Qualitätssicherung im Betriebsrat – Know-how sichern und weitergeben!

Den Demografiewandel spüren nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Betriebsräte. Es wird zunehmend schwieriger, Interessent*innen für das BR-Mandat zu begeistern, wenn die erfahrenen Betriebsräte in ihren verdienten Ruhestand gehen. Um möglichen Kandidat*innen Bedenken oder Ängste zu nehmen, ist es hilfreich das Angebot zu machen, dass sie vom Wissen ihrer BR-Kolleg*innen profitieren werden und diese ihre Erfahrung mit ihnen teilen. 

Fachliches Wissen und Erfahrung sind die entscheidenden Ressourcen des Betriebsrats. Oft sind Betriebsräte länger in den Unternehmen als manche Vertreter*in der Arbeitgeberseite und haben daher ein gutes Gespür für das Machbare und Sinnvolle. Der Wandel in der Arbeit der Interessensvertretungen liegt heute vor allem darin, dass Betriebsräte neben den klassischen Schutzaktivitäten verstärkt gestalterische Aufgaben wahrnehmen können bzw. müssen. So werden die Beratungsrechte z. B. im Rahmen der Personalplanung, bei Investitionen oder Betriebsänderungen oder bei der Personalentwicklung immer interessanter – das haben die letzten Jahre seit Corona und den damit verbundenen Veränderungen in der Arbeitswelt gezeigt. Hier dabei zu sein, wenn erfahrene Betriebsräte in Gesprächen mit der Geschäftsleitung sind, bietet eine einmalige Chance zu erleben, wie die Gesprächspartner*innen agieren und reagieren. 

Wie kann nun dieser Wissens- und Erfahrungstransfer gestaltet werden?

Voraussetzung ist, dass individuelle Machtwünsche ausgeblendet und kollektive Macht eingeblendet wird. 

Das kann gelingen: 

- Wenn die Freude an der inhaltlichen Arbeit gesehen wird, wenn also ein „wozu…“ gesehen und Erfolge wahrgenommen werden

- Wenn glaubhaft die Unterstützung der Belegschaft ins Spiel gebracht werden kann

- Wenn ein Vertrauensvorschuss gegeben wird, um sensible Informationen zu übertragen. Je größer dabei die Gremien sind, desto vielfältiger sind die Möglichkeiten des Wissenstransfers

- wenn beiderseitige Bereitschaft besteht, Wissen und Erfahrung weiterzugeben und anzunehmen. wer lange eine Arbeit gemacht hat oder wer schon älter ist, kann viel an jüngere Kolleg*innen weitergeben, wenn diese dazu bereit sind anzunehmen

Beim Wissens- und Erfahrungstransfer kommt dem oder der Vorsitzenden bzw. den Funktionsträgern dabei eine besondere Rolle zu, indem sie für Tools sorgen müssen, die den Transfer unterstützen, wie das Anregen von z. B. Tandems, Mentorenschaft, gemischte Arbeitsgruppen, Dokumentationen, Erstellen von Checklisten zum konkreten Vorgehen etc. Betriebsratsvorsitz oder Funktionsträger können z. B. aktiv auf die Kolleg*innen zugehen und sie animieren, Dinge vorzubesprechen, auszuprobieren oder zu erarbeiten. Auch besteht die Möglichkeit das eigene Herangehen an ein Anliegen eines bzw. einer Kolleg*in oder der Geschäftsleitung in einer Checkliste zu erfassen und dann in einem Gespräch zu erklären, warum diese Schritte Sinn machen. Einen Vertrauensvorschuss zu geben und ein Thema/eine Aufgabe gerade auch an einen bzw. eine neuen Betriebsratskolleg*in zu delegieren, ist zudem beste Motivation für die interessierten neuen Kolleg*innen im Betriebsrat.

Es wäre ein nicht unerheblicher Qualitätsverlust, das bisher Erreichte der Betriebsratsarbeit, wie z. B. Betriebsvereinbarungen, Verhandlungsgeschick und Beratungsqualität nur dadurch zu verlieren, dass eine einzelne Person Wissen und Erfahrung nicht weitergeben und/oder eine andere Person dies nicht annehmen möchte. 

Jetzt ist die Zeit es zu tun!