Die Eingangsfrage ist absolut berechtigt: Einerseits Führungskraft zu sein, sich für die Interessen des Unternehmens einzusetzen, loyal zu Unternehmensentscheidungen zu stehen und andererseits gleichzeitig Betriebsrat zu sein, die Interessen der Mitarbeiter zu vertreten, die das Unternehmen mitunter viel Geld oder Ressourcen kosten - das alles hört sich nach einem mächtigen Spagat an. Denn meist stehen sich diese Rollen im Unternehmen in Verhandlungen kontrovers gegenüber und jede Seite versucht das Beste für ihre jeweiligen Partner herauszuholen.
Nun gibt es Mitarbeiter, die diese Doppelrolle bewusst eingehen mit der Überlegung, dass Führungskräfte wie Betriebsräte gleichermaßen das Wohlergehen des Unternehmens wie das der Belegschaft anstreben, so dass eine offizielle Verknüpfung der beiden Rollen sinnvoll und machbar sein kann. Und vielleicht sogar noch die Chancen der Einflussnahme verdoppelt.
Zunächst ist da der innere Spagat durch das permanente Erfordernis der eigenen Rollenklarheit und Authentizität. Und auch die Erwartungen Anderer können durch Einnehmen dieser Doppelrolle plötzlich divers und konfliktiv werden:
Bei all dem geht es viel um das Thema (Selbst-)Vertrauen. Wie gewinnt und wie stabilisiert die Person das Vertrauen der verschiedenen Gruppierungen im Betrieb?
Und es geht um Werte, von denen sie sich in beiden Rollen gleichermaßen leiten lässt, wie Transparenz, Ehrlichkeit, Akzeptanz von Unterschiedlichkeiten, Partnerschaftlichkeit, aber auch Effizienz und Gewinnorientierung. Alles gipfelt im stabilen Selbstwert im Interesse des bewussten Gestaltens der jeweiligen Rollenanforderung, der Akzeptanz von Widersprüchlichkeit, der Selbstbehauptung, dem zielgerichteten Handeln und der persönlichen Integrität.
Zu Recht könnte man fragen was der Gewinn für den ist, der sich auf eine solche zusätzliche Belastung einlässt?
Er wird sicher profitieren hinsichtlich der eigenen Persönlichkeitsentwicklung sowie hinsichtlich eines vertieften Lernprozesses darüber, wie Unternehmen „funktionieren“. Er wird seine rechtlichen Kenntnisse erweitern, näher an der „Basis“ sein, deren Interessen, Wünsche und Nöte kennen lernen und vieles mehr. Und wenn er es gut und richtig macht, wird man ihm großen Respekt zollen.
Sind Sie Betriebsrat und gleichzeitig Führungskraft? Dann verlangt es Ihnen einiges ab, diesen vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden, ohne sich selbst „aufzureiben“.
Wir empfehlen Ihnen unseren Seminartipp, und damit auch den Erfahrungsaustausch mit Betriebsratsmitgliedern anderer Firmen, die vor den gleichen Herausforderungen stehen. Sie werden Ihre Doppelrolle und die Wechselwirkungen mit Rollenerwartungen bewusst reflektieren und gestalten diese mit noch mehr Ziel- und Werteklarheit. Sie werden verschiedene Möglichkeiten kennenlernen, am Vertrauensaufbau in den jeweiligen Arbeitsbeziehungen zu arbeiten. Und Sie werden im Umgang mit den spezifischen Rollenkonflikten größere Souveränität erlangen.