Präsentismus

Präsentismus beschreibt die Neigung von Arbeitnehmern, auch in Krankheitsfällen oder bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen den Arbeitsplatz aufzusuchen

Während in Deutschland und Europa vermehrt die Ursachen von Präsentismus sowie die gesundheitlichen Folgen für die Beschäftigten im Fokus sind, richtet sich der amerikanische Ansatz fast ausschließlich auf die betriebswirtschaftlichen Aspekte.

Da Gesundheit keine zweigeteilte (dichotome) Größe mit den Kategorien „gesund“ und/oder „krank“ ist, stellt sich die Frage, wann ein Arbeitnehmer trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen arbeitsfähig am Arbeitsplatz erscheint und seine Aufgabe anforderungsgerecht erfüllen kann. Denn natürlich gibt es Krankheiten, die nicht so gravierend sind, so dass ein weitestgehend reibungsloser Arbeitsablauf möglich ist.

Die Ursachen für Präsentismus sind vielschichtig. Zuviel Arbeit bzw. Arbeitsverdichtung und Präsentismus hängen dicht zusammen, verbunden mit der beruflichen Stellung im Unternehmen.

Aber auch Solidarität von Beschäftigten mit Kolleg*innen, die diese „nicht hängen lassen wollen“, kann ein Grund für Präsentismus sein.

Ebenso fördert die Angst um den Arbeitsplatz die Bereitschaft zum Präsentismus.

Interessant ist darüber hinaus, dass ein Zusammenhang zwischen Krankenstand und Arbeitslosenquote in Deutschland existiert. So korrelierte ein niedriger Krankenstand mit einer hohen Arbeitslosenquote und umgekehrt.

Präsentismus ist zudem stark verbreitet im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen, wie z. B. im Gesundheitswesen, im Bereich der Gebäudetechnik bzw. Logistik, aber auch in lehrenden und ausbildenden Berufen.

Darüber hinaus besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Führungsverhalten bzw. dem wahrgenommenen Unterstützungsniveau und Präsentismus (aber auch Absentismus).

Ein gutes Führungsverhalten und hohes Unterstützungsniveau verringert hierbei sowohl Präsentismus als auch Absentismus.

Betrachtet man die wirtschaftlichen Folgen für die Unternehmen, so ermittelte eine Studie (Maar und Fricker, 2011), dass die Kosten durch eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Fehler und Unfälle durch Präsentismus doppelt so hoch sind, als wenn der Beschäftigte krank zu Hause bliebe.

Eine weitere Studie (Iverson und Krause, 2007) fand heraus, dass 12 % der Gesamtproduktivität von Unternehmen aufgrund von Gesundheitsproblemen verloren gehen, wobei doppelt so viel auf Präsentismus wie auf Absentismus entfällt.

Empfehlungen für die Praxis:

  • Präsentismus- und Absentismusprävention durch BGM
  • Verhältnisprävention durch eine gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung, faire Arbeitsverträge und realistische Zielvereinbarungen
  • Verhaltensprävention durch die Verbesserung des Gesundheitswissens und -bewusstseins bei Beschäftigen
  • Präsentismusprävention durch die Vermeidung von Überforderungssituationen
  • Präsentismusprävention durch die Verankerung einer wertschätzenden Unternehmenskultur und Führung sowie der faire Umgang mit Fehlzeiten
  • Präsentismusprävention durch die Etablierung eines mitarbeiterorientierten Führungsstils