Ausblick statt Rückblick: Die lösungsorientierte Konfliktbearbeitung

 

730x300 Frau an Whiteboard mit Fragewörtern

Theoretisch ist das den meisten Menschen klar: Eine Problemlösung wird am schnellsten erreicht, wenn man sich von Anfang an auf mögliche Lösungen und nicht auf die Probleme konzentriert. Statt des Rückblicks auf die Vergangenheit reduziert die Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Zukunft die monetären wie energetischen Konfliktkosten um ein Wesentliches. Das Motto müsste also lauten: Ausblick statt Rückblick! Schon deshalb, weil die Frage nach Ursachen allzu schnell zu Schuldzuweisungen führt, die abgewehrt werden und den Fokus von der Sachebene auf die Beziehungsthemen verlagern.

Das erfordert die Kompetenz der lösungsorientierten Gesprächsführung die Lösungssuchende darin unterstützt, Problemsituationen unter verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Dabei vergrößert sich der Handlungsspielraum und hilfreiche Alternativen können entdeckt werden. Mit Hilfe spezifischer lösungsfokussierter Fragen, die man sich selbst und anderen stellen kann, werden Suchprozesse ausgelöst, die die Problembewältigung kreativ gestalten helfen. Im lösungsorientierten Konfliktgespräch werden dabei ganz unterschiedliche Wege beschritten, die bewirken sollen, dass sich die Lösungssuchenden ihrer Stärken/Ressourcen bewusst werden und sich eine gute Zukunft vorstellen können, in der gegenüber der Jetzt-Situation etwas anders ist.

Das Prinzip der lösungsorientierten Problembearbeitung wird an folgendem Beispiel deutlich:

Ein Stabhochspringer hatte bei 10 Versuchen 9 Misserfolge, nur einmal hat es geklappt: die Stange ist liegen geblieben. Nun könnte man sich verschiedene Trainingsansätze vorstellen:

  • Ein Trainer könnte nun mit dem Sportler das Video mit den neun Fehlversuchen ausführlich und in Zeitlupe betrachten und versuchen, zu analysieren, woran es gelegen hat (Ursachensuche, problemorientiert).
  • Ein anderer Trainer könnte mit dem Sportler den einen gelungenen Sprung betrachten, und fragen: „Was hast Du hier anderes gemacht als sonst?“ (Anders gegessen vorher? An was anderes gedacht? Dein Bein anderes gestreckt?). Oder er könnte Aufzeichnungen von Stabhochsprungsuperstars im Detail betrachten („Was machen die, dass es funktioniert?“), einschließlich dem anschließenden Applaus und den Siegerehrungen.

Was hätte wohl mehr Trainingserfolg?

Wie Trainer im Sport tun Führungskräfte gut daran, ein großes Repertoire an lösungsorientierten Fragen zu beherrschen:

Da gibt es z.B.

  • Ausnahmefragen wie in unserem Beispiel:
    Die Frage nach Situationen, wo es mal anders oder nicht so war, "verflüssigt" die absolute Vorstellung von einem absoluten Problem. Sie können dann weiter fragen: "Was war da anders?" und landen evtl. bei Verbesserungsmöglichkeiten.
  • Fortschrittsfragen:
    Wesentlich hilfreicher als nach den erlebten Schwierigkeiten zu fragen ist die Frage nach den kleinen Schritten der Verbesserung. "Was hat sich entwickelt seit dem letzten Mal?" Es lenkt den Blick des anderen auf die Fortschritte anstatt darauf, dass es immer noch nicht hundertprozentig klappt.
  • Hypothetische Fragen:
  • Operationale Fragen:
    Sie helfen dem anderen dabei, den Schritt von der Theorie in die Praxis zu gehen. "Wie werden Sie anfangen?" oder "Was wird ihr erster Schritt sein, wenn Sie hier rausgehen?"
  • Skalierungsfragen:
    Minimale Veränderungen lassen sich oft schwer beschrieben. Die Skalierung macht dies konkreter: "Auf einer Skala von 1 (nichts geht) bis 10 (alles läuft super) - wo stehen Sie da?" oder "Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass Sie das schaffen? Sagen wir auf einer Skala von 1 (minimale Hoffnung) bis 10 (absolut überzeugt)?"

Die sind nur einzelne Beispiele aus der so genannten lösungsorientierten Beratung (nach Steve de Shazer), die auf die Führungsarbeit bezogen wahre Lösungswunder bewirken können.

 

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