Gender Pay Gap 2024: Warum Gleichstellung noch ein weiter Weg ist

Die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern, bekannt als der Gender Pay Gap, hat sich 2024 so stark verringert wie nie zuvor seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2006. Dies zeigt, dass Maßnahmen zur Gleichstellung langsam Wirkung zeigen. Dennoch bleibt die Lücke bestehen: Frauen verdienten im Jahr 2024 durchschnittlich 16 % weniger pro Stunde als Männer.

Was ist der Gender Pay Gap?

Der Gender Pay Gap beschreibt die durchschnittliche Differenz im Einkommen von Männern und Frauen. Dabei unterscheidet das Statistische Bundesamt zwischen dem unbereinigten Gender Pay Gap und dem bereinigten Gender Pay Gap:

  • Unbereinigter Gender Pay Gap: Dieser Wert gibt die durchschnittliche Lohnlücke zwischen Männern und Frauen an, ohne dabei Faktoren wie Berufserfahrung, Qualifikationen oder Branche zu berücksichtigen. Er zeigt also die allgemeine Einkommensungleichheit zwischen den Geschlechtern.
  • Bereinigter Gender Pay Gap: Hier werden Faktoren wie Bildungsstand, Berufswahl, Branche und Arbeitszeiten berücksichtigt. Er gibt Aufschluss darüber, inwieweit Frauen für vergleichbare Arbeit weniger verdienen als Männer.

Die aktuelle Entwicklung des Gender Pay Gaps

Der unbereinigte Gender Pay Gap ist von 18 % auf 16 % gesunken. In den westlichen Bundesländern liegt er 2024 bei 17 %, in den östlichen Bundesländern nur bei 5 %.

  • Frauen verdienten durchschnittlich 22,24 € pro Stunde, während Männer 26,34 € erhielten.
  • Der Rückgang der Lohnlücke ist vor allem auf die stärkeren Einkommenszuwächse bei Frauen zurückzuführen: Ihre durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste stiegen um 8 % auf 2.851 €, während die von Männern nur um 5 % auf 4.078 € zunahmen.
  • Die durchschnittlichen monatlichen Arbeitszeiten von Frauen und Männern erhöhten sich nur geringfügig. Frauen arbeiteten im Jahr 2024 durchschnittlich 122 Stunden pro Monat, Männer 149 Stunden, jeweils eine Stunde mehr als im Vorjahr.

Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt der bereinigte Gender Pay Gap stabil bei 6 %. Das bedeutet, dass Frauen selbst mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien immer noch weniger verdienen als Männer. In Ostdeutschland beträgt der bereinigte Gender Pay Gap sogar 8 %.

Ursachen der Lohnlücke

Laut dem Statistischen Bundesamt sind mehrere Faktoren für die Entgeltlücke verantwortlich:

  • Berufswahl: Frauen arbeiten zunehmend in besser bezahlten Berufen, sind aber noch immer überdurchschnittlich in schlechter vergüteten Branchen vertreten.
  • Teilzeitbeschäftigung: 19 % der Verdienstunterschiede lassen sich dadurch erklären, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, was mit einem niedrigeren Bruttostundenverdienst einhergeht.
  • Anforderungsniveau: 12 % der Lohnlücke entstehen durch Unterschiede in den beruflichen Anforderungsniveaus.
  • Nicht erklärbare Differenzen: 37 % des Lohnunterschieds (entspricht 1,52 € von 4,10 €) können nicht durch analysierte Faktoren erklärt werden. Dies ist der Anteil, der als potenzielle Diskriminierung gedeutet werden kann.

Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass der bereinigte Gender Pay Gap als Obergrenze für eine mögliche Diskriminierung zu verstehen ist. Es wird vermutet, dass zusätzliche Einflussfaktoren wie Erwerbsunterbrechungen durch Schwangerschaft, Elternzeit oder die Pflege von Angehörigen die Gehaltsdifferenz weiter beeinflussen.

Handlungsbedarf für Betriebsräte

Betriebsräte spielen eine entscheidende Rolle, wenn es um Lohngerechtigkeit geht. Hier sind einige konkrete Maßnahmen, die sie ergreifen können:

  • Transparenz schaffen: Nutzen Sie das Entgelttransparenzgesetz, um Lohnstrukturen im Unternehmen zu prüfen und geschlechtsspezifische Unterschiede offenzulegen.
  • Eingreifen bei Gehaltsverhandlungen: Fordern Sie eine standardisierte, geschlechtsneutrale Vergütungsstruktur und setzen Sie sich für einheitliche Gehaltskriterien ein.
  • Unterstützung von Frauen in Karriereplanung: Fördern Sie Programme zur beruflichen Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen, insbesondere in gut bezahlten Branchen.
  • Bewusstsein schärfen: Organisieren Sie Schulungen und Workshops für Beschäftigte und Führungskräfte, um für das Thema Lohngerechtigkeit zu sensibilisieren.
  • Förderung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Unterstützen Sie Maßnahmen, die es Frauen ermöglichen, ihre Erwerbstätigkeit nach familienbedingten Unterbrechungen ohne finanzielle Nachteile fortzusetzen.

Fazit: Fortschritt mit Luft nach oben

Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass sich die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern in Deutschland langsam schließt. Besonders erfreulich ist, dass Frauen zunehmend in besser vergüteten Berufen und Branchen arbeiten. Dennoch bleibt der bereinigte Gender Pay Gap bestehen, was darauf hinweist, dass strukturelle Benachteiligungen weiterhin existieren.

Betriebsräte können und sollten diese Entwicklung aktiv begleiten, um für eine gerechtere und transparentere Entlohnungskultur in ihren Unternehmen zu sorgen. Durch gezielte Maßnahmen, transparente Lohnstrukturen und Sensibilisierung können sie einen wesentlichen Beitrag zur Gleichstellung in der Arbeitswelt leisten.

Weiterführende Veranstaltungen

Für Betriebsräte, die sich intensiver mit diesen Themen befassen möchten, bieten sich folgende Veranstaltungen an:

Diese Veranstaltungen bieten wertvolle Einblicke und praxisnahe Lösungsansätze für Betriebsräte, um Gleichstellung und faire Arbeitsbedingungen aktiv zu fördern.