Führung im neuen Gremium

 

730x300 Frau lächelnd mit verschränkten Armen im Großraumbüro

Liebe Betriebsratsvorsitzenden, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl!

Ihre Gremien haben Sie zu Vorsitzenden bestimmt. Nun beginnt eine neue Etappe Ihrer Persönlichkeitsentwicklung (oder wird fortgesetzt), um die Zukunft Ihres Unternehmens mitzugestalten. Was bedeutet das? Hierzu ein paar Gedanken, wie Sie Ihre Rolle als Vorsitzende erfolgreich gestalten können.

Die Position

Der Betriebsrat hat in vielen Unternehmen scheinbar im Organigramm keinen Platz - obwohl er durch gesetzlich verankerte Mitspracherechte eine der wichtigsten unternehmenspolitischen Funktionen hat: Die Vertretung der Belegschaft.

Auf einer Ebene mit der Geschäftsleitung ist der Betriebsrat die unterstützende Stelle, um das Wohlbefinden und den fairen Umgang mit den Beschäftigten sicherzustellen. Verantwortlich dafür sind die Geschäftsleitung und in deren Vertretung die Führungskräfte in den Abteilungen, die damit ihrer Führsorgepflicht gerecht werden müssen. Der Betriebsrat ist aus meiner Sicht die wichtigste innerbetriebliche Beratungsinstanz, die Führenden dabei unterstützen, ihre Versprechen einzuhalten.

Damit meine ich die Versprechen, die die Verantwortlichen öffentlich in den Leitbildern, Werten und Statements z. B. auf den Internetseiten des Unternehmens postulieren. Für Betriebsräte stehen dort alle Argumente bereit, um sich über die Umsetzung der Versprechen mit der Arbeitgeberseite zu verständigen.
Viele Unternehmen suchen aktuell dringend Mitarbeitende. Das wird aufgrund der demografischen Entwicklung noch zunehmen und sich stark auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auswirken. Wie gut, dass es Betriebsräte gibt, die allen Beschäftigten eine gewisse Sicherheit bieten, gut und fair behandelt zu werden. In diesem Zusammenhang ist besonders verwunderlich, dass zwar die Geschäftsleitung und die Aufsichtsräte auf den Websites präsent sind, nicht aber der Betriebsrat. Für zukünftige Mitarbeitende ist die  gelebte demokratische Unternehmenskultur ein wesentliches Kriterium beim Finden von Arbeitsplätzen. Es scheint noch nicht überall angekommen zu sein, dass der Betriebsrat ein wichtiger Garant für das Peoplemanagement und damit die Zukunft des Unternehmens sein kann.

Auf Augenhöhe mit der Geschäftsleitung ein für Mitarbeitende attraktives Unternehmen mit zu gestalten, sollte somit zu einer wichtigen Vision des Betriebsrats werden.

Die Leitfigur

Eine klare Vorstellung für die nächste Periode der Zusammenarbeit im Unternehmen und im Gremium hilft, im Alltag die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Kunst der Vorsitzenden besteht unter anderem darin, das Gremium in seiner Unterschiedlichkeit auf gemeinsame Ziele auszurichten, an einem Strang zu ziehen und die verschiedenen Sichtweisen zu respektieren. Wenn das Gremium sich seiner Mission (Sinn, Zweck) bewusst ist und weiß, was es erreichen will, wird es schneller und ergebnisorientierter zu Entscheidungen kommen, ohne die immer gleichen „Sinnschleifen“ drehen zu müssen.
Vorsitzende erleichtern sich und dem Gremium das Arbeiten, wenn das Leitbild des Betriebsrats am Beginn der Legislaturperiode im Gremium geklärt und vereinbart ist. Dazu gehört auch das Klären der Rollen im Gremium.

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Das Rollendilemma

Was wird von Vorsitzenden erwartet? Mitarbeitende erwarten, dass sie etwas tun, das ihnen persönlich Nutzen bringt.  Gremiumskollegen erwarten, dass sie die Betriebsratsarbeit machen (vor allem bei einer Freistellung) und die Unternehmensführung erwartet, dass sie das Gremium „im Griff“ haben und unternehmerische Ziele unterstützen.
Und was erwarten Vorsiitzende von ihrer Rolle selbst? Ich denke, hier sind viele Felder der Klärung und Aufklärung benannt, die im Zusammenhang mit dem Start in die neue Legislaturperiode aktiv beackert werden sollten. Die Führungsaufgaben sind im BetrVG klar definiert. Ob das auch bekannt ist und akzeptiert wird, „kann man so nicht genau sagen“.

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Hier hilft eine klare Positionierung. Aus der Nähe zur Geschäftsführung ergibt sich der Verdacht des „Klüngelns“, die starke Nähe zur Basis führt zur Gefahr, missbraucht zu werden und eine dominante Rolle im Gremium kann Konflikte auslösen.

Die Persönlichkeit

Sich in diesem Spannungsfeld zu behaupten, bietet die Chance, eine authentische und respektierte Persönlichkeit zu entwickeln. Das Dilemma löst sich deshalb nicht auf. Ob Vorsitzende zwischen diesen „Mahlsteinen“ zerrieben oder poliert werden, hängt von ihrer Substanz ab: Ein Stück Kohle wird pulverisiert, ein Diamant wertsteigernd geschliffen - und beides ist Kohlenstoff.

Diese Thesen zur eigenen Einstellung zur Rolle können dabei unterstützen:

    - Ich habe mir das Gremium ausgesucht – es ist, wie es ist.
    - Das Gremium hat (mehrheitlich) mir die Aufgabe übertragen und ist damit auch eine Verpflichtung eingegangen.
    - Es ist in der Verantwortung, mich beim Tun zu unterstützen.
    - Ich habe das Mandat angenommen und mich selbst dazu verpflichtet.
    - Jetzt übernehme ich die Verantwortung für diese interessante und herausfordernde Rolle.
    - Ich habe jederzeit die Möglichkeit, das zu ändern. Auch das ist konsequent.

Insgesamt ist das Leiten eines Gremiums „Führen vom Feinsten“ - die Richtig der Bewegung zu klären, Menschen erfolgreich zu machen und sich selbst permanent zu entwickeln, so dass alle Beteiligten gern dabei sein wollen: Leader haben Follower.

Wir unterstützen euch auf diesem Weg gerne - moderierend, referierend und prozessbegleitend. Wir freuen uns auf euch!

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