Umgang mit Störungen in Betriebsratssitzungen

730x300 Mann mit Megafon schreit Frau an

Betriebsratssitzungen laufen leider nicht immer planmäßig und erfolgreich ab. Häufig sind es Störungen, Missverständnisse und oft auch persönliche Probleme unter den Kollegen, die Betriebsratssitzungen recht schwierig verlaufen lassen können. Wie kann hier vorgegangen werden?

In der Regel verfügt ein motiviertes Betriebsratsteam über ein erhebliches Potenzial, sich selbst zu organisieren und eigene positive Verhaltensnormen zu entwickeln. Die Betriebsratsmitglieder lernen es, sich aneinander anzupassen und "Außenseitern" rückzumelden, wenn sich die Gruppe durch ihre Verhaltensweisen gestört fühlt. Es gibt allerdings Sitzungsteilnehmer, die eine reibungslose Mitarbeit in Sitzungen und Besprechungen schwer machen und deren Verhalten eine wirkungsvolle Betriebsratsarbeit behindern kann. Wenn die übrigen Gruppenmitglieder mit diesen "schwierigen Teilnehmern" nicht fertig werden und die sachliche Arbeit durch sie aufgehalten wird, ist der Sitzungsleiter gefordert, helfend einzugreifen. Hauptziel eines solchen Eingreifens ist es, die Aufmerksamkeit der Gruppe von der Beschäftigung mit den eigenen gruppendynamischen Problemen und der Auseinandersetzung mit dem Problem-Teilnehmer wieder zurück auf die sachliche Arbeit zu lenken.

Ein weiteres Ziel des Sitzungsleiters einer Betriebsratssitzung sollte es sein, aus dem störenden Außenseiter einen anerkannten Kollegen zu machen, der sich an die Spielregeln der Sitzungsteamarbeit hält und konstruktiv mitarbeitet. Dabei kann ihm die Erkenntnis helfen, dass hinter den störenden Verhaltensweisen in den meisten Fällen ein (manchmal übersteigertes) Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Bestätigung und Anerkennung steht. Es hilft in den seltensten Fällen, wenn der Sitzungsleiter einer Betriebsratssitzung sich mit einem "Störer" offen anlegt. Die übrigen Sitzungsteilnehmer haben dann die Tendenz, sich mit dem Angegriffenen gegen den Sitzungsleiter zu solidarisieren, auch wenn sie sich zuvor noch über ihn geärgert haben.

Im Folgenden auszuschließender wir zwei besonders schwierige "Sitzungstypen" - den sogenannten Dauerredner und den aggressiven Sitzungsteilnehmer - vorstellen und Möglichkeiten des Umgehens in Sitzungen mit ihnen vorschlagen:

Der Dauerredner

Sein Kommunikationsproblem besteht darin, dass er meistens nicht zuhören kann und sich auch wenig darum kümmert, ob andere an dem, was er zu sagen hat, gerade Interesse haben und empfangsbereit sind. Weil er schlecht zuhört, spricht er oft am Thema vorbei, kommt "vom Hölzchen aufs Stöckchen" und bekommt deshalb ebenfalls nicht die Anerkennung von den anderen Kollegen, die er durch sein Reden erlangen möchte. In diesem Fall erwartet oft die Gruppe, die ihn nicht stoppen kann, vom Sitzungsleiter Hilfe.

Was der Sitzungsleiter tun kann:

  • ausreden lassen bzw. an geeigneter Stelle durch Bestätigung unterbrechen, seine Rede zusammenfassen, um zu zeigen, dass man ihm zugehört und ihn verstanden hat;
  • ihn auffordern, konkret und präzise sein Anliegen vorzutragen;
  • an Kommunikationsregeln und Redezeit erinnern;
  • Rednerliste führen und verhindern, dass der Vielredner sich zu oft dazwischen drängt;
  • ihn bitten, auch andere reden zu lassen und ihnen zuzuhören;
  • ihn Beiträge anderer wiederholen und zusammenfassen lassen;
  • ihm eine Rolle geben, bei der er zuhören muss (z.B. Protokollführer).

Der aggressive Sitzungsteilnehmer

Aggressive Teilnehmer zeichnen sich dadurch aus, dass sie die sachliche Diskussionsebene verlassen und Argumente, Vorgehensweisen oder Personen angreifen. Während sie in Menschen mit anderer Meinung sofort einen Gegner sehen und ihm einiges (von versteckter Ironie bis hin zu offener Wut) zumuten, reagieren sie selbst gern sehr empfindlich. Daneben gibt es den Typ der "Bollerköpfe", die sich leicht aufregen, aber auch schnell wieder beruhigen und eine Erwiderung auf der gleichen Ebene nicht weiter übel nehmen. Für den Moderator kommt es darauf an, sich nicht provozieren zu lassen oder sich in ein Streitgespräch einzulassen. Im Angesicht von Aggression sollte er ruhig aber fest bleiben.

Was der Sitzungsleiter tun kann:

  • Angriff nicht abwürgen oder sich verteidigen, sondern zeigen, dass man die emotionale Form der Argumentation erkannt hat;
  • zeigen, dass der sachliche Kern der Aussage verstanden wurde;
  • um Konkretisierung (Beispiel, Erklärung) bitten;
  • andere Teilnehmer vor Angriffen in Schutz nehmen, auf Kommunikationsregeln verweisen oder solche einführen;
  • andere Teilnehmer Stellung nehmen lassen;
  • bei Angriffen auf den Sitzungsleiter ein vollständiges Meinungsbild herstellen lassen, um zu sehen, inwieweit die Gruppe hinter dem Angreifer steht.
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