Handlungsfeld Betriebsklima – mehr Arbeitszufriedenheit und Motivation?

 

730x300- 4 junge Menschen im Gespräch

Von: M. Nowosad, Dipl.-Psychologe, Berater

Arbeit ist für die meisten Menschen in Deutschland die Grundlage ihrer Existenz, sie gibt uns Wertschätzung, Selbstverwirklichung, Bestätigung und das Gefühl dazuzugehören. Im Alltag ist uns die immense Bedeutung der Arbeit nicht immer bewusst: Erst bei Renteneintritt oder im Fall von Arbeitslosigkeit wird uns die wichtige Rolle der Arbeit klar.

Aber Arbeit kann auch belasten und krank machen. Die folgenden Gründe können Ursache für Erkrankungen sein:

Überforderung

Hoher Druck, nicht erfüllbare Erwartungen, permanenter Termindruck führen zu negativem Stress (Distress). Temporär können diese Belastungen kompensiert werden, doch irgendwann fehlen dem Körper die Kraftreserven und die Gesundheit beginnt zu leiden.

Unterforderung (Bore-out)

Aufgaben bieten keinerlei Herausforderung, die Arbeit wird schnell erledigt, Langeweile kommt auf, positive Rückmeldungen fehlen.

Ungelöste Konflikte am Arbeitsplatz

Ist Streit ein Dauerzustand, leiden die meisten Mitarbeiter*innen unter der Situation, selbst dann, wenn sie nicht direkt beteiligt sind. Unzufriedenheit mit der Arbeit kann zu einer psychischen Belastung werden, in der manche Menschen versuchen, eine psychische Entlastung zu erreichen, indem sie ihre Unzufriedenheit an einem Arbeitskollegen oder einer Arbeitskollegin abreagieren. Dieses trägt aber meist nicht dazu bei, die eigene Arbeitszufriedenheit zu erhöhen. Auch die Konflikte lassen sich dadurch nicht lö­sen. Vielmehr kann sich Mobbing bzw. Bossing als Folge dieser ungelösten Konflikte am Arbeitsplatz entwickeln. Das kann bei von Betroffenen zu folgenschweren Erkrankungen führen.

Arbeitszufriedenheit

Mit Arbeitszufriedenheit wird die subjektive Bewertung der Arbeitssituationen bezeichnet. Die individuelle Arbeitszufriedenheit basiert auf dem Betriebsklima, das in der Praxis einen großen Einfluss auf Motivation und Arbeitsfreude der Mitarbeitende hat. Das Betriebsklima hat außerdem Auswirkungen auf die Produktivität, Unfallhäufigkeit, die Fehlzeiten- und Fluktuationsquoten sowie die Gesundheitsquote.

Faktoren für ein positives Betriebsklima:

  • Krisensicherer Arbeitsplatz
  • Hohe Freiheitsgrade (z.B. flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Tage, Selbstverantwortung und eigenverantwortliches Arbeiten)
  • Eine entspannte und gelassene Stimmung
  • Ein hohes Maß an Toleranz
  • Gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung
  • Hilfsbereitschaft und soziale Unterstützung untereinander
  • Die Zusammenarbeit verschiedener Hierarchieebenen
  • Eine offene und eindeutige Kommunikation
  • Berufliche Förderung und transparente Karrierewege
  • Coaching in schwierigen Situationen

Wenn das Betriebsklima stimmt, können Arbeitnehmende sich eher mit den Werten und Zielen des Arbeitgebers identifizieren, es steigt die Motivation und am Arbeitsplatz wird Freude und Zufriedenheit empfunden.

Das Betriebsklima ist für viele der wichtigste Faktor für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Dabei geht es nicht nur um Produktivität, sondern auch darum, gut mit allen Beteiligten klar zu kommen, sich mit den Kolleg*innen – zumindest auf einer professionellen Ebene – zu verstehen. Bei fehlender Arbeitszufriedenheit wird sich erst dann eine Veränderung einstellen, wenn die Ursachen erkannt sind und entsprechende Maßnahmen in Absprache zwischen der Leitung und den Arbeitnehmervertreter*innen beschlossen und umgesetzt werden.

In Zeiten des Fachkräftemangels gilt es, nicht nur Fluktuation zu vermeiden, sondern auch Gesundheitsgefahren für die Belegschaft aufzuspüren und zu beseitigen sowie erkrankte Kolleg*innen zu unterstützen. Das Betriebsklima kann dazu also ganz erheblich beitragen. Setzen Sie sich als Betriebsrat deshalb aktiv hierfür ein!