Zahlen, Daten, Fakten - die Lage des Unternehmens richtig einschätzen!

 

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Betriebsräte sind mehr denn je gefordert, rechtzeitig das Tun und Handeln der Mitglieder im Management, der Geschäftsführer und Vorstände zu erkennen. In den verschiedensten Gremien (in nationaler und internationaler Zusammenarbeit) werden Grundlagen verhandelt und beschlossen, deren Tatsachen kaum zu verändern oder zu beeinflussen sind. Der Gesetzgeber hat u. a. im Betriebsverfassungsgesetz den Mitbestimmungsgremien zwar Einflussmöglichkeiten bzw. Beteiligungsrechte festgeschrieben. Aber in der Praxis stellen sich immer wieder zwei Kernfragen:

1. An welchen Zahlen, Daten, Fakten und Skills erkenne ich im BR oder WA die tatsächliche Lage im Unternehmen?

Grundsätzlich verweise ich auf das gesamte Kennzahlenwerk (z. B. aus dem Rechnungswesen) in einem Unternehmen. Nicht nur die Bilanz ist ein aussagekräftiges Instrument, sondern auch die Gewinn- und Verlustrechnung (G+V). In der Bilanz erkennen wir das Anlagevermögen und das Umlaufvermögen (Aktiva) und aus der Passiva das Eigenkapital sowie die Rückstellungen und Verbindlichkeiten.

Aus der Bilanz sehen wir die Anlagenintensität (Aktiva) und damit, wie anpassungsfähig ein Betrieb ist. Ebenso wird aus der Aktiva die Liquidität deutlich. Dies zeigt, ob das Unternehmen in der Lage ist, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Hier ist besonders auf das Verhältnis der flüssigen Mittel und das kurzfristige Fremdkapital zu achten. In der Passiva der Bilanz wird die Eigenkapitalquote (EK-Quote) deutlich. Diese definiert die Kreditwürdigkeit. Aus den Verschuldungskennziffern, also dem Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital, sehen wir u. a., wem das Unternehmen gehört.  Hier ist auch die Eigenkapitalrendite zu nennen, die zur Ertragsstärke Auskunft gibt.   

Aus der Gewinn und Verlustrechnung (G+V) stellt sich in der Kostenseite (SOLL) die WE-Quote, die Materialeinsatzquote dar. Hier lässt sich erkennen, wie teuer der Wareneinkauf aus welchem Grund auch immer war. Die PK-Quote definiert den Personalkosteneinsatz. Erfahrungsgemäß ist dies die Hauptspalte für Betriebsräte und Wirtschaftsausschüsse. Doch tatsächlich gibt es keine grundsätzlich empfohlene PK-Quote, aus der sich wirtschaftliches Handeln ableiten lässt.

Die Kennzahl gibt den Anteil des Personalaufwands am Gesamtumsatz des Betriebs an. Wie viele Mitarbeiter sind beschäftigt, um einen gewissen Umsatz zu erzielen? Der aus Unternehmersicht ideale Wert schwankt mit der Art der Tätigkeit: Während materialintensive Branchen häufig mit einer Aufwandsquote um die 30 Prozent auskommen, liegen die Werte in personalintensiven Branchen, wie etwa dem Bäckerhandwerk, deutlich darüber.

Wichtig: Für eine aussagekräftige Kennzahl ist es erforderlich, dass alle Leistungen abgerechnet sowie halbfertige Arbeiten und Einmalzahlungen an die Mitarbeiter (z. B. Weihnachts- oder Urlaubsgeld) zeitlich anteilig gebucht wurden.

2. Wie komme ich an die Hintergründe heran und wie kann das Gremium tatsächlich gegensteuern?

Grundsätzlich empfehle ich jedem Gremium die Teilnahme an fach- und sachgerechten Seminaren aus dem Poko-Angebot. Ansonsten hilft grundsätzlich der Blick in die Gesetze und Fachlektüre. Mit dem Schwerpunkt auf wirtschaftliche Zahlen ist der Wirtschaftsausschuss (§ 106 BetrVG) der „verbindliche Schlüssel“. Dieses Gremium ist berechtigt alle Kennzahlen  einzusehen, diese zu fordern und mit dem BR zu erörtern. Der Wirtschaftsausschuss ist ein Hilfsorgan des Betriebsrats. Er hat die Aufgabe, sich vom Unternehmer (Arbeitgeber) über die wirtschaftlichen Angelegenheiten informieren zu lassen, diese mit ihm zu beraten und anschließend den Betriebsrat zu unterrichten.

In der Praxis wird die methodische Anwendung des § 28 BetrVG (Übertragung von Aufgaben auf Ausschüsse) dem § 106 BetrVG gleichgesetzt. Der Betriebsausschuss ist wichtig. Er hat die Aufgaben eines erweiterten geschäftsführenden Vorstands im Betriebsrat. Er ist jedoch kein Wirtschaftsausschuss! Aus meiner betrieblichen Zusammenarbeit mit BR- und WA-Gremien kann ich betonen, dass die Analyse der jeweiligen Berichte und Kennzahlen-Dokumente ein absolutes MUSS ist.  

Ihr Michael Bösl
Praktischer Betriebswirt, Wirtschaftstrainer und Berater für Betriebsräte und Wirtschaftsausschüsse

P.S.: Dieser Beitrag kann nicht alle Bestandteile reflektieren und berücksichtigen.

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Die Lage des Unternehmens in Zahlen und Fakten

Wenn es darum geht, Kosten zu reduzieren, Mitarbeiter zu entlassen oder Vergünstigungen zu streichen und unbezahlte Mehrarbeit zu fordern, argumentiert die Unternehmensleitung gerne mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Wie die wirtschaftliche Situation einzuschätzen ist, wie groß die Krise und wie stark der Handlungsbedarf ist, ist aber oft Auslegungssache. Die Geschäftsführung hat in ihrer Rolle eine andere Wahrnehmung als die Arbeitnehmer. Wichtig ist, dass Sie die „harten“ Zahlen kennen und interpretieren können. Betriebsrat und Wirtschaftsausschuss müssen sich ein eigenes Urteil über die Lage ihres Unternehms bilden, wenn sie erfolgreich die Interessen der Arbeitnehmer vertreten wollen. Nur dann können sie beurteilen, welche Maßnahmen wirklich notwendig sind und wo sie eingreifen müssen.

In diesem Seminar werden Ihnen die wichtigsten Kennzahlen vorgestellt, mit denen Sie die Unternehmenslage zutreffend einschätzen können. Sie lernen, welche Möglichkeiten es zur nachhaltigen Sicherung des Betriebs und der Arbeitsplätze gibt und sind so ein kompetenter Gesprächspartner für Arbeitgeber und Belegschaft.

*Hinweis: Für das Seminar besteht im Vorfeld die Möglichkeit, Geschäftsberichte aus Ihrem Unternehmen durch unsere Referenten analysieren zu lassen, um damit anhand Ihrer Unterlagen die firmeninterne Schulung durchzuführen. Bitte beachten Sie, dass eine solche Analyse gesondert vereinbart und berechnet werden muss.

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