Betriebsratsvorsitzender Paulsky ist von der Geschäftsleitung gebeten worden im nächsten Monatsgespräch zum Thema „Einsatz von Leiharbeitskräften“ kurz vorzutragen. Ein Zeitfenster von 10 Minuten wurde vorgegeben. Paulsky ist nervös. Vortragen ist nicht sein Ding, schon gar nicht, wenn sich die Geschäftsleitung gleich mit vier Vertretern angedroht hat. Noch drei Tage bis zur Sitzung, der Druck wächst. Noch steht keine Zeile auf dem Papier.
Wer kennt Situationen wie diese nicht? Ob im beruflichen oder auch im privaten Umfeld: Bekleidet Mann/Frau eine hervorgehobene Position, werden Meinungsbekundungen erwartet, so oder so!
Es sind also Statements gefragt: Kurz, präzise, auf den Punkt, mit Struktur und Aussagekraft.
Die Stunde der Wahrheit ist gekommen, BR-Vorsitzender Paulsky trägt vor:
„Also, ich will mal sagen, die Leiharbeiter sind schon ganz ok. Einige aber auch nicht. Die kommen manchmal zu spät, aber da können die eigentlich nichts dafür, weil sie mit einem Firmenwagen gebracht werden. Oder ist es ein Wagen der Leiharbeitsfirma? Ist ja auch egal, jedenfalls finde ich das mit den Leiharbeitern gut. Ich weiß gar nicht wieviel die verdienen, ich glaube weniger als wir ...
Nach 10 Minuten „Sprechdenken“ ist das Statement zu Ende. Betretenes Schweigen, weil keiner der Anwesenden weiß, was der „Autor“ Paulsky eigentlich meinte. Schlecht für Paulsky, schlecht für die Sache. Was ist die Botschaft? Was ist das Ziel des Statements? Was ist die Meinung des Betriebsrats zu diesem Thema?
Nach entsprechender Vorbereitung und Kenntnissen über die Struktur eines Statements, hätte Paulsky auch wie folgt vortragen können:
„Sehr geehrte Geschäftsleitung, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich bin gebeten worden zum Thema Leiharbeit in unserem Unternehmen kurz vorzutragen. Dem komme ich gerne nach, weil das aus gegebenem Anlass ein zentrales Anliegen des Betriebsrats ist.
Der gegebene Anlass sind zunehmende Beschwerden unserer Leiharbeitnehmer, die offensichtlich auch der Geschäftsleitung vorliegen.
Aber erst einmal zum Sachstand.
Seit April 2015 beschäftigen wir in unserem Unternehmen Leiharbeiter. Aktuell sind es 130 Kolleginnen und Kollegen...“
Halten wir also an dieser Stelle fest:
1. Wir benötigen für ein gutes Statement einen aktuellen Einstieg.
Dieser Einstieg soll Interesse wecken und zum weiteren Zuhören animieren.
Das kann, wie im vorliegenden Fall, durch eine leicht provokative Aussage erfolgen: „Der gegebene Anlass sind zunehmende Beschwerden unserer Leiharbeitnehmer, die offensichtlich auch der Geschäftsleitung vorliegen.“ Oder es kann ein Beispiel sein: „Gestern hatte ich die Chance mich mit einigen unserer Leiharbeiter zu unterhalten. Was dabei herauskam war genauso erschreckend wie beschämend!...“
2. Wenn die Aufmerksamkeit erzielt worden ist, benötigen wir einen Sachstand.
Hier sollen allen Anwesenden (ob real oder virtuell im Rahmen einer Telko) die gleichen Daten und Fakten vermittelt werden, die zum allgemeinen Verständnis beitragen und das Thema/Problem klar hervortreten lassen.
3. Es schließt sich die eigene Meinung an.
Um mit unserem Beispiel fortzufahren:
“ Wenn ich mir also die Fakten anschaue und die sehr guten Arbeitsleistungen unserer Leiharbeitnehmer berücksichtige, dann ist es mir völlig unverständlich, dass unsere Leiharbeitnehmer immer noch wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Das müssen wir jetzt ändern, und nicht erst in einem Jahr. Aber wie machen wir das? Der BR schlägt folgende drei Maßnahmen vor.“
4. An dieser Stelle kommt der Vorschlag/die Vorschläge zur Lösung des Problems, oder - in anderem Sachzusammenhang - die Begründung für die eigene Meinung.
Wichtig: Nicht zu viel, weniger ist mehr, Beschränkung auf zwei, höchstens drei zentrale Aussagen.
Machen wir es wieder praktisch und fahren mit dem Beispiel fort:
5. Was jetzt noch fehlt ist ein guter Abschluss des Statements. Das kann ein Resümee, das kann aber auch ein Appell für gemeinsame Aktionen sein. Wichtig: An dieser Stelle einen gemeinsamen Ausweg aus dem Problem anbieten, nicht mehr provozieren, ggf. Gräben zuschütten und nicht aufreißen. Das Ganze kurz und bündig, 5 - 6 Sätze, mehr nicht.
In unserem Beispiel:
„Sehr geehrte Geschäftsleitung, liebe Kolleginnen und Kollegen,
unsere Leiharbeitnehmer sind eine Stütze für unser Unternehmen. Sie zu pflegen und zu motivieren zahlt sich im wahrsten Sinnen des Wortes aus. Der Betriebsrat wird in Absprache mit der GL alles Notwendige veranlassen ...“
Statementstruktur auf einen Blick