Intersektionalität: Vielfalt erkennen und unterstützen

Diskriminierung und Benachteiligung betreffen Menschen selten nur aufgrund eines einzelnen Merkmals. Vielmehr wirken verschiedene Faktoren oft gleichzeitig zusammen und machen Lebensrealitäten komplexer. Hier setzt der Gedanke der Intersektionalität an.

Definition

Intersektionalität beschreibt das Zusammenwirken verschiedener Diskriminierungs- und Benachteiligungsformen, die eine Person aufgrund mehrerer sozialer Merkmale gleichzeitig betreffen können. Menschen tragen verschiedene Identitätsmerkmale – etwa eine Behinderung, eine bestimmte Herkunft, ein bestimmtes Geschlecht oder ein höheres Alter. Diese Merkmale wirken nicht unabhängig voneinander, sondern können sich gegenseitig verstärken oder verändern.

Diskriminierung tritt deshalb häufig nicht isoliert auf, sondern entsteht an den Schnittstellen dieser Merkmale. Die Lebensrealität einer Person wird dadurch komplexer, und Benachteiligungen können schwerer erkannt und benannt werden.

Der Begriff wurde Ende der 1980er Jahre von der US-amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw eingeführt. Sie machte deutlich, dass bestimmte Erfahrungen – wie die von schwarzen Frauen – nicht allein durch Rassismus oder Sexismus erklärt werden können, sondern durch das Zusammenspiel beider Diskriminierungsformen.

Warum ist Intersektionalität für Vertrauenspersonen relevant?

Für Vertrauenspersonen ist es wichtig zu erkennen, dass Diskriminierungen selten nur auf ein Merkmal beschränkt sind. Menschen mit Behinderung können zugleich Benachteiligungen aufgrund weiterer Faktoren wie Alter, Geschlecht oder ethnischer Herkunft erfahren. Intersektionalität sensibilisiert dafür, Diskriminierung in ihrer ganzen Vielschichtigkeit wahrzunehmen und nicht vorschnell auf einzelne Ursachen zu reduzieren. Dabei geht es nicht nur um individuelle Erfahrungen, sondern auch um die Wahrnehmung struktureller Barrieren im Betrieb, die mehrere Diskriminierungsebenen miteinander verbinden können. Um eine wirkungsvolle Unterstützung zu ermöglichen, ist eine einzelfallbezogene Betrachtung notwendig, die die individuellen Lebenslagen der betroffenen Personen umfassend berücksichtigt.

Was bedeutet das für die Praxis der SBV?

  • Aufmerksam und offen zuhören:
    Erfahrungen von Kolleginnen und Kollegen sollten differenziert aufgenommen werden, um verschiedene Diskriminierungsebenen zu erkennen.
  • Individuelle Lebenslagen berücksichtigen:
    Jede Situation verlangt eine angepasste Betrachtung, da standardisierte Ansätze oft unzureichend sind.
  • Zusammenarbeit mit anderen Stellen fördern:
    In komplexen Fällen kann die Einbindung von Gleichstellungsbeauftragten, Integrationsbeauftragten oder Diversity-Managern und Managerinnen helfen, vielfältige Perspektiven einzubeziehen.
  • Strukturelle Barrieren erkennen und hinterfragen:
    Neben einzelnen Erfahrungen sollten betriebliche Abläufe und Strukturen auf mögliche Benachteiligungen geprüft und Verbesserungsmöglichkeiten entwickelt werden.
  • Eigene Kenntnisse vertiefen und Netzwerke nutzen:
    Fortbildungen zu Vielfalt, Inklusion und Antidiskriminierung stärken die Kompetenz im Umgang mit komplexen Diskriminierungsformen. Der Austausch mit anderen Vertrauenspersonen bietet wertvolle Praxiserfahrungen und Impulse.