Konflikte - oft ein Ausdruck fehlender Wertschätzung füreinander

 

730x300 2 Frauen im ernsten Gespräch im Büro

Auf dem langen Weg der persönlichen Entwicklung wird aus der Frage: „Warum macht der das mit mir?“ ein „Was hat das mit mir zu tun?“ Womit nicht die lapidare Frage gemeint ist: „Was geht mich das an?“ - Ja, genau, was geht es Sie eigentlich an?
 
Konflikte und jede Form von Gewalt (auch die verbale) entstehen dadurch, dass wir glauben unsere Gefühle seien nicht das Ergebnis dessen, was in uns abläuft, sondern sie seien da, weil „jemand von außen“ sie hervorgerufen und vielleicht auch verletzt hat! Dabei fällt es oft sehr schwer zu akzeptieren, dass nicht allein die anderen „Schuld“ daran sind, wenn wir uns mal wieder über den Kollegen X oder die Vorgesetzte Frau Y ärgern.
 
Das, was Friedemann Schulz von Thun in seinem „Vier-Seiten-Modell“ als These aufstellt, ist sehr viel leichter erzählt, als gelebt. Natürlich legt der Sender einer Nachricht bewusst oder unbewusst seine „vier Seiten“, nämlich den Sachinhalt, die Selbstoffenbarung, die Beziehungsebene und den Appell in seine Botschaft an uns. Was wir als Empfänger daraus machen, wie wir damit umgehen und darauf reagieren, ist jedoch allein unsere Verantwortung!

Die wertschätzende Kommunikation trifft sechs Grundannahmen über das menschliche Verhalten:

  • Sie geht davon aus, dass jeder Mensch nach der Erfüllung seiner Bedürfnisse strebt. Dieses Bestreben bestimmt sein Verhalten.
     
  • Dabei sind die eigenen Bedürfnisse genauso wichtig, wie die der anderen. Nicht weniger wichtig, aber auch nicht wichtiger!
     
  • Menschen tragen gerne zum Wohle anderer bei, wenn sie es freiwillig tun. Menschen dürfen also in der Gemeinschaft mit anderen nicht das Gefühl haben, unter einem Zwang zu stehen.
     
  • Jede Form von Vorwurf, Angriff und Urteil ist ein Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse!
     
  • Jeder Mensch hat die Wahl, sein eigenes und das Leben anderer zu erschweren oder zu bereichern. Es liegt in unserer eigenen Verantwortung, wie wir mit uns und anderen umgehen!
     
  • Menschen handeln nicht gegen andere, sondern für ihre Bedürfnisse!

Wenn wir also im nächsten Meeting die vorherrschende Kommunikation verfolgen, sollten wir uns nicht fragen: „Warum macht sie das mit mir?“. Wir sollten statt dessen bemüht sein, herauszufinden, warum sie das für sich macht (ihre Bedürfnisse) und warum mich das berührt, was sie macht (meine Bedürfnisse).

Mit Hilfe dieser Fragen begeben wir uns auf eine Meta-Ebene. Wir betrachten die Situation aus einer anderen Perspektive, quasi mit einem räumlichen Abstand. Auf diese Weise lässt sich der Ärger über einen vermeintlich persönlichen Angriff leicht in eine empathische Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Gegenüber verwandeln.

Jedoch geht es der wertschätzenden Kommunikation an diesem Punkt nicht um die „Bewertung“. Es geht nicht darum, die eigenen „Fehler“ zu suchen oder die des anderen oder Bedürfnisse gar als Defizit zu sehen. Vielmehr geht es hier um ein „wertfreies“ Beobachten, dem im zweiten Schritt die Wahrnehmung der Gefühle folgt - der eigenen und der des Gegenübers. Die Schritte drei und vier der wertschätzenden Kommunikation führen über das Erkennen und Eingestehen der Bedürfnisse schließlich zum Äußern einer Bitte, mit dem Ziel diese Bedürfnisse zu befriedigen. Letztendlich resultiert daraus ein neues Bewusstsein, eine innere Haltung, die da heißt: „Ich bin ok – Du bist ok!“, mit der es gelingen kann, eine erfolgreiche, zielführende Kommunikation zu pflegen.

Von Virginia Satir stammt folgendes Zitat:

„Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Kontakt.“

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