Umgang der SBV mit Ängsten und Unsicherheiten der Kollegen

730x300 - Frau mit Kittel vor Regal mit Ordnern

Arbeit 4.0, Digitalisierung, Prozesskostenoptimierung, new work – um nur einige der derzeitigen Entwicklungen zu nennen, bringen je nach Branche erhebliche Veränderungen für den Arbeitsalltag mit sich. Die Geschwindigkeit mit der diese Veränderungen vollzogen werden kann bei den Betroffenen Ängste und Unsicherheiten auslösen, was sich auf Arbeitsfeld, Gesundheit und soziales Umfeld auswirkt.

Lassen Sie uns daher zwei Aspekte beleuchten, wie versucht werden kann, gut mit Ängsten und Unsicherheiten umzugehen:

1. Wie können Sie als Schwerbehindertenvertretung eigene Belastungen bewältigen?

Positive Grundhaltung: Hier gilt es Glaubenssätze zu identifizieren, die Ängste und Unsicherheiten auslösen, wie z.B. „das schaffe ich nie“, „jetzt bin ich der nächste der dann gehen muss“. Oft werden diese Glaubenssätze früh und von außen geprägt und entspringen nicht der eigenen inneren Haltung. Schon das Bewusstwerden hilft, diese negativen Glaubenssätze umzuwandeln in erste positive Gedanken wie „ich werde das schaffen“, „ich weiß, dass es Hilfe und Unterstützung gibt, sodass mir nichts passieren kann“.
Achtsamkeit: Hilfreich ist es, seine Achtsamkeit auf andere Dinge zu richten, wie z. B. die erwachende Natur oder spielende Kinder. Man bemerkt z.B., dass ein Eichhörnchen den Balkonkasten als Rückzugsort entdeckt hat, was ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Oder beobachten Sie spielende Kinder, Sie zeigen Ihnen mit ihrer Beschäftigung, was Leben bedeutet, nämlich das Leben im Hier und Jetzt.

Verhalten überprüfen: Hier gilt es zu erkennen, dass es für jede Verhaltensweise einen Grund gibt. Hin und wieder bemerken wir in Krisen- und Belastungssituationen Verhaltensweisen, die eigentlich gar nicht zu unserer Persönlichkeit passen. Dieses Phänomen wird als Ich-Dystonie bezeichnet. Entscheidend ist es dann zu prüfen, ob es wirklich eigenes oder übernommenes Verhalten ist (weil es gerade alle so machen). Und wenn wir es übernommen und gelernt haben, dann können wir es auch wieder verlernen, wenn es uns stört oder nicht unser Verhalten ist.

Abgrenzung: Jeder von uns hat den Wunsch „dazuzugehören“. Deshalb ist es so schwierig in besonderen Belastungssituationen Grenzen zu ziehen oder nein zu sagen, ohne deshalb seine Empathie oder die Sympathie anderer zu verlieren. Eine gesunde Portion Egoismus ist nicht negativ, sondern Selbstsorge. Dies und das Wissen, dass Empathie Mitfühlen und nicht Mitleiden bedeutet, hilft, erste Schritte der Abgrenzung zu wagen.

2. Wie gehen Sie als Vertrauensperson damit um, wenn Kollegen und Kolleginnen mit ihrem Anliegen im Zusammenhang mit einer Krise um Hilfe und Rat bitten? Wie können Sie den Ängsten der Kollegen konkret und mit praktischen Hinweisen begegnen?

Wir haben Ihnen einige hilfreiche Tipps zusammengestellt:

Bewegung: Für den Stressabbau ist z. B. körperliche Bewegung hilfreich, soweit dies irgendwie möglich ist. Auch das Aufrechterhalten der sozialen Kontakte über Telefon oder digitale Möglichkeiten hilft, Isolation und drohende Melancholie zu verhindern.

Rituale: Es gibt Rituale, mit denen wir eine Struktur in unseren Alltag bringen, die uns Halt geben können. Eine tägliche „Auszeit“ für sich selbst – und wenn es nur 10 Minuten sind, baut Ressourcen auf. Ein geregelter maßvoller täglicher Tagesablauf und das von vielen Arbeitgebern inzwischen angebotene Homeoffice sind z. B. eine Möglichkeit eine Form der work life balance zu finden, die den eigenen Gegebenheiten entspricht und der eigenen Gesundheit förderlich ist.

Informationspolitik: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Umgang mit den Informationen, die wir durch Medien und offizielle Stellen erhalten. Epiktet sagte: "Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben." Hier in Ruhe alle Informationen zu filtern, sich mit Menschen auszutauschen, die ruhig und sachlich bleiben, kann hilfreich für die Bewältigung von Krisen sein. Und das ist Ihr großes Plus als Vertrauensperson - Sie können durch Ihre Expertise und Ihr offenes Ohr Anker für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen sein.

Innere Distanz: Im Umgang mit zunehmenden Sorgen ist es eine gute Strategie, den Kolleginnen und Kollegen zu empfehlen, eine innere Distanz aufzubauen, sprich in eine Metaposition zu gehen. Und sich die Fragen zu stellen: "Was passiert hier gerade mit mir? Warum reagiere ich auf diese Art und Weise? Löst dies wirklich mein Problem? Welches Anliegen verfolge ich wirklich?" Es geht darum, sich mit seinen Sorgen und Ängsten konstruktiv auseinanderzusetzen, um sie letztlich annehmen zu können und ihnen damit die negative Wirkung zu nehmen.

Blick in die Zukunft: Haben Sie ein offenes Ohr für Ihre Kolleginnen und Kollegen - schauen Sie nicht auf Katastrophenszenarien, sondern blicken Sie nach vorne. Suchen Sie nach Informationen und Zahlen, die Hoffnung machen und ermutigen Sie zur Solidarität und zum Gemeinschaftsgefühl.

In letzter Konsequenz wird damit vermutlich auch deutlich, was Epiktet meinte: Es ist unsere Haltung, die Probleme zu Problemen macht. Äußere Ereignisse und uns überfallende Krisen scheinen zwar der Auslöser für innere Nöte zu sein, letztendlich beinhaltet aber jede Krise auch eine Chance. Nämlich diejenige, vielleicht künftig andere Prioritäten zu setzen, neue Dinge zu versuchen und wieder mehr gemeinsam füreinander einzustehen und zu kommunizieren.

Gerne unterstützen wir Sie, in Ihrer Rolle als Schwerbehindertenvertreter souveräner mit stressigen Situationen und einigen Belastungen in dieser Krise umzugehen.

Seminartipps