Psychische Belastungen und Ressourcen im Arbeitsleben

 

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Wissenschaftliche Erkenntnisse

Die hohe Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen ist seit Jahren ein Dauerthema in den Krankenkassenberichten. Ob nun psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen oder Angsterkrankungen, tatsächlich gegenüber den letzten 25 Jahren zugenommen haben, ist umstritten. Die hohen Zahlen könnten auch durch gezieltere Diagnosen und ein gestiegenes gesellschaftliches Bewusstsein für die Psyche begründet sein.

Eine Reaktion seitens des Gesetzgebers war Ende 2013 eine Erweiterung im Arbeitsschutzgesetz. Seitdem muss die Arbeitsplatz-Gefährdungsbeurteilung auch die psychischen Belastungen mit einbeziehen. Die Initiative Gesundheit und Arbeit (Iga), eine Kooperation der gesetzlichen Kranken- und Unfallversicherungen, hat im Oktober 2015 hierzu eine neue Studie veröffentlicht.

Sie beinhaltet eine systematische Auswertung über den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Zusammenhang von Arbeitsbelastungen und psychischen Erkrankungen. Im Fokus der Untersuchung stand die Frage, welche stressbedingten Erkrankungen mit medizinisch nachweisbaren Indikatoren einen Zusammenhang mit arbeitsbedingten Belastungen haben. Diese sollten aus wissenschaftlicher Sicht in Gefährdungsbeurteilungen berücksichtigt werden.

Als wissenschaftlich belegt gilt demnach als gesundheitsgefährdend für die Psyche u.a.:

  • Die Kombination von geringem Handlungsspielraum und hoher Arbeitsintensität
  • Ungleichgewicht zwischen erlebter beruflich geforderter Leistung und dafür erhaltener Belohnung/Wertschätzung
  • Geringe soziale Unterstützung
  • Rollenstress, Rollenunklarheit, Rollenkonflikt und Rollenüberlastung
  • Aggressives Verhalten am Arbeitsplatz, Mobbing

Zu den neuen, jedoch nicht ganz ausreichend untersuchten psychischen Arbeitsbelastungen, zählen u.a.:

  • Ständige Erreichbarkeit für Arbeitsanforderungen außerhalb der regulären Arbeitszeit
  • Unmoralische Arbeitsanforderungen
  • Führen durch (unrealistische) Ziele
  • Pendeln zum entfernten Arbeitsort, wechselnde Arbeitsorte
  • Zeitarbeit/befristete Beschäftigung/Leiharbeit

Die Studie kann auch in umgekehrter Form interpretiert werden:

Ressourcen für ein gesundes Arbeitsumfeld, um psychische Belastungen zu minimieren:

  • Handlungsspielraum in der Arbeitsgestaltung
  • Angemessene Belohnung und Wertschätzung
  • Soziale Unterstützung
  • Rollenklarheit
  • Lösungsorientiertes Konfliktmanagement.

Spannend werden in den nächsten Jahren Studien darüber sein, ob und welche Maßnahmen im Rahmen von Gefährdungsbeurteilungen, die hohe Anzahl von Fehltagen aufgrund psychischer Erkrankungen reduzieren.

Die vollständige Iga Studie kann unter www.iga-info.de als pdf heruntergeladen oder bestellt werden. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat Studien über die wichtigsten Ressourcen für ein gesundes Arbeitsumfeld und eine aktualisierte Hilfestellung zur Gefährdungsbeurteilung herausgegeben: www.gda-psyche.de

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