Betriebliches Gesundheitsmanagement: Teure Spielerei oder lohnenswerte Zukunftsinvestition?

 

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Die Arbeitswelt ist ständig im Wandel. Flexibilisierung, Digitalisierung, großer internationaler Wettbewerb und steigende Ansprüche an die Qualität erhöhen die Anforderungen an Betriebe und ihre Mitarbeiter*innen.

Gleichzeitig altert nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch die Belegschaft der Unternehmen. Immer mehr Beschäftigte werden zukünftig 50 Jahre und älter sein. Die Häufigkeit der Erkrankungen sinkt zwar mit zunehmendem Alter, dafür steigt jedoch die Krankheitsdauer, was maßgeblichen Einfluss auf die Höhe des Krankenstands hat.

Betriebe sind demnach zunehmend gefordert, die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeiter*innen trotz der zunehmenden Belastungen und Herausforderungen aktiv zu fördern.

Hier setzt das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) an. Im Rahmen eines professionellen Gesundheitsmanagements sollen Belastungen abgebaut und Ressourcen gestärkt werden. Diverse Studien belegen, dass Gesundheitsförderung sowohl die Produktivität als auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigert.

Dennoch findet man ein BGM bislang meist nur in großen Unternehmen. In vielen kleinen und mittelständischen Firmen scheint es Hürden zu geben, an denen die Einführung und Umsetzung scheitert.

Einer Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) zufolge, ist das größte Hindernis der „Vorrang des Tagesgeschäfts“. 88 % der Betriebe bislang ohne und 61 % der Betriebe mit BGM geben dies an. „Fehlende zeitliche wie personelle Ressourcen“ werden von 56 % der Betriebe mit und von 76 % der Betriebe ohne BGM als große Hürde angesehen. 48 % der Betriebe ohne BGM äußerten die Befürchtung, dass zu hohe Kosten bei der Einführung auf sie zukämen. Auch „Informationsdefizite“ (27 %), „Zweifel am Nutzen von BGM für den eigenen Betrieb“ (28 %) und „Widerstände seitens der Führungskräfte“ (32 %) werden als Gründe für eine bislang fehlende Einführung angegeben.

Dass die Einführung von Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) Kosten verursacht, liegt auf der Hand. Fraglich ist, ob der ökonomische Nutzen die Kosten überwiegt. In den meisten Fällen definiert sich der ökonomische Nutzen über die eingesparten Kosten durch die Verringerung krankheitsbedingter Fehlzeiten. Es gibt allerdings viele weitere Faktoren, die sich nicht monetarisieren oder eindeutig als Folge der Einführung einer BGF zuordnen lassen können.

Abschreckend wirkt zudem die Tatsache, dass die Kosten für BGF sofort entstehen, der finanzielle Nutzen aber erst mit erheblicher Zeitverzögerung sichtbar wird.

Dennoch kommen eine Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen zu dem Schluss, dass gut strukturierte und an die Bedarfe des Unternehmens angepasste Interventionen signifikante Kosteneinsparungen bewirken können. Dies lässt sich auch in Zahlen darstellen. Der Return on Investment (ROI) gibt an, in welchem Verhältnis die Kosten zu dem Nutzen einer Maßnahme stehen. Internationalen Studien zu Folge können für krankheitsbedingte Fehlzeiten ROI-Werte von 1:2,5 bis zu 1:10,1 (US-Dollar) erreicht werden. Für jeden investierten Dollar können also bis zu zehn US-Dollar an das Unternehmen zurückfließen.

Kalkulationen einiger Beispiele von deutschen Unternehmen ergaben, dass die oben aufgeführten Relationen durchaus auf Deutschland übertragbar sind.

Betriebliche Gesundheitsförderung im Rahmen eines professionellen BGM kann demnach einen signifikanten positiven ökonomischen Beitrag für das Unternehmen leisten.

Diejenigen von der iga befragten Unternehmen, die BGM bereits eingeführt haben, bestätigen diese Studiendaten auch aus eigener Erfahrung. Auf die Frage „Mit welchem Argument würden Sie einen anderen Betrieb von BGM überzeugen?“ steht an erster Stelle der Antworten der wirtschaftliche Nutzen.

Die Bedenken, die Einführung eines BGM verursache zu hohe Kosten, scheinen aufgrund dieser Daten zumindest langfristig gesehen unbegründet.

Das größte Hindernis, das in vielen Unternehmen der Einführung eines BGM im Wege steht, lässt sich zunächst jedoch nicht beheben. Denn dass das Tagesgeschäft dringlich ist, ist unstrittig. Letztlich kann dieses allerdings nur dann reibungslos laufen, wenn die Mitarbeiter gesund und motiviert sind. Hier ist sicherlich einiges an Überzeugungsarbeit gefragt, um den zuständigen Verantwortlichen im Unternehmen deutlich zu machen, dass sich der anfängliche Mehraufwand bei der Einführung eines BGM langfristig nicht nur für die Mitarbeiter, sondern für das ganze Unternehmen lohnt, einen ökonomischen Nutzen darstellt und das Tagesgeschäft eher flankiert, als dass es diesem schadet.

Mit gezielten Informationen zu Kosten, Nutzen und Vorgehen bei einem BGM-Prozess können Zweifel an der Wirksamkeit und andere Widerstände aus dem Weg geräumt werden. Zudem ist fundiertes Wissen über das Vorgehen, mögliche Maßnahmen, Unterstützungsangebote usw. für die Initiierung und Ausgestaltung eines BGM-Prozesses unabdingbar.

Sie als Betriebsrat können Informationsdefizite im Unternehmen und insbesondere seitens der Verantwortlichen ausräumen. Holen Sie sich Informationen von externen Partnern wie den Krankenkassen und Berufsgenossenschaften, der DGUV, im Internet (z. B. bei www.inqa.de) oder in Seminaren wie z. B. Gesundheitsmanagement im Betrieb oder Betriebliche Gesundheitsförderung in der Praxis. Dann steht auch in Ihrem Unternehmen der Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements nichts mehr im Wege. Für die Mitarbeiter – und für die Zukunft des Unternehmens.

 

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