D‘Hondtsches Höchstzahlenverfahren – Anwendung im Betriebsrat

In Deutschland findet das Verfahren nach D‘Hondt Anwendung bei Betriebsratswahlen mit Verhältniswahlrecht, um die Sitzanzahl im Betriebsrat entsprechend der abgegebenen Stimmen proportional auf die verschiedenen Listen zu verteilen.

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Woher kommt das D’Hondtsche Verfahren?

Das D'Hondtsche Verfahren wurde nach dem belgischen Juristen und Mathematiker Victor D'Hondt benannt, der es im späten 19. Jahrhundert entwickelte. Es wurde erstmals in Belgien für Parlamentswahlen angewendet und fand dann weltweit Anwendung in Ländern mit Verhältniswahlrecht, um eine gerechte Verteilung von Sitzen entsprechend den Wahlergebnissen zu ermöglichen. Heutzutage wird das D'Hondtsche Verfahren in vielen Ländern für verschiedene Arten von Wahlen eingesetzt, darunter Parlamentswahlen, Kommunalwahlen und andere demokratische Entscheidungsprozesse.

Wie funktioniert das D’Hondtsche Verfahren?

Wie das Verfahren nach D’Hondt funktioniert, erklären wir im Folgenden anhand eines Beispiels von Betriebsratswahlen mit einem Listenverfahren:

Die jeder einzelnen Liste zugefallenen Gesamtstimmzahlen werden in einer Reihe neben einander gestellt und dann je durch 1, 2, 3, usw. geteilt. Die Ergebniszahlen werden dann unter der jeweiligen Liste vermerkt:

Liste 1

Liste 2

Liste 3

200 Stimmen

60 Stimmen

140 Stimmen

200:1 =

200,00

60:1 =

60,00

140:1 =

140,00

200:2 =

100,00

60:2 =

30,00

140:2 =

70,00

200:3 =

66,66

60:3 =

20,00

140:3 =

46,66

200:4 =

50,00

60:4 =

15,00

140:4 =

35,00

200:5 =

40,00

60:5 =

12,00

140:5 =

28,00

 

Die Zahlen in Fett markiert, sind die Höchstzahlen – je mehr Stimmen eine Liste auf sich vereint, desto höhere Höchstzahlen kann sie auch erhalten. Im Folgeschritt werden die Höchstzahlen ihrer Größe nach geordnet und es werden Rangzahlen hinter jede Höchstzahl notiert:

Liste 1

Liste 2

Liste 3

Ordnung:

200 Stimmen

60 Stimmen

140 Stimmen

1=

200,00

1

60,00

6

140,00

2

2=

100,00

3

30,00

12

70,00

4

3=

66,66

5

20,00

18b

46,66

8

4=

50,00

7

15,00

 

35,00

10

5=

40,00

9

12,00

 

28,00

14

6=

33,33

11

10,00

 

23,33

16

7=

28,57

13

8,57

 

20,00

18c

8=

25,00

15

7,50

 

17,50

 

9=

22,22

17

6,66

 

15,55

 

10=

20,00

18a

6,00

 

14,00

 

11=

18,19

21

5,46

 

12,73

 

 

Am Ende hat jede Liste eine bestimmte Anzahl von Sitzen im Betriebsrat basierend auf der Anzahl der erhaltenen Stimmen und dem D'Hondtschen Verfahren. Das gewährleistet eine proportionale Vertretung der Listen im Betriebsrat entsprechend den Wahlresultaten.

Entfällt die niedrigste in Betracht kommende Höchstzahl auf mehrere Vorschlagslisten, so entscheidet das Los (§ 15 WO).

Geschlechterquote und D’Hondtsches Verfahren im Betriebsrat

Gemäß § 15 Abs. 2 Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) muss das unterrepräsentierte Geschlecht im Betriebsrat vertreten sein, wenn dieser aus mindestens drei Mitgliedern besteht. Vor der Ausschreibung der Betriebsratswahl hat der Wahlvorstand die Mindestanzahl an Sitzen für das unterrepräsentierte Geschlecht nach dem D'Hondtschen Höchstzahlenverfahren zu ermitteln. Hierzu werden die Gesamtzahlen der betriebszugehörigen Männer und Frauen nacheinander durch 1, 2, 3 usw. geteilt, um die Höchstzahlen zu bestimmen, aus denen sich die Mindestanzahl an Sitzen für das unterrepräsentierte Geschlecht ergibt. Sollte die Geschlechterquote für den Betriebsrat bei der Wahl dann nicht ausreichend berücksichtigt werden, verliert die Liste mit der niedrigsten Höchstzahl ihren Sitz zu Gunsten der nächstniedrigeren Höchstzahl, die ein Kandidat bzw. eine Kandidatin des Minderheitengeschlechts beinhaltet.

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Besonders in großen Unternehmen mit mehreren Betrieben sind die Betriebsratswahlen eine komplizierte Angelegenheit. Um die geltenden Gesetze und Regelungen besser kennenzulernen, lohnt es sich, an einem der zahlreichen qualitativen Seminare zum Thema Betriebsratswahl des Poko-Instituts teilzunehmen. Auch bei Betriebsratswahlen außerhalb des regelmäßigen Wahlzeitraums ist das ratsam, da hier meist besondere Umstände zu den Wahlen führen. Für gewählte Betriebsratsmitglieder bieten sich die Weiterbildungen von Poko für Betriebsräte an, denn die tägliche BR-Arbeit führt immer wieder zu neuen Herausforderungen.

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