Und was sagt die linke Schulter dazu?

 

730x300 lächelnder Mann mit ausschweifender Gestik

Die (Be)deutung der Körpersprache in der Kommunikation

Von: R. Gehling, Dipl.-Sozialpädagogin, Supervisorin/Coach (DGSv), Integrative Gestalttherapeutin (FPI)

Körpersprache hat in der zwischenmenschlichen Kommunikation eine große Bedeutung.

Stellen wir uns jemanden vor, der einen Vortrag hält – brillant argumentiert – aber dabei nicht seine Zuhörer*innen anschaut. Der fehlende Blickkontakt führt vermutlich dazu, dass sich die Zuhörer*innen nicht richtig angesprochen fühlen, die Aufmerksamkeit wird mit der Zeit nachlassen. Oder stellen Sie sich eine/n Vortragende/n oder eine/n Gesprächspartner*in vor, der bzw. die verbal mitteilt, wie wichtig sein/ihr Anliegen sei, dabei monoton spricht, Schultern, Kopf und Arme „hängen“ lässt. Wir werden die verbal ausgesprochene Wichtigkeit vermutlich in Frage stellen.

Glaubwürdigkeit, Überzeugungskraft hat viel damit zu tun, wie übereinstimmend (kongruent) Inhalt, Körpersprache, zu der auch die Stimme zählt, auf uns wirken.

Im ersten Lebensjahr haben sich alle Menschen ausschließlich über die Körpersprache verständigt:  Blickkontakt suchen bzw. aufnehmen, weinen, lachen, schreien, strampeln ... . Wie bei Kindern sehr deutlich ist, ist die Körpersprache ein Ausdruck unserer emotionalen Lage, unserer inneren Einstellung und eine Form der Beziehungsaufnahme und Beziehungsgestaltung. Und sie bleibt in unserer Kommunikation ein wichtiger Bestandteil.

Die „Sprache“ unseres Körpers ist vielfältig u. a.:

Der Blickkontakt

Der Blickkontakt stellt, wie der Begriff schon sagt, Kontakt zu den Kommunikationspartner*innen her und gibt Resonanz. Fehlender Blickkontakt irritiert und mancher Blick sagt „mehr als tausend Worte“. Wobei hier die Interpretation im Auge des Betrachters bzw. der Betrachterin liegt.

Die Gestik 

Die Gestik beschreibt alle Körperteile, die ich, ohne mein Körpergewicht zu verlagern, bewegen kann: Den Kopf, die Schultern, die Hände, die Arme, die Füße. Häufig wird mit Gestik nur das Agieren mit Händen und Armen verstanden, sodass manche Menschen glauben, sie würden wenig Körpersprache einsetzen, ohne bewusst wahrzunehmen, dass sie eine lebendige Gestik mit dem Kopf und/oder Schultern führen. Gestik kann das, was ich sage, ausdrucksvoll unterstreichen oder unbewusst widersprechen.

Die Mimik

Die Mimik beschreibt die Bewegungen im Gesicht, also mit den Augenbrauen, der Stirn, den Nasenflügeln, den Lippen (insgesamt haben wir 23 mimische Muskeln). Da wir nichts von unserer Mimik sehen, gibt es im Bereich der Mimik die meisten sogenannten „blinden Flecken“.

Die Stimme

Die Ausdrucksmöglichkeiten der Stimme sind u. a.: Lautstärke, Geschwindigkeit, Modulation, Höhe – Tiefe, Rhythmus. Mit der Stimme direkt verbunden ist die Atmung. Wenn wir z. B. aufgeregt sind, verändert sich die Atmung und damit die Stimme.

Die Körperhaltung

Mit der Körperhaltung regulieren wir vor allem in der zwischenmenschlichen Kommunikation Nähe und Distanz, „laden ein“ oder setzen Grenzen.

Körperspannung

Die Körperspannung beschreibt den Muskeltonus (angespannt/entspannt). Die An- bzw. Entspannung von Muskeln hat u.a. wiederum Einfluss auf die Stimme.

Das Zusammenspiel zwischen unseren Gedanken, Emotionen und unserem Körper ist untrennbar miteinander verbunden.

Je klarer Ihre innere Einstellung und Überzeugung zu einer Sache ist, desto übereinstimmender werden Inhalt und Körpersprache sein.

Weiter gehören Geruch, Kleidung, Frisur, Körperschmuck zu den Ausdrucksmöglichkeiten der Körpersprache.

Kann ich Körpersprache deuten?

Ja, wenn ich in unsrem Kulturkreis jemanden frage, ob er noch Kaffee möchte. Ein Nicken werde ich als „ja“ interpretieren. In Griechenland könnte das Nicken auch ein Nein bedeuten.

 

Aber ansonsten ist der körpersprachliche Ausdruck von so vielen Einflüssen geprägt, wie u.a von:

  • Unserer (momentanen) seelischen bzw. körperliche Verfassung
  • Dem Kulturkreis – die Bedeutung von Gesten oder das Begrüßungs-Verhalten sind unterschiedlich
  • Der körperlichen Disposition – wie Größe, Gewicht, körperliche Handicaps, ...
  • Der Evolution – z. B. bei Gefahr/Angst, flüchten, kämpfen oder einfrieren.
  • Der Familie – über das „Modelllernen“ werden manche Gesten, Körperhaltungen in der Familie weitergegeben
  • Der geschlechtsspezifischen Sozialisation – Mädchen und Jungen in unserer Gesellschaft erlernen z. T. eine unterschiedliche Körpersprache, z. B. darin, wie raumgreifend Körperhaltungen sein „dürfen“
  • Dem Alter – unsere Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten verändern sich
  • Der „Persönlichkeit“ – das Temperament als ein Aspekt unserer Persönlichkeit beeinflusst die Körpersprache
  • Dem Kontext –  unterschiedliche Situationen, Beziehungen nehmen Einfluss darauf, wie wir Körpersprache wahrnehmen bzw. welche Signale wir über die Körpersprache senden

Ein kompetenter Umgang mit Körpersprache bedeutet vor allem eine bewusste Wahrnehmung der eigenen Körpersprache. Und nehmen Sie die Wirkung der Körpersprache Ihrer Gesprächspartner*innen auf sich selbst ernst.

Fragen Sie nach, wenn Sie unsicher sind, ob ihr Gegenüber Ihnen überhaupt zuhört, weil er keinen Blickkontakt hält. Am Telefon reden wir auch nicht weiter, wenn wir keine Resonanz erhalten.

Nehmen Sie sich ernst, wenn Sie Inhalt und Körpersprache als widersprüchlich wahrnehmen. Wenn möglich, fragen Sie nach. Die Frage kann z. B. lauten „Ich sehe Sie runzeln mit der Stirn, haben Sie noch Bedenken? oder: „Wie kann ich ihr Schulterzucken deuten?“

Die Deutung von Körpersprache bleibt in der Regel subjektiv, da sie von zu vielen Faktoren beeinflusst wird, aber sie ist ein fester Bestandteil in unserer Kommunikation.

Tipps:

Versuchen Sie in Verhandlungen mit der Geschäftsführung so zu sitzen, dass Sie auch mit Ihren eignen BR-Kolleg*innen  Blickkontakt aufnehmen können. So können Sie sich auch non-verbal abstimmen.

Wenn Sie möchten, lassen Sie sich Rückmeldungen von wohlgesonnenen Kollegen*innen geben. Lächle ich z. B. unbewusst, wo es nicht passend ist?