Wie sieht es auf dem Ausbildungsmarkt aus?

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist 2024 weiterhin angespannt. Zwar zeigt die gemeinsame Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln und der Bertelsmann Stiftung „Vom Mismatch zum Match: Wie sich Jugendliche und Unternehmen auf dem Ausbildungsmarkt suchen und finden (können)“ eine leichte Erholung nach den pandemiebedingten Einbrüchen, dennoch bleibt die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf einem hohen Niveau. Gleichzeitig klagen Unternehmen über fehlende Bewerber*innen, während viele junge Menschen Schwierigkeiten haben, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden.

Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt

Eine der größten Herausforderungen bleibt das Matching zwischen Ausbildungsangebot und -nachfrage. Während über ein Viertel der Unternehmen keinen ihrer ausgeschriebenen Ausbildungsplätze besetzen konnte und ein weiteres Fünftel nur einen Teil der Stellen belegt hat, empfinden mehr als 25 % der Jugendlichen das Ausbildungsangebot als zu knapp​.

Die Hauptursachen dieser Passungsprobleme liegen in:

  1. Regionalen Unterschieden: In einigen Regionen gibt es mehr Ausbildungsplätze als Bewerber*innen, während es in anderen genau umgekehrt ist.
  2. Berufsfachlichen Differenzen: Jugendliche interessieren sich zunehmend für akademische Berufe, während Unternehmen händeringend nach Auszubildenden in handwerklichen und technischen Berufen suchen.
  3. Qualifikatorischen Aspekten: Unternehmen berichten, dass viele Bewerber*innen nicht über die notwendigen schulischen oder persönlichen Kompetenzen verfügen.

Verändertes Suchverhalten junger Menschen

Ein weiteres zentrales Thema ist der Wandel in der Art und Weise, wie Jugendliche nach Ausbildungsplätzen suchen. Die Studie zeigt, dass Online-Jobbörsen die wichtigste Informationsquelle für Bewerber*innen sind (87,1 % nutzen diese regelmäßig). Social-Media-Kanäle spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle, insbesondere bei Jugendlichen mit höherer Schulbildung​.

Während Unternehmen zwar zunehmend auf digitale Kanäle setzen, gibt es hier eine Diskrepanz: Fast die Hälfte der Jugendlichen nutzt YouTube zur Ausbildungssuche, jedoch nur ein Fünftel der Unternehmen bietet dort relevante Inhalte an.

Unternehmen setzen auf neue Rekrutierungsstrategien

Unternehmen reagieren zunehmend flexibel auf den Bewerbermangel. Sie setzen verstärkt auf Social Media, Kooperationen mit Schulen und Influencer-Kampagnen​. Zudem zeigen sich sieben von zehn Unternehmen bereit, Kompromisse bei den Schulabschlüssen einzugehen, um vakante Stellen zu besetzen​.

Was macht eine Ausbildung attraktiv?

Die Studie zeigt, dass für junge Menschen folgende Faktoren entscheidend sind:

  • Ein gutes Betriebsklima (für 90 % der Jugendlichen sehr wichtig)
  • Zukunftssicherheit und Übernahmechancen
  • Spannende und sinnstiftende Tätigkeiten​

Während klassische Zusatzleistungen wie eine hohe Ausbildungsvergütung weiterhin relevant sind, gewinnen flexible Arbeitszeiten, z. B. eine 4-Tage-Woche, zunehmend an Bedeutung – auch wenn Unternehmen diesem Trend eher skeptisch gegenüberstehen​.

Fazit

Der Ausbildungsmarkt 2024 bleibt von strukturellen Herausforderungen geprägt. Während Unternehmen auf digitale Rekrutierung und flexiblere Anforderungen setzen, müssen gleichzeitig auch die gesellschaftliche Wahrnehmung der dualen Ausbildung gestärkt und die berufliche Orientierung verbessert werden. Nur so kann langfristig eine bessere Passung zwischen Angebot und Nachfrage erreicht werden.