Mobbing - psychosozialer Stress am Arbeitsplatz

 

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Anfang der 1990er Jahre war das Thema Mobbing in der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt, heute kennt den Begriff Mobbing nahezu jeder. Über 5 Millionen Einträge im Internet, eine unüberschaubare Zahl an Büchern und etliche Forschungsarbeiten, in denen das Phänomen untersucht wurde.
   
Viele - teilweise selbsternannte - Experten bieten ihre Hilfe an und in nahezu jeder Stadt existiert eine Selbsthilfegruppe zu dem Thema. Unabhängig davon sind zwei Gruppen im Unternehmen bei Mobbingvorfällen gefragt: Die Führungskräfte und der Betriebsrat.

Im Grundsatz geht es bei Mobbing um Folgendes: Im betrieblichen Alltag unvermeidlich auftretende Konflikte werden nicht gelöst und eskalieren dann zu Mobbing. Doch nicht bei jedem ungelösten Konflikt im Unternehmen kann von Mobbbing gesprochen werden.

Der schwedische Forscher Hans Leymann, der mit seinen Grundlagenforschungen 1984 den Begriff Mobbing einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machte, hat in einer Definition zusammengefasst, was unter Mobbing verstanden wird. Er bezeichnet mit Mobbing eine

  • konfliktbelastete Kommunikation,
  • die systematisch,
  • oft (mindestens einmal wöchentlich),
  • lange (mindestens ein halbes Jahr),
  • feindlich (Betroffene sind unterlegen)
  • und meist gegen eine Person gerichtet ist.

In Verlauf eines Mobbinggeschehens sind die Gesundheit und die Arbeitsleistung einzelner Mitarbeiter erheblich gefährdet. Die Arbeitsatmosphäre und das Betriebsklima drohen nachhaltig zu "vergiften".

Betriebs- und volkswirtschaftlich gesehen entstehen enorme Folgekosten. Innerbetrieblich ist Mobbing kein individuelles, sondern ein interaktionelles und systemisches Phänomen. Mobbing im Unternehmen zu vermeiden ist zwar in erster Linie eine Führungsaufgabe, doch es ist aus oben genannten Gründen nicht ausreichend, die gesamte Verantwortung für Mobbingvermeidung auf die Führungskraft zu übertragen.

Es kommen darüber hinaus auf den Arbeitgeber und Betriebsrat Aufgaben im Rahmen der Fürsorgepflicht und des Erhalts des Betriebsfriedens zu. Das kann auch bedeuten, dass Systeme und Abläufe im Unternehmen kritisch hinterfragt werden müssen. Gerade bei diesen Herausforderungen ist es ratsam, dass eine Zusammenarbeit bei der Mobbingbewältigung - aber auch bei der Mobbingprävention - von allen Beteiligten im Unternehmen angestrebt wird.

Bei der Bearbeitung von Mobbingprozessen kommt es im betrieblichen Alltag häufig zu Konkurrenzsituationen zwischen den verantwortlichen Akteuren. Zudem erschwert der juristisch durchaus brauchbare und sinnvolle Begriff "Mobbing" mit seiner einseitigen Täter-/Opfer-Perspektive die innerbetriebliche Lösungssuche.

Wichtig ist daher, die Gesamtproblematik Mobbing zu verstehen, zu hinterfragen und auf dieser Basis Maßnahmen im Unternehmen zu implementieren, die Mobbing auf Dauer verhindern.

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