Sind Sie nur besonders gründlich oder schon perfektionistisch?

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Sie sind genau, Sie sind gründlich? Prima! Mit hoher Wahrscheinlichkeit lieben Sie klare Strukturen und Verlässlichkeit, konzentrieren sich intensiv auf anstehende Aufgaben, lieben die Beschäftigung mit eindeutigen Fakten, Daten und Zahlen und möchten kein wichtiges Detail übersehen. Das ist völlig okay so!

Die Empfehlung lautet hier nicht etwa, zukünftig ungründlich und ungenau zu werden, sondern ein Zuviel zu vermeiden im Interesse von Stressreduzierung und unproduktivem Zeit- und Energieaufwand. Da stellt sich natürlich die Frage: "Wo hört Gründlichkeit auf und fängt Perfektionismus an?"

Perfekte Menschen…

  • wollen die Dinge "besonders" gründlich machen.
  • machen gerne mehr als gefordert.
  • rechtfertigen sich: "Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte.." oder "Naja, das ist schon lange her…" oder "Da fehlt eigentlich…".
  • lieben Details.
  • verlangen von anderen die gleiche Gründlichkeit.
  • bezeichnen weniger aufs Detail bedachte Menschen als oberflächlich oder schlampig.
  • sehen auch bei Arbeiten Anderer als erstes, was fehlt.
  • vermeiden fordernde Situationen wie Prüfungen, Vorträge etc., wenn sie sich nicht perfekt fühlen (was selten vorkommt, weil es nie genug ist).
  • möchten Anerkennung für Ihr Ergebnis erhalten, wenn Sie viel Zeit investiert haben und fühlen sich als Opfer, wenn die Anerkennung ausbleibt.
  • haben nie genug Zeit und selten das Gefühl, "fertig" zu sein, weil es immer noch offene Aspekte gibt und nach ihrem Empfinden nie wirklich gut ist.
  • erkennt man an Sätzen wie "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" oder "Ordnung ist das halbe Leben" oder "Fehler können wir uns nicht leisten!" oder "Wer will, der kann!" oder "Das Beste ist gerade gut genug".
  • erkennt man an Worten wie "Optimierung" statt "Verbesserung", denn das reicht ihnen nicht.
  • sind grüblerisch perfektionistisch, indem sie sich ständig um das eigene mögliche Versagen sorgen. Ihre Gedanken kreisen um Fehler und Katastrophen, die Einhaltung ihrer Werte und Prinzipien, sie können nicht "lockerlassen".
  • sind aktionistisch perfektionistisch, indem sie hochorganisiert sind, fanatisch hinter Ritualen und Regeleinhaltungen her sind, mit kritischem Blick durch die Flure laufen und kritisieren, sowie es die Situation zulässt?

"Ja aber, wenn ich doch nun mal so bin?
Und überhaupt bin ich doch hier schließlich verantwortlich."

Solche Aussagen bestätigen das Zuviel an Genauigkeit und Gründlichkeit. Sie bestätigen den inneren Verantwortungsdruck sowie die Orientierung an äußeren Ansprüchen. Gehen wir aus vom grüblerischen und vom aktionistischen Perfektionismus: eine hohe Ausprägung beider Dimensionen kann mit einem ungesunden oder dysfunktionalen Perfektionismus in Zusammenhang gebracht werden.

Steigen Sie aus der Perfektionismusfalle bewusst aus! Geben Sie sich die Erlaubnis, so zu sein, wie Sie sind, so fehlerhaft und unvollständig! Sagen Sie sich das jeden Abend vor dem Einschlafen oder schreiben Sie es als Ihr Motto (z.B. "Es reichen 80 %") - evtl. versehen mit einem Bild oder Symbol - so auf, dass Sie es täglich sehen! Überprüfen Sie Ihre Erwartungen jeweils in der aktuellen Situation: Ist das wirklich von mir und dann in dieser Form gefordert? Fragen Sie sich konkret, was tatsächlich passieren würde, wenn Sie diese Aufgabe nur zu 80 % Ihres Anspruchs umsetzen würden. Und seien Sie geduldig mit sich: Schließlich haben Sie jahrelang mit diesem kleinen Perfektionisten in sich gelebt. Er gehört zu Ihnen und will bei Ihnen bleiben. Trennen Sie sich allmählich und sensibel von ihm und gestehen Sie ihm einen gelegentlichen Einsatz zu, wenn es angemessen ist!