzung hierfür: Sich selber immer besser kennenzulernen.... .

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