Die duale Ausbildung steckt auch 2025 weiter in der Krise. Zwar hat sich der Rückgang der Bewerber*innen etwas verlangsamt, doch viele Betriebe finden dennoch keine passenden Auszubildenden. Die Gründe: zu wenige geeignete Bewerber*innen, ein sinkendes Ausbildungsplatzangebot und strukturelle Probleme. Die aktuelle Ausbildungsumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt deutlich, wie ernst die Lage ist – und welche wichtige Rolle Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAVen) dabei spielen können.
Zum ersten Mal seit Jahren bieten wieder deutlich weniger Unternehmen Ausbildungsplätze an. 26 % der Betriebe haben ihr Angebot reduziert, nur 15 % stocken auf. Der Hauptgrund: wirtschaftliche Unsicherheiten und ein Mangel an geeigneten Bewerber*innen.
Auch wenn der Anteil der Unternehmen, die nicht alle Stellen besetzen konnten, leicht von 49 auf 48 % gesunken ist, deutet das nicht auf eine Verbesserung hin. Häufig versuchen Betriebe gar nicht mehr, alle Plätze zu besetzen. Besonders alarmierend: 73 % der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten berichten, keine geeigneten Bewerbungen erhalten zu haben.
Was das für euch heißt: Setzt euch in euren Betrieben dafür ein, dass trotz der schwierigen Lage weiter ausgebildet wird. Gerade jetzt ist es wichtig, jungen Menschen Perspektiven zu bieten. Zwei Drittel der Betriebe übernehmen auch 2025 alle Auszubildenden – ein starkes Argument für Ausbildungssicherheit.
Betriebe beklagen nicht nur einen Bewerbermangel, sondern auch fehlende Ausbildungsreife. 92 % erwarten ein gutes Sozialverhalten, 86 % eine grundlegende mentale Belastbarkeit – doch fast die Hälfte stellt hier deutliche Defizite fest. Auch bei schulischen Grundlagen wie Deutsch (44 %) und Mathematik (43 %) sehen viele Unternehmen Nachholbedarf.
Was ihr tun könnt: Unterstützt mehr Berufsorientierung – etwa durch Betriebsführungen, Praktika, Infotage oder Azubi-Botschafterprogramme. Viele Schüler*innen wissen nicht, welche Berufe es gibt oder was von ihnen erwartet wird. Ihr könnt helfen, realistische Erwartungen zu schaffen und Entscheidungshilfen zu geben.
In einigen Regionen fehlen Auszubildende, in anderen gibt es zu wenige Ausbildungsplätze. Vor allem kleinere Betriebe können häufig keinen Wohnraum anbieten. 48 % der Unternehmen nennen fehlenden bezahlbaren Wohnraum als zentrales Problem – insbesondere für junge Menschen aus anderen Regionen oder Drittstaaten.
Was ihr tun könnt: Bringt Ideen ein – etwa zu betrieblichen Wohnraumkooperationen oder Mobilitätszuschüssen. Nutzt euer Mitspracherecht, um wohnortnahe Ausbildungsmodelle oder Unterstützung beim Pendeln auf die Agenda zu setzen.
Viele Betriebe sind offen für Reformen im Ausbildungssystem. Die Umfrage zeigt:
Was ihr tun könnt: Setzt euch für moderne Ausbildungsmodelle ein – etwa die Grundlagenausbildung oder Azubi-geführte Projekte. Macht euch für flexible Lernformen stark, wenn sie sinnvoll sind. Eure Stimme zählt, wenn Ausbildungsinhalte verändert werden.
57 % der Betriebe sehen Zuwanderung als Teil der Lösung. 30 % haben bereits erfolgreich Menschen aus Drittstaaten ausgebildet. Doch es bestehen viele Hürden: 71 % berichten über Sprachbarrieren, 62 % über bürokratische Hindernisse – von der Visumsvergabe bis zur Anerkennung von Verträgen. Hinzu kommen Probleme bei der Wohnungssuche.
Was ihr tun könnt: Begleitet internationale Auszubildende aktiv – durch Mentoring, Unterstützung beim Spracherwerb und alltägliche Integration im Betrieb. Ihr könnt mithelfen, dass Willkommenskultur nicht nur ein Schlagwort bleibt.
Die duale Ausbildung braucht neue Impulse, innovative Modelle und engagierte Mitstreiter*innen. Die JAV kann dabei zur treibenden Kraft werden – als Sprachrohr der Auszubildenden, als Partnerin der Ausbildungsbetriebe und als aktive Gestalterin einer zukunftsfähigen Ausbildung. Jetzt ist der richtige Moment, Verantwortung zu übernehmen.